gelsenkirchen-Buer. . Die Permactum GmbH, alleiniger Gesellschafter von zehn Schlatholt-Schuhhaus-Filialen, hat einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht gestellt.

Der Einzelhandel in Buer kommt nicht zur Ruhe: Während die City nach der Aufgabe der zwei Sinn-Leffers-Modehäuser 2016/17 mit einem Frequenz-Rückgang ringt, sorgt das Traditions-Schuhhaus Schlatholt für Negativ-Schlagzeilen. Die Permactum GmbH, die im vergangenen Sommer alle zwölf Filialen übernahm, hat beim Amtsgericht Gelsenkirchen einen Insolvenzantrag eingereicht. Zwei der drei Standorte in Buer – „Tamaris“ am Goldbergplatz sowie der „SB-Schuhmarkt“ an der unteren Hochstraße – wurden vor einigen Tagen geschlossen.

„Das Geschäft Ende 2017 blieb unterhalb der Erwartungen. Dies war so nicht vorhersehbar“, begründete Geschäftsführer Thomas Schmelzer auf WAZ-Anfrage die finanzielle Schieflage von Permactum ein halbes Jahr nach der Übernahme der Standorte. Er betonte aber: „Wir arbeiten an einer Fortführungslösung. Es sind keine Filialschließungen und keine Entlassungen geplant.“

Schließung von „Tamaris“ keine Insolvenzfolge

Taschen und Koffer statt Schuhe: Doro und Marc Decker eröffneten am Samstag ihren „Work and Travel“-Laden im früheren SB-Schuhmarkt an der Hochstraße.
Taschen und Koffer statt Schuhe: Doro und Marc Decker eröffneten am Samstag ihren „Work and Travel“-Laden im früheren SB-Schuhmarkt an der Hochstraße.

Das Aus von „Tamaris“ und des „SB-Schuhmarkts“ sei keine Folge des Insolvenzverfahrens, sondern schon länger vorgesehen gewesen. „Wir haben die auslaufenden Mietverträge nicht verlängert, weil wir uns mit den Vermietern auf keine niedrigere Miete einigen konnten.“ Das Verhältnis von Miete und Umsatz habe in keinem akzeptablen Verhältnis mehr gestanden, so Schmelzer weiter. Die Mitarbeiter seien auf andere Filialen verteilt worden. Derzeit beschäftigt Schlatholt insgesamt 100 Voll- und Teilzeitkräfte an nun noch zehn Standorten in Gelsenkirchen (2), Hagen (2), Dinslaken (2), Herne, Castrop-Rauxel, Duisburg und Lünen.

Gute Aussichten für die Rettung, Gehälter gesichert

Dass die Sanierung des Unternehmens „durchaus möglich, gewollt und realistisch ist“, davon ist Rechtsanwalt Robin Schmahl überzeugt. Er bearbeitet den Fall im Auftrag der Kanzlei Marc d’Avoine Wuppertal. „Die Standorte sollen ebenso fortbestehen wie die Zahl der höchst engagierten Arbeitnehmer. Die Gehälter sind gesichert.“ Der Ruf von Schlatholt in der Branche sei gut, weshalb er die Perspektiven auf eine Rettung optimistisch bewerte. Schmelzer soll als Geschäftsführer weiter im Amt bleiben.

Schlatholt gerät nach 2016 zum zweiten Mal in wirtschaftlich schwieriges Fahrwasser. Das Unternehmen hatte damals im Zuge eines Schutzschirmverfahrens vor dem Amtsgericht Essen einen Sanierungsplan in Eigenverwaltung entwickelt und sich von sieben Filialen getrennt. Mit der Übernahme durch die Permactum GmbH befand es sich in einem Regelinsolvenzverfahren.

„Work and Travel“ statt Leerstand

Während das frühere „Tamaris“-Ladenlokal leer steht, hat Immobilien-Eigentümerin Doro Decker für den einstigen „SB-Schuhmarkt“ eine Zwischenlösung entwickelt: Am Samstag eröffneten sie und ihr Sohn Marc unmittelbar neben ihrem Lederwaren-Geschäft „Droste“ einen Taschen- und Koffer-Handel unter dem Namen „Work and Travel“. „Damit will ich einerseits einen Leerstand in so zentraler Lage vermeiden, andererseits aber auch ein nicht so hochpreisiges Sortiment anbieten.“ Optimal wäre es, einen Café-Betreiber für das Lokal mit einer Gesamtfläche von 450 Quadratmetern zu finden. Ein Mode-Geschäft im Erdgeschoss und Büros im Obergeschoss seien Plan B.

Traditionsschuhhaus mit Sitz in Buer

>> Das Schuhhaus Schlatholt hat eine lange Tradition: 1889 eröffnete Hermann Schlatholt das erste Geschäft auf der Hochstraße.

>> 1999 kaufte Thomas Schmelzer die GmbH & Co. KG; er führt die Geschäfte. 2015 existierten noch 22 Standorte. 2017 übernahm die Permactum GmbH die verbliebenen zwölf Filialen.