Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Nordsternpark hat sich zu Pfingsten in eine Metal-Party verwandelt. Auf der Kanalbühne standen Szenegrößen wie Armored Saint.

Wenn im bunt blühenden Nordsternpark auf einmal Schwarz die vorherrschende Farbe ist, ist es wieder so weit: Die Fraktion hart und härter feiert beim alljährlichen Rock Hard Festival. Drei Tage lang ging zu Pfingsten die Metal-Party über die Kanalbühne, auf der sich Szenegrößen wie Armored Saint, Tiamat oder Overkill die Gitarren in die Hand gaben.

Schon am Freitagabend fieberten die Kuttenträger dem Auftritt der Lokalmatadore von Sodom entgegen. Der Gig war nämlich der erste für die neu zusammengestellte Mannschaft von Bandboss Tom Angelripper. „Bin ja mal gespannt, wie sich die Truppe so schlägt“, fragt sich Martin, der sich kurz vor der Show noch einmal am Bierstand erfrischt. „Aber eigentlich kann es ja nur gut werden.“

Sodom setzen beim Rock Hard Festival auf Klassiker ihrer Frühphase

Wurde es auch. Sodom warfen die Setlist der letzten Jahre fast komplette über Bord und setzten vor allem auf Klassiker ihrer Frühphase, die um ein paar selten gespielte Schmankerl angereichert wurden. Schon gleich am Anfang hagelte es „My Atonment“ und „Conqueror“ und im Laufe der Show gab’s dann auch noch „Tired and Red“ und „Silence is Consent“ auf die Ohren. Das kam an und so wurde flächendeckend das wallende Haupthaar geschüttelt, zahllose Crowsurfer segelten über das Publikum hinweg in den Bühnengraben. Klassischer Fall von Heimsieg.

Party beim Rock Hard Festival

1/292

Aber auch die anderen Bands (insgesamt traten von Freitag bis Sonntag 22 Kapellen im Amphitheater auf) machten ihren Auftritt zu etwas ganz besonderem. Gitarrenikone Uli Jon Roth zelebrierte die eigene Vergangenheit und brachte Scorpions-Klassiker aus den Siebzigern zu Gehör, die seine Ex-Band schon lange nicht mehr auf die Bühne bringt. Dabei brillierte der 65-Jährige an seiner berühmten Sky-Guitar, der er gefühlvolle Klänge entlockte, die man sonst nicht zu hören bekommt.

Rock Hard Festival ist für viele Fans wie ein metallisches Familientreffen

Nur einmal zeigte sich der Szeneveteran irritiert, als ein Ausflugsschiff mit zu lauten Technobeats tanzenden Partygängern hinter der Bühne vorbeischipperte. „Ist sowas überhaupt erlaubt?“, fragt Roth kopfschüttelnd, widmet sich dann aber lieber dem Hendrix-Klassiker „Little Wing“.

Auch interessant

Parookaville, Rock am Ring, Haldern Pop - das sind die Highlights der Festival-Saison 2018

Von Evgeniya Lukanova, Tatjana Tempel

Für die meisten Fans ist das Rock Hard Festival so etwas wie ein metallisches Familientreffen. Dirk, ein Hüne im ausgeblichenen Metallica-Shirt, berichtet: „Wir kommen jedes Jahr hierher und feiern ab Donnerstag auf dem Campingplatz.“ Wir, das sind in diesem Fall Rocker aus Freiburg, Stuttgart und München, die sich den Rest des Jahres über nicht sehen, zu Pfingsten aber gemeinsam im Nordsternpark campieren.

Ein Veteran ist auch André aus Herne, der von der ersten Ausgabe des Festivals im Jahr 2003 keine Ausgabe verpasst hat und mit rund 20 Freunden auf der Tribüne zu „March of the Saint“ von Armored Saint steil geht. „Dieses Jahr ist die Bandauswahl sehr nach meinem Geschmack, wobei das eigentlich auch egal ist“, befindet er. „Es ist jedes Jahr schon irgendwie das selbe, aber jedes Mail geil!“

Zum krönenden Abschluss donnerten Saxon Hits wie „Motorcycle Man“ ins Rund des Amphitheaters und als um kurz vor elf der letzte Ton verhallte und die Bühnenlichter ausgingen, war klar: Das Metal-Herz schlägt am Rhein-Herne-Kanal.