Gelsenkirchen-Schalke. . Schalke contra BVB: Bei „Bosch“ wurde über Respekt und Rivalität beim Fußball diskutiert. Eingeladen hatte die Bistumsakademie „Die Wolfsburg“.

Wörtlich genommen ist Feindesliebe in der modernen Gesellschaft kaum denkbar, so der Tenor einer Diskussion in der Schalker Fan-Kneipe „Bosch“. Gerade im Fußball seien Respekt und Fairness das Maß für einen guten Umgang, auch mit gegnerischen Fans.

Trend, „immer mehr das Trennende zu betonen“

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer beklagt zunehmende Aggressivität in der Gesellschaft. „Das gilt nicht nur für politische Diskussionen“, auch bei Debatten innerhalb der Kirche „sind wir da keineswegs vorbildlich“, sagte der hochrangige Bistumsvertreter bei der Gesprächsrunde in Gelsenkirchen. „Da gibt es gelegentlich einen Tonfall, bei dem ich wirklich erschrocken bin und denke: Wir sind doch Christen!“ Es gebe einen Trend, „immer mehr das Trennende zu betonen.“

Pfeffer sprach bei der Podiumsdiskussion „Zumutung Feindesliebe“, zu der die Bistums-Akademie „Die Wolfsburg“ in die Fußball-Kneipe „Bosch“ an der Schalker „Glückaufkampfbahn“ eingeladen hatte. Am Beispiel der Fans von Schalke 04 und Borussia Dortmund wollte Akademie-Dozent Jens Oboth der Frage nachspüren, wie praxisrelevant das christliche Gebot „Liebet eure Feinde!“ im Ruhrgebiet des 21. Jahrhunderts ist. So einträchtig die Fans der beiden rivalisierenden Vereine im Clubraum von „Kuzorras Enkel“ beieinander saßen, so schnell wurde in der Diskussion deutlich, dass es an Feindbildern beim Fußball nicht mangelt.

Im Sport gibt es feste Regeln

Dabei sei es mit der „Feindschaft“ mit den Lokalrivalen gar nicht so einfach, sagte Markus Mau, Leiter des Schalker Fanprojekts: „Wie oft habe ich den Dortmundern schon den Abstieg gewünscht, aber die erste Liga würde doch nicht mehr so viel Spaß machen, wenn die beiden Revierderbys in jeder Saison fehlen würden.“ Und der Sozialpsychologe Radeep Chakkarath von der Ruhr-Uni Bochum ergänzte: „Das Paradoxe an Fußballfans ist doch: Da können sich Leute nicht leiden, die dieselbe Liebe verbindet.“

Gemeinsame Feindbilder über Club-Grenzen hinweg

Maus Dortmunder Kollege Thilo Danielsmeyer verwies denn auch auf gemeinsame Feindbilder, die Fußballfans über Club-Grenzen hinweg teilen, zum Beispiel die Polizei. Fußball sei im Übrigen ein Beispiel, wo Respekt alleine nicht ausreicht. „Im Sport gibt es Regeln – hier ist Fairness entscheidend“, so Chakkarath.