Gelsenkirchen. . Der Bochumer Markus Kowalczyk leitet jetzt die Agentur für Arbeit. Er hat mit Karl Tymister getauscht. Der Hildener arbeitet jetzt in Mettmann.

So einfach, so unspektakulär kann das gehen: Zwei Männer, beide 51 und in leitender Funktion, tauschen ihre Arbeitsplätze, verbringen fortan erheblich weniger Zeit mit langen, staugeprägten Fahrten zum Büro, gewinnen Zeit für Familie und Hobbys. „Wir haben beide sehr schöne Agenturen aufgegeben“, sagt Markus Kowalczyk, der neue Chef der Arbeitsagentur Gelsenkirchen/Bottrop.

Er und sein Vorgänger Karl Tymister sind seit Anfang April an neuen Orten im Einsatz: Der Bochumer Kowalczyk in Gelsenkirchen und der Hildener Tymister im Kreis Mettmann. Seine interne und externe Einstandstournee führt den neuen Chef der Arbeitsagentur auch in die WAZ-Redaktion. Auch wenn er mit seinem Vorgänger einen eins-zu-eins-Tausch vollzogen hat – auf die jeweilige Situation treffe das nicht zu. Wobei: „Auch im Kreis Mettmann gibt es den etwas problematischen Nordbereich etwa mit Velbert oder Heiligenhaus.“

Lösungen für Langzeitarbeitslose finden

Mit Blick auf die Arbeitslosenquote und die hohe Zahl der Langzeitarbeitslosen in Gelsenkirchen trage er „natürlich gerne den Gelsenkirchener Appell mit. Mir ist wichtig, für Gelsenkirchen Lösungen zu finden, um Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit zu bringen,“ betont Kowalczyk. Und macht so gar nicht den Eindruck, als sei er erst seit zwölf Tagen in GE.

Er setzt auf Bildungsgutscheine und abschlussorientierte Berufsausbildungen. Gute Erwerbsbiografien seien immens wichtig. Es geben etwa viele Betroffene, die viele Jahre in einem Unternehmen einen guten Job gemacht hätten, aber keine abgeschlossene Ausbildung nachweisen können. Im Falle von Arbeitslosigkeiten würden Bewerbungen dann genau daran scheitern. Die logische Konsequenz: „Wir müssen die formale Qualifikation nachholen, um diese Menschen wieder in die Arbeit einzubinden.“ Im Pflegebereich etwa seien Ausbildungsnachweise zwingend erforderlich.

Schüler bei Berufsorientierung an die Hand nehmen

Kowalczyk will den Hebel aber grundsätzlich schon viel früher ansetzen. „Ich möchte, dass mehr in die Schulen gegangen wird, dass wir mehr vor Ort sind und Schüler bei der Berufsorientierung an die Hand nehmen.“ Die Berufsberatung sei bei Schülern und Lehrern gleichermaßen anerkannt. „Das ist ein idealer Weg, Schülerinnen und Schüler in die Ausbildung zu begleiten“, sagt der 51-Jährige, der in seiner Freizeit übrigens Motorrad der Marke Bayrische Eleganz fährt.

Im Musiktheater war er schon, die schönste „Turnhalle“ der Republik kennt der ausgewiesene Schalke-Fan auch, erste Kontakte zur Politik hatte Kowalczyk bereits und in der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Arbeit hat er sich am Mittwoch persönlich vorgestellt. Jetzt ist der neue Agentur-Chef dabei, sich Bottrop zu erarbeiten. „Der dortige Geschäftsstellenleiter hat mir zum Amtsantritt alles aufgeschrieben, was wichtig ist.“

Sorgen um Infrastruktur im Umfeld von Prosper Haniel

Bottrop, die Stadt mit der letzten Zeche im Ruhrgebiet, die in diesem Jahr geschlossen wird und damit eine Ära beendet, die die ganze Region geprägt hat... Die Abwicklung von Prosper Haniel laufe gut, sagt Kowalczyk. Sorgen macht er sich um die Infrastruktur im Umfeld des Pütts. Da drohe in Folge der Zechenschließung sicher auch eine gewisse Arbeitslosigkeit. Wenn etwa kein Bergmann mehr vor oder nach der Schicht auf ein Brötchen mit Kaffee oder ein Bier zum Kiosk käme...

Die Arbeitsagentur ist vorbereitet.

> Info: Arbeitsstationen des neuen Agenturchefs

Der gebürtige Niederrheiner Markus Kowalzcyk war Reha-Berater bei der Agentur für Arbeit in Bochum, als deren Chef noch
Luidger Wolterhoff hieß. Er wechselte von dort als Geschäftsführer operativ nach Recklinghausen.

Im letzten Jahr in Recklinghausen war der zweifache Familienvater als Leiter der Agentur im Einsatz, bekam die Geschäftsstelle Gladbeck, die von GE getrennt wurde, dazu, bevor er in den Kreis Mettmann wechselte.