Gelsenkirchen. . Stammgast Wolfram Doerner hat sein Herz an das S04-Vereinslokal verloren. Hier an der Glückaufkampfbahn klönt er mit Freunden und schaut die Spiele.

Er ist zwar nicht in Gelsenkirchen geboren, lebt aber seit 35 Jahren in der Stadt: Wolfram Doerner. „Ich bin schon sehr regelmäßig hier. Meist, wenn ich Frühschicht habe und jeden Sonntag. Dann wird immer um Punkt 11.04 geknobelt“, erzählt der Stammgast, während er sein Pils bei „Bosch“, d a s S04-Vereinslokal auf der Schalker Meile, genießt.

Von der Terrasse und der Eingangstür aus hat man einen guten Blick auf die legendäre Glückaufkampfbahn. 1927 errichtet, diente sie bis zum Bau des Parkstadions 1973 als Heimspielstätte des FC Schalke 04. Mittlerweile wird die Rasenfläche meist nur noch für Benefizspiele oder für die Spiele des Vereins Teutonia Schalke genutzt. Auch die populären Mythos-Touren führen regelmäßig über das geschichtsträchtige Gelände.

Auch wenn Bosch kein Lokal mehr ist, das von den Schalke-Spielern besucht wird, wird hier die blau-weiße Tradition gelebt. Viele Fußballfans aus anderen Städten reisen an, um hier die Gedenktafel von Ernst Kuzorra und alte Mannschaftsfotos zu bestaunen und Schalkes Geschichte hautnah mitzuerleben. „Hier treffe ich mich meist mit Kollegen oder unterhalte mich mit Ronny, dem Besitzer“, erzählt der 59-jährige Stammgast Wolfram Doerner, der seit sechs Jahren auch passives Mitglied bei Teutonia ist.

"Kein eingefleischter Fußball-Fan"

Dass sich ein Dortmund-Fan hier im Lokal nicht sehr wohlfühlen würde, sieht man sofort: Eine ganze Wand ist verziert mit dem Stadtwappen, dem Schalke-Logo und dem Wort „Gelsenkirchen“ – selbst die Tischdecken sind königsblau und die Blumentöpfe auf den Tischen. Lampen, Gemälde, Fotos und Dekoration komplettieren den blau-weißen Patriotismus. Doerner blickt in die Runde und sagt: „Eigentlich ist das mein erstes Stammlokal. Vorher bin ich nur sporadisch in Kneipen gegangen, immer auf eine Cola. Mit 39 Jahren habe ich angefangen, Bier zu trinken. Das hat mir früher einfach nicht geschmeckt.“

Ein Erlebnis in der Kneipe blieb Wolfram Doerner, der seit 25 Jahren an der Essener Universität als Hausmeister arbeitet, besonders im Gedächtnis: „Und zwar die WM 2006. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ausgelassen die englischen Fans mit uns feierten. Die haben irgendwann sogar auf den Tischen getanzt. Auch mit den Mexikanern war es sehr lustig, trotz der hartnäckigen Verständigungsprobleme.“

Obwohl er, wie Doerner selbst sagt, „kein eingefleischter Fußball-Fan“ ist, schaut er sich Heim- und Auswärtsspiele bei Bosch auf der Leinwand an. Und das in fachkundiger Runde, immerhin treffen sich hier auch Fanclubs regelmäßig in der Kneipe, die seit 2004 von Lydia und Ronald Marcinkowski geleitet wird. „Zum Beispiel ist Ernst Kuzorras Enkel hier jeden ersten Freitag im Monat mit seinem Fanclub Gast.“ Ein besonderer Service: Seit 30 Jahren fährt der „Bosch-Bus“ die Schalke-Jünger zu den auswärtigen Fußballspielen.

Wolfram Doerner schwört übrigens auch auf „die gutbürgerliche Küche“ im Bosch. Von Pommes mit Schnitzel bis hin zu Bratkartoffeln und Erbsensuppe – die Palette ist breit und reviertypisch. Sogar TV-Koch Horst Lichter sei hier schon bereits vorbeigekommen und hätte die Ruhrgebiets-Currywurst getestet. Sein Fazit nach dem Verzehr soll gewesen sein: „So stelle ich mir eine echte Currywurst vor.“