Wattenscheid. Schuhgeschäft Schlatholt verlässt nach über 70 Jahren Wattenscheid. Käuferfrequenz und Kundenbindung geringer geworden. Konkurrent Internet
Es ist ein Traditionshaus – und gefühlte 100 Jahre in Wattenscheid präsent: Das Schuhhaus Schlatholt an der Oststraße 20 schließt. Jetzt läuft der Räumungsverkauf, bis Mitte April will die Filiale aus dem Ladenlokal ausgezogen sein. Die WAZ sprach mit Thomas Schmelzer, Inhaber und Geschäftsführer des Schlatholt-Unternehmens mit Hauptsitz in Gelsenkirchen-Buer, über die (Hinter-)Gründe und über Wattenscheid als Geschäftsstandort.
Seit über 70 Jahren ist das Schuhhaus in der Innenstadt ansässig. „Immer im gleichen Ladenlokal“, so Thomas Schmelzer. „Aber jetzt geht die lange Geschichte zu Ende.“ Seit gut zwei Jahren schon überlege das Unternehmen, wie und ob die Wattenscheider Filiale weitergeführt werden könne. „Die Entscheidung hat ihre Zeit gebraucht.“ Und: „Wir haben alles versucht. 2002 haben wir das Geschäft umgebaut, wir wollten auch die Fläche erweitern, haben dies aber dann gelassen.“
Miete nicht mehr zu erwirtschaften
Der Standort Wattenscheid lohnt sich für das Schuhhaus nicht mehr, ist verlustreich. Und das habe mehrere Gründe. Schmelzer: „Die Miete ist nicht mehr zu erwirtschaften. Hinzu kommt der Strukturwandel im Handel. Das Internet ist ein großer Konkurrent geworden, hat teils für eruptive Veränderungen gesorgt; gerade bei der jüngeren Generation.“ Das Schuhhaus biete Beratungs- und Servicequalität an, doch würden Schuhe probiert und dann im Internet bestellt.
Thomas Schmelzer räumt aber auch ein, dass die Käuferfrequenz in Wattenscheid nachgelassen habe und die Kundenbindung hier immer geringer geworden sei. Leider habe auch das geschäftliche Umfeld in diesem Bereich der Oststraße „keinen neuen Schwung“ für die Schlatholt-Filiale gebracht.
Im Geschäft sind sechs Mitarbeiter/innen auf unterschiedlicher Stundenbasis beschäftigt. Schmelzer: „Wir werden versuchen, eine sozialverträgliche Lösung für alle zu finden und sie etwa im Unternehmen unterbringen.“ Und er gibt zu: „Wir gehen hier mit einem weinenden Auge, der Rückzug aus Wattenscheid, wo wir so lange am Platz waren, tut weh.“
125 Jahre – so lange gibt es schon das Traditionsschuhhaus Schlatholt aus Gelsenkirchen. Die über 20 Filialen blicken also auf eine lange Geschichte zurück. Denn bereits 1889 gründete Hermann Schlatholt sein erstes Schuhgeschäft in Gelsenkirchen-Buer. Hier sitzt auch das Herz des Unternehmens. 1922 wurde die erste Filiale in Gladbeck eröffnet und in den folgenden 30 Jahren eröffneten die Geschäfte u.a. in Hagen, Castrop-Rauxel, Wattenscheid, Herne, Lünen, Haltern und Lüdenscheid. Auf der Internetseite des Schuhhauses ist die Filiale an der Oststraße 20 noch aufgeführt.