Gelsenkirchen. . Arzt Mobil e.V. feiert das 20-jährige Bestehen. Bei der Gründung stand die medizinische Versorgung von Menschen auf der Straße im Vordergrund.

20 Jahre Arzt Mobil und fünf Jahre Spendengala „Straßenfeuer“ – das macht zusammen 25. Numerisch also ein (fast) echtes Jubiläum, das am 4. März im Hans-Sachs-Haus groß gefeiert werden soll. Von „Straßenfeuer“-Initiator und -Organisator Norbert Labatzki für das Arzt Mobil, dessen Arbeit auch durch Spenden finanziert wird.

20 Jahre Arzt Mobil, das sind auch zwei Jahrzehnte Gelsenkirchener Erfolgsgeschichte zu Gunsten Obdachloser und abhängiger Menschen. Nach anfänglichen finanziellen Unabwägbarkeiten ist die Arbeit des heute siebenköpfigen Teams und eines agilen Vorstands längst zu einer festen, beständigen Größe geworden.

Medizinische Versorgung sicherstellen

Zurück auf Anfang. In einem Gespräch zwischen dem Mediziner Wolfgang Nolte, der eine Praxis im „Königreich Haverkamp“ hatte, seinem in Ückendorf niedergelassenen Kollegen Grütters und Stadträtin Vera Kestermann-Kuschke wurde die Idee für eine mobile Obdachlosen-Hilfe 1998 geboren, um die medizinische Versorgung der Menschen auf der Straße sicherzustellen. Ein Konzept musste her.

Sozialdezernentin Kestermann-Kuschke, erinnert sich Nolte augenzwinkernd, habe seinerzeit gesagt, sie habe da einen „AB-Mann“. Der hieß Wilfried Reckert, investierte viel Zeit in Konzept und Aufbau von Arzt Mobil – und los ging’s.

Anfangs wechselndes Personal

Dr. Wolfgang Nolte ist Vorsitzender des Vereins Arzt Mobil e.V.
Dr. Wolfgang Nolte ist Vorsitzender des Vereins Arzt Mobil e.V. © Jörg Schimmel

„Wir arbeiteten anfangs mit Fördermitteln des Landes, die aber immer nur für ein Jahr bewilligt wurden“, sagt Wolfgang Nolte. Das hieß: „Alle mussten sich zum Jahresende arbeitslos melden.“ Die Folge: Arzt Mobil hatte in den Anfängen wechselndes Personal. Der erste Arzt etwa war schon nach anderthalb Jahren wieder weg. Maria Behling kam 2000 – und blieb. Weil gerade für dieses Betreuungsklientel sind feste Ansprechpartner, zu denen man Vertrauen entwickeln könne, äußerst wichtig.

Gespräche in Arztpraxen

Dann sei die Stadt auf Arzt Mobil zugekommen. „Könnt ihr euch um Drogenabhängige und psychosoziale Begleitung kümmern?“ Und ob. „Wilfried Reckert saß schon im Vorzimmer von Sozialdezernentin Henriette Reker“, so Nolte, als man ein weiteres Konzept entwickelt habe: Niedergelassene Ärzte, die Methadon verschrieben, wurden angesprochen – und die Sozialarbeiterinnen von Arzt Mobil bekamen dafür in den Praxen Räume. Das Gute: „Die Sozialarbeiterinnen sind seit Jahren fest dabei.“

Seit 2008 sind auch Streetworkerinnen dabei

Noch ein weiteres Mal klopfte die Stadt dann 2008 an: Ob Arzt Mobil nicht in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Streetworker beschäftigen könne? Konnte man. Mit zwei Frauen ging man an den Start. „Die Stadt hat die Arbeit durch eine dritte Stelle gewürdigt“, sagt Mediziner Nolte, Vorsitzender des Vereins Arzt Mobil. „Die Szene ist abgedeckt und es herrscht Ruhe.“ Obdachlose von der Straße oder clean zu kriegen sei, sagt er, ein hehres Ziel, „das geht nicht“. Was indes funktioniert und die Arbeit des Vereins über Gelsenkirchens Grenzen hinaus auszeichnet: „Wir helfen, dass sich die Menschen im Leben zurecht finden.“

>>> Info: Einsatz-Standorte und Termine

Aufsuchende medizinische Hilfe leistet Ärztin Maria Behling vom Arzt Mobil an drei verschiedenen Standorten jeweils in der Zeit von 11 bis 13 Uhr: montags und freitags am Wilhelm-Sternemann-Haus, dienstags am Weißen Haus und donnerstags am Regenbogenhaus.

Die Sprechzeiten der drogentherapeutischen Ambulanz an der Caubstraße 28 sind montags, dienstags, mittwochs von 13.30 bis 15 Uhr, donnerstags von 13.30 bis 18 Uhr sowie freitags von 9 bis 10.30 Uhr.