Bottrop. . 2018 ist auf Prosper-Haniel in Bottrop Schicht. Was danach mit dem Bergwerk geschieht ist unklar – die Zeche könnte als riesiger Stromspeicher dienen.
Die Schließung der letzten Zeche im Ruhrgebiet rückt näher. Ende 2018 soll Prosper-Haniel in Bottrop den Betrieb einstellen. Was danach mit dem Bergwerk im nördlichen Revier geschieht, ist bislang unklar. RAG-Chef Bernd Tönjes hat die Hoffnung, dass die Zeche auch nach dem Ende der Kohleförderung „einen Beitrag zur Sicherheit der Energieversorgung“ im Land leistet. Gemeinsam mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung treibt die RAG die Planungen für einen riesigen Stromspeicher unter Tage voran.
Machbarkeitsstudie prüfte Zechen in Marl und Bottrop
Die Idee ist nicht neu. Schon vor vier Jahren hatte das NRW-Umweltministerium eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Dabei wurden die Zechen Auguste Victoria in Marl und Prosper-Haniel in Bottrop als mögliche Standorte für ein Speicherkraftwerk untersucht. Eine Expertengruppe, die unter anderem mit Wissenschaftlern der Bochumer Ruhr-Universität und der Uni Duisburg-Essen besetzt ist, empfiehlt nun die Zeche Prosper-Haniel als geeigneten Ort für eine untertägige Großbatterie, die rund 450 000 Haushalte mit Strom versorgen könnte.
Der Standort in Bottrop sei grundsätzlich geologisch und technisch geeignet, sagte Professor André Niemann von der Uni Duisburg-Essen bei der Vorstellung des Gutachtens. Bislang gebe es weltweit keine solche Anlage. Die erforderliche Investitionssumme von 250 bis 300 Millionen Euro sei vergleichbar mit den Kosten für oberirdische Pumpspeicher-Kraftwerke. Von Vorteil sei, dass die Bergwerke nicht mühsam erkundet werden müssen. Ein Betrieb sei später mit einer kleinen Mannschaft von etwa 50 Beschäftigten möglich.
„Der Steinkohlenbergbau verfügt über die Infrastruktur und das Know-how, die für einen untertägigen Pumpspeicher erforderlich sind“, betonte auch RAG-Chef Tönjes. Für den schrumpfenden Kohlekonzern wäre die Großbatterie im Bergwerk ein grünes Vorzeigeprojekt. Bereits jetzt betreibt das Unternehmen, das in einigen Monaten von Herne in eine neue Zentrale in Essen umziehen will, eine Reihe von Windrädern und Photovoltaik-Anlagen auf ehemaligen Bergbauflächen.
Fallhöhe von bis zu 600 Metern
Derzeit existiere keine andere Technologie, die mit so hohen Wirkungsgraden eine so große Menge an Energie speichern kann wie Pumpspeicher-Kraftwerke, wird im NRW-Umweltministerium betont. Die Idee: Wenn viel Strom aus Wind und Sonne produziert wird, sichert die Anlage die Energie. Elektrische Pumpen sorgen dafür, ein Wasserbecken an der Erdoberfläche zu füllen. Bei hoher Stromnachfrage fließt das Wasser dann über Turbinen in ein tiefer gelegenes Speicherbecken ab und erzeugt so Elektrizität. Der Standort Prosper-Haniel biete eine Fallhöhe von bis zu 600 Metern.
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NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) ist ein Befürworter der Idee, das Bottroper Bergwerk „zum Kraftwerk und zur Batterie“ umzubauen. Die Finanzierung ist indes fraglich. Der Baukonzern Hochtief hatte ähnliche Pläne für Pumpspeicher-Kraftwerke über Tage unlängst begraben. Das Essener Unternehmen wollte im Kreis Lippe sowie in Thüringen und im Schwarzwald aktiv werden, kam aber letztlich zu dem Schluss: „Zum aktuellen Zeitpunkt können Pumpspeicherwerke in Deutschland nicht wirtschaftlich betrieben werden.“ Beispielsweise wird für Stromspeicher derzeit ein doppeltes Netzentgelt fällig. Die Projekt-Gesellschaften von Hochtief sind bereits liquidiert oder befinden sich in Abwicklung.
NRW-Umweltminister Remmel sieht unter anderem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) gefragt. „Es liegt nun in der Verantwortung der Bundesregierung, die Hemmnisse für den Ausbau dieser wichtigen Technologie zu beseitigen“, sagte Remmel. Stromspeicher seien auch mit Blick auf den Atomausstieg erforderlich. Schließlich sei es wichtig, Versorgungssicherheit zu schaffen, wenn die Kernkraftwerke vom Netz gehen. Nun sei ein guter Zeitpunkt, um die entsprechenden Investitionen zu tätigen.