Gelsenkirchen-Rotthausen. . Die Gastronomenfamilie Rath hat den Pachtvertrag für das Gelsenkirchener Restaurant gekündigt. Die geforderte Monatsmiete sei viel zu hoch.

Das Restaurant Kolpinghaus Rotthausen schließt am Monatsende. Die Gastronomenfamilie Rath hat den Pachtvertrag nach gut fünf Jahren gekündigt. Die Mietforderungen von 2745 Euro, die der Trägerverein Kolpinghaus e.V. stelle, seien in Rotthausen nicht zu erwirtschaften, so Vater Andreas Rath, der mit seiner Frau Luca und seinem Sohn Christian, dem Chef, das Restaurant führt.

Doch nicht allein wegen des Geldes habe man sich zu dem Schritt entschieden, sagt Andreas Rath: „Das Vertrauensverhältnis ist zerstört.“ Als Gastronom habe man in Rotthausen nur eine Chance, wenn alle mitziehen, auch der Verpächter. Doch diese Miete sei zu hoch. „Das Geld müssen sie mal in Schnitzel umrechnen“, sagt Rath, der seit gut 34 Jahren in der Branche arbeite. Und da wären Personalkosten noch gar nicht enthalten. Er räumt ein, dass der Verein seiner Familie von Anfang an mit einer deutlich verminderten Miete unter die Arme gegriffen habe, aber selbst zuletzt 1700 Euro seien unrealistisch hoch.

Kampf gegen hartnäckige Gerüchte

Indes kämpft der Verein Kolpinghaus Rotthausen gegen hartnäckige Gerüchte, dass für die Gaststätte eine exorbitant hohe Miete verlangt werde. „Diese Miete ist fair“, sagt Immobilienverwalter Johannes Mertmann, der zudem Mitglied der Kolpingfamilie ist. Die Gaststätte habe mit Kegelbahn über 450 Quadratmeter, hinzu kämen noch Lager- und Sozialräume. Ein zusätzlicher großer Saal könne auf Wunsch für 150 Euro genutzt werden, etwa für Hochzeitsfeiern, Firmenfeste oder die Inthronisierung eines Schützenkönigs. Mertmann betont, dass es sich um eine Bruttomiete handle, inklusive aller Nebenkosten. Auch sei das Restaurant komplett inventarisiert, „von der Kücheneinrichtung über die Tische bis zur letzten Gabel haben wir alles dem Pächter überlassen, so dass er keine eigenen Investitionen tätigen musste.“

Ohnehin stecke der Verein regelmäßig Geld in das Kolpinghaus, um es zu erhalten. „Ein vernünftiges Pachtverhältnis ist uns als Kolpingfamilie viel wichtiger als die letzte Mark“, sagt Mertmann, daher sei man der Familie Rath immer bei der Miete entgegengekommen, habe selbst dann aber nur verminderte Mietzahlungen erhalten und oft ganze Zahlungsausfälle zu beklagen gehabt. Noch immer gebe es Mietschulden. Letztlich sei aber das Ende der Kulanz erreicht gewesen, auch weil die Kolpingfamilie inzwischen den Eindruck habe, dass die Familie Rath die Gaststätte innerlich aufgegeben hatte, bevor sie den Vertrag kündigte.

Kaum Gäste unter der Woche

Ein Grund für die geringen Einnahmen, so Gastronom Andreas Rath, sei die Struktur des Stadtteils, wo viele ältere und arme Leute wohnen würden. „Dienstags, mittwochs und donnerstags hatten wir gar kein Geschäft, und auch den Mittagstisch mussten wir aufgeben.“ Da hätten selbst treue Stammkunden, Vereine und Firmenfeste nicht helfen können. Rath sei ein sehr guter Koch, räumt Johannes Mertmann ein, Klagen über das Essen habe nie gegeben. Er bricht jedoch eine Lanze für seinen Stadtteil: „In Rotthausen passiert viel. Es gibt durchaus das Publikum für solch eine Gaststätte.“ Der Standort könne nicht der Grund für die Schließung sein, doch sie steht fest.

„Das Restaurant aufzugeben, tut uns tierisch weh. Die Rotthauser haben uns herzlich aufgenommen. Es war eine schöne, geile Zeit“, sagt Andreas Rath. Ein neues Lokal hat die Familie nicht gefunden, Vater Andreas aber einen neuen Job, Chef Christian habe auch eine Arbeitsstelle in Aussicht, und zwei Aushilfen hätten sich umorientiert.

Der Verein Kolpinghaus Rotthausen sucht schnellstmöglich einen neuen Pächter an der Karl-Meyer-Straße 42, für eine Bruttomiete von gut 2000 Euro – anfangs gerne mit verminderter Pacht.

>>> Abschiedsfeier für treue Stammkunden

  • Donnerstag, 29. März, ist das Kolpinghaus Rotthausen, Karl-Meyer-Straße 42, das letzte Mal regulär geöffnet. Infos: www.kolpinghaus-rotthausen-rath.de
  • Am Ostersamstag, 31. März, ist geschlossene Gesellschaft. Dann verabschiedet sich Familie Rath mit einer Feier von ihren Stammkunden.
  • Potenzielle neue Pächter können sich bei Immobilienverwalter Johannes Mertmann melden: 0209 1 25 05