Gelsenkirchen/Westerholt. . Donnerstag ist Stammtischtag – mit Kaffee und belegten Brötchen, mit ewig jungen Kalauern, mit Dönekes und festen Regeln. „Von Krankheiten wollen wir hier nix wissen. Wenn einer anfängt, über Tabletten zu reden, der fliegt raus“, sagt Herbert Dwors und lacht breit. Die Herren neben ihm im Bergkittel nicken zustimmend. Dabei sind alle in einem Alter, in dem sonst gerne und oft über Zipperlein und Beschwerden geredet wird – an diesem Morgen so ab 60 Lebensjahre aufwärts bis tief in die 80er. Doch die Themen sind andere und doch immer gleich: „Erstmal wird gefördert“, sagt Dieter Ranz, also über den Pütt gesprochen, „dann über alles andere...“

Donnerstag ist Stammtischtag – mit Kaffee und belegten Brötchen, mit ewig jungen Kalauern, mit Dönekes und festen Regeln. „Von Krankheiten wollen wir hier nix wissen. Wenn einer anfängt, über Tabletten zu reden, der fliegt raus“, sagt Herbert Dwors und lacht breit. Die Herren neben ihm im Bergkittel nicken zustimmend. Dabei sind alle in einem Alter, in dem sonst gerne und oft über Zipperlein und Beschwerden geredet wird – an diesem Morgen so ab 60 Lebensjahre aufwärts bis tief in die 80er. Doch die Themen sind andere und doch immer gleich: „Erstmal wird gefördert“, sagt Dieter Ranz, also über den Pütt gesprochen, „dann über alles andere...“

Im Schlagschatten des Westerholter Schlosses

Voller Erinnerungen an den Bergbau steckt das kleine Vereins-Museum auf zwei Etagen.
Voller Erinnerungen an den Bergbau steckt das kleine Vereins-Museum auf zwei Etagen. © Joachm Kleine-Büning

Ehemalige Hauer, Maschinenhauer und Wettersteiger, Fahrsteiger und Elektriker sitzen am langen Tisch im kleinen Bergbaumuseum Mühlpforte im Schlagschatten des Westerholter Schlosses. Rundum reihen sich Erinnerungsstücke an den Bergbau: Alte Stiche, Karten, Medaillen, Schlägel und Eisen, Grubenlampen, eine monströse Stechuhr, Kohlebrocken mit Kumpel-Skulpturen. Über allem thront eine Heilige Barbara, die Schutzheilige der Bergleute. Alle hier vereint eine gemeinsame Arbeits-Vergangenheit und aktuelles Vereinsleben. Gearbeitet haben sie auf Bergmannsglück, auf Westerholt. Zusammen sind sie im Knappenverein St. Barbara Bergmannsglück/Westerholt.

Höchstes Fest ist die Barbarafeier

1993, vor 25 Jahren, wurde er gegründet und ist der jüngste Knappenverein in der Region. Sechs der Gründungsmitglieder leben noch. Die meisten waren damals in der Grubenwehr und fragten sich, was nach dem Pütt, nach der aktiven Zechenzeit kommen sollte. Beim Kegeln traf man sich ohnehin schon regelmäßig. Doch dann wurde dort die Zahl der Mitkegler langsam zu groß. „Da haben wir überlegt: Lasst uns doch einen Knappenverein gründen“, sagt Georg Wagner. Zum Start hatte er 14 Mitglieder, zwischendurch mal 128, aktuell sind es 99 – und Nachwuchs macht sich rar.

Schüler sind gern gesehene Besucher

„Wir halten hier die Tradition und das Brauchtum aufrecht und wollen zeigen, wie es mal im Bergbau war.“ Schulklassen oder Kindergärten sind gern gesehene Besucher. „Wir haben aber auch eine Radfahrergruppe, die regelmäßig kommt“, sagt der Vorsitzende Kunibert Kiehne.

© Joachim Kleine-Büning

Jahrestreffen, Ausflüge und Besuche stehen auf dem Vereinskalender. Höchstes Fest im Jahr ist die Barbarafeier, stets am 4. Dezember. Nun, heuer könnte ihr das Jubiläum den Rang ablaufen. Samstag wird groß gefeiert. Natürlich ist das Fest diesmal auch Stammtisch-Gespräch. Wer baut mit auf, wer hat noch was zu organisieren, wer hilft hinterher beim Abbau? Die letzten Details werden abgestimmt. In Eigenregie stemmen die Vereinsmitglieder das Fest, die Verpflegung. Anpacken, das kennen sie. Unter Tage. Und in der Freizeit. Das kleine Museum haben sie aus Brandruinen auferstehen lassen, gemauert, Fachwerkgebälk gesetzt, Dachsparren vernagelt, den Innenausbau realisiert. Das handwerkliche Geschick brachten sie förmlich aus dem Pütt mit.

Abschied nehmen von einem ehemaligen Kollegen

Ein paar Vereinsmitglieder müssen Donnerstag früher die Runde verlassen. Eine Beerdigung liefert den traurigen Anlass. Abschied nehmen heißt es von einem ehemaligen Kollegen. Am Stammtisch war das kurz Thema. „Man freut sich ja immer, dass man noch lebt“, sagt Peter Komenda. Alle schätzen dieses „gemütliche Zusammensein. Und am Schönsten ist es immer, wenn Schalke gewonnen hat.“

Das letzte Abendmahl unter Tage ist ein ganz besonderes Ausstellungsstück des Knappenvereins.  Das Bild malte der mittlerweile verstorbene Helmut Dellmann.
Das letzte Abendmahl unter Tage ist ein ganz besonderes Ausstellungsstück des Knappenvereins. Das Bild malte der mittlerweile verstorbene Helmut Dellmann. © Joachm Kleine-Büning

„Samstagabend werden wir erstmal durchpusten, Sonntag treffen wir uns zum Abbauen“, sagt Kiehne. Und nächsten Donnerstag, 10 Uhr? „Gibt es die Kritiken“, tönt einer in der Runde. Hauptsache, keiner spricht über Krankheiten.

>> Das Festprogramm zum Jubiläum

Begangen wird das Jubiläum am Samstag, 16. Juni, im kleinen Museum an der Mühlpforte, Schloßstraße 2 a, in Westerholt. Um 11 Uhr ist in der nahen Kirche ein Gottesdienst. Um 10.30 Uhr ziehen die Vereinsmitglieder, verstärkt durch zahlreiche Knappen-Delegationen, durch Alt-Westerholt. Ab 12 Uhr wird an der Mühlpforte gefeiert.