Gelsenkirchen. . Bei dieser Spendengala gibt es Nahrung zum Nachdenken und Kultur zum Genießen statt Schampus und Austern: Das „Straßenfeuer“ ist eben besonders.

Gleich zwei Jubiläen wurden am Sonntag bei Norbert Labatzkis Spendengala „Straßenfeuer“ im Hans-Sachs-Haus zugunsten der beiden Obdachlosenhilfen „Gelsenkirchen packt an/Warm durch die Nacht“ und dem Verein Arzt Mobil begangen – aber es gab noch viel mehr Gründe zu feiern. Die magische 10 000-Euro-Grenze zu übertreffen war der Wunsch des „Universalgenies“ Labatzki. Es müsste geklappt haben.

Der Mann, der zur fünften Spendengala einlud (erstes „Jubiläum“), ist Musiker, Komiker, Sänger, Schriftsteller und vieles mehr. Allein am Sonntag spielte er souverän Gitarre, Mundharmonika, Klezmer-Klarinette und Saxophon. Außerdem nahm er schon beim Einlass den Gästen an der Garderobe die Mäntel ab – um dann wie der Blitz auf die Bühne zu sprinten.

Ein charmantes, witziges und berührendes Programm

Volles Haus: Schon eine Stunde vor Beginn der Gala hatten Besucher Schlange gestanden, um dabei sein zu können.
Volles Haus: Schon eine Stunde vor Beginn der Gala hatten Besucher Schlange gestanden, um dabei sein zu können.

Zweites Jubiläum: Der Verein Arzt Mobil leistet seit genau 20 Jahren die medizinische und psychosoziale Betreuung für Wohnungslose und Drogenkranke in Gelsenkirchen. Vereins-Vorstand Wolfgang Nolte erhielt viel Beifall für seine Schilderungen, was das Team leistet. Auch wenn er sich dankbar für die finanzielle Zuwendung durch die Spendengala zeigte, gab es auch Applaus für seine Feststellung: „Diese Eintrittskarte ist kein Ablassbrief.“

Hinschauen, zuhören, Hilfe anbieten ohne zu bedrängen, das alles leisten auch die Teams von „Warm durch die Nacht“ des Vereins „Gelsenkirchen packt an“. Dessen Vertreterin traf ebenfalls den Nerv der Zuhörer, als sie berichtete, wie es so ist, vier bis fünf Mal abends pro Woche mit dem Bollerwagen voller heißer Suppe, Kaffee, Wasser, Kondome, Pflaster und vor allem freundlichen Worten nachts in Gelsenkirchen unterwegs zu sein. „Man sieht sich um, vermisst jemanden und fragt sich, ob er überlebt hat.“ Trotz der eisigen Temperaturen der letzten Tage gab es Entwarnung. „Wir haben in diesem Winter bisher keinen verloren.“

Die Spendengala hat Strahlkraft

Die Spendengala „Straßenfeuer“ hat Strahlkraft. Schon eine Stunde vor Beginn standen die Zuschauer geduldig Schlange, um eingelassen zu werden. Mehr Stühle mussten herangeschafft werden. „Es kommen immer mehr Leute“, freute sich der Initiator Norbert Labatzki.

Es wurde ein charmantes, witziges, berührendes Programm, obwohl einiges anders lief als geplant. So hatte nur zwei Stunden vorher der beliebte Flamenco-Gitarrist Rafael Cortés erkrankt absagen müssen. Der sehens- und hörenswerte Ersatz bestand zum einen aus dem Gitarristen Roger van Triel und Labatzki, die beispielsweise dessen Song „Wann wird’s endlich Frühling“ interpretierten. Dann spielten die beiden noch unglaublich schöne Klezmer-Musik, um schließlich mit der Jazz-Sängerin Daniela Rothenburg Klassiker wie „My funny Valentine“ zu interpretieren. Herrlich komisch der Tipp der Lady: Männer, kauft eurer Frau etwas, das glitzert und funkelt. Gedichte und frisch gepflückte Wildblumen sind okay, werden aber sehr überschätzt.

Krönender Abschluss: Hagen Rether

Verspätet, aber großartig auch der Auftritt von Michael Dahmen, Bariton am Musiktheater, und seiner Begleiterin am Klavier, Jura Yung, mit ihrem musikalischen Ausflug zu den Comedian Harmonists und der „Lustigen Witwe“.

Krönender Abschluss war der Auftritt von Hagen Rether. Nach Herbert Knebel, Fritz Eckenga und Bastian Bielendorfer kam ein echtes Schwergewicht der Satirikerzunft. Kann Rether eigentlich anders als in Höchstform menschliche Schwächen bloß legen? Dass sich der Mann mit dem Pferdeschwanz nicht wie viele andere darauf beschränkt, Politiker generell anzugreifen, passte gerade nach den Wochen des absurden Ringens um eine GroKo passgenau. Rether fordert im reichen, sicheren Rechtsstaat Deutschland mündige Bürger auf, ihre Verantwortung anzunehmen. In alle Landesparlamente und den Bundestag seien rechtsextreme Parteien eingezogen. „Na, und. Dann müssen unsere anderen gewählten Abgeordneten sich mal anstrengen und ihr Sitzungsgeld verdienen.“