Gelsenkirchen. Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten spricht zum Internationalen Frauentag von Karrierefallen für Frauen. Erst Minijobs, dann kleine Rente.

Die Teilzeit und der Niedriglohn – in Gelsenkirchen ist beides weiblich: Noch immer sind hier 67 Prozent aller Teilzeit- und Minijobs in Frauenhand. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zum Internationalen Frauentag hingewiesen. Bei den rund 22 000 Teilzeit-Stellen in der Stadt liegt der Frauenanteil nach Angaben der Arbeitsagentur sogar bei 76 Prozent. Yvonne Sachtje, Geschäftsführerin der NGG Ruhrgebiet, spricht von einer „Karrierefalle“: Gerade in Hotels, Restaurants und Bäckereien seien Minijobs und Teilzeit-Verträge stark verbreitet. „Die Kellnerin in Vollzeit ist die Ausnahme“, so Sachtje. Wer jedoch 20 oder 25 Stunden arbeite, habe es beim beruflichen Aufstieg schwerer. Das gehe aus einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung hervor.

Danach sind für Teilzeit-Beschäftigte Gehaltszuwächse und Beförderungen seltener. „Bei der Bezahlung stehen Frauen weiterhin schlechter da als Männer.“ So verdienten, laut Statistischem Bundesamt, Frauen in Deutschland 21 Prozent weniger als Männer, im EU-Durchschnitt nur 16 Prozent.

Lohntransparenz erst ab 200 Beschäftigten

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„Es kann nicht sein, dass Paula nur deshalb auf bis zu mehrere Hundert Euro pro Monat verzichten muss, weil sie nicht Paul heißt.“ Zwar gebe es für Frauen in Gelsenkirchen seit diesem Jahr erstmals einen Rechtsanspruch darauf zu erfahren, was ein männlicher Kollege in ähnlicher Position verdient. Doch das Lohntransparenzgesetz gilt nur in Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten. „Davon hat kaum eine Köchin oder Bäckereifachverkäuferin im Kleinbetrieb etwas“, bemängelt Sachtje. Hier müsse die künftige Bundesregierung dringend nachbessern. Sollte die Politik nicht deutlich mehr gegen die Lohnungerechtigkeit unternehmen, dürfte sich nach Einschätzung der NGG auch die Altersarmut für Frauen in der Stadt verschärfen.

Auch für den Staat am Ende eine teure Sache

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„Geringere Löhne und kürzere Arbeitszeiten sorgen für magere Renten. Außerdem tragen Erziehungs- und Pflegezeiten dazu bei, dass nur wenige Rentenpunkte zusammenkommen“, erklärt Yvonne Sachtje. Ein Rentner erhält Bezüge von durchschnittlich 994 Euro im Monat, eine Rentnerin nur auf 576 Euro. Sachtje: „Am Ende ist das auch für den Staat eine teure Sache. Die öffentliche Hand muss dann Armutsrenten durch Grundsicherung im Alter und Zuschüsse fürs Wohnen aufbessern.“ Hinzu komme die Diskriminierung von Frauen. „Zotige Sprüche an der Theke sind da noch das Geringste.“

>>> Diskriminierung am Arbeitsplatz kommt noch dazu

>> Zu der Problematik, dass Frauen nach wie vor deutlich weniger verdienen als Männer in vergleichbarer Position, komme auch noch die Diskriminierung am Arbeitsplatz.

  • >> „In 80 Prozent aller Fälle von sexueller Belästigung geht die Gewalt von einem Mann aus“, sagt Yvonne Sachtje, Geschäftsführerin der NGG-Region Ruhrgebiet, und bietet Hilfe an.