Gelsenkirchen-Buer. . Die SPD Buer-Mitte I hat mit ihrem neuen Vorsitzenden Daniel Schliefke einen Generationswechsel eingeleitet. Der Student will Teamarbeiter sein.
Mit harten Bandagen kämpfen: Dass das auch in der Kommunalpolitik nötig ist, weiß Klemens Wittebur, SPD-Fraktionssprecher in der Bezirksvertretung Nord, nur zu gut. Was seinen Nachfolger im Amt des Vorsitzenden der SPD Buer-Mitte I angeht, hat er da keine Sorge: Daniel Schliefke (29) hält sich als Hobby-Boxer im Verein Rot-Weiß Buer fit. Die Kunst, austeilen und einstecken zu können, sollte er also beherrschen. Und in der Tat redet der Bochumer Student der Sozialwissenschaften gerne Klartext – ob nun zur Markthalle, Parkpalette hinter dem Kunstmuseum oder Großen Koalition.
Bei den Genossen seines Ortsvereins kommt dieser Stil offenbar gut an: 30 Mitglieder stimmten für den Mitarbeiter der Landtagsabgeordneten Heike Gebhard, drei enthielten sich. Insgesamt zählt der Verein 158 Personen. Die Schliefke bereis seit Jahren kennt: 2005 trat er in die SPD ein, seit 2006 engagiert er sich im Ortsvereins-Vorstand.
„Ich stehe für Teamarbeit, nicht für Basta-Politik“
Da sollten sie wissen, „dass das mit mir keine One-Man-Show wird. Ich stehe für Teamarbeit und einen breiten Diskurs, nicht für Basta-Politik“, will er „die vorbildliche Arbeit“ seines Vorgängers fortführen, der jetzt nach 34 Jahren in den Ruhestand ging und froh ist, „dass wir den Generationswechsel so gut hinbekommen.“ Wie berichtet, will dieser sein Mandat in der Bezirksvertretung im Sommer aufgeben. Nachfolgerin wird Rita Schröder.
Auf Kontinuität setzt Schliefke auch, was die Positionierung zur Markthalle angeht: „Wir müssen in der Öffentlichkeit klarmachen, dass das Interesse von Herrn Bernau nicht automatisch mit dem Interesse an einer guten Innenstadt-Entwicklung übereinstimmt. Er macht da ganz schön viel Stimmung gegen die Stadt, weil er sein Investitionsprojekt gefährdet sieht.“
„Parkpalette hinter dem Museum ist unnötig“
Deutliche Worte findet der 29-Jährige ebenso in Sachen Parkpalette hinter dem Kunstmuseum. „Solange große Teile bereits existierender Parkhäuser leer stehen, ist diese Maßnahme unnötig. Das Geld dafür sollte man besser in einen ÖPNV-Ausbau oder in Radwege investieren, auch weil die Palette ein Aus für eine Erweiterung des Museums bedeuten würde.“
Sich um schwierige Themen herumzudrücken, ist Schliefkes Sache nicht. „Wir müssen die Vereinbarkeit von Gastronomie und Wohnen in Buer anpacken. Es muss allen klar sein, dass die City mit einem guten gastronomischen Angebot attraktiver wird“, plädiert der Sohn eines Gastronoms dafür, mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen.
Format „Buersches Forum“ soll fortgeführt werden
Dafür soll auch (weiterhin) die öffentliche Diskussions-Veranstaltung „Buersches Forum“ sorgen, das Wittebur 1993 initiierte und von ihm als Moderator auch fortgesetzt wird. Beibehalten möchte er auch die von seinem Vorgänger praktizierte Mitglieder-Betreuung. „Vorstandssitzungen werden für Mitglieder weiterhin offen sein; auch wenn sie nicht stimmberechtigt sind, können sie Vorschläge machen und ihre Meinung äußern. Mitgliederversammlungen bleiben komplett öffentlich.“
Aus seiner Ablehnung der Großen Koalition macht er – wie Wittebur – keinen Hehl: „Ich sehe die Gefahr, dass die Wähler uns dann nicht mehr als eigenständige Partei wahrnehmen. Um unsere Glaubwürdigkeit zu retten, müssen wir selbst einen Absturz in Kauf nehmen – wenn es denn überhaupt so kommen sollte“, plädiert er für eine Minderheitsregierung, nicht für Neuwahlen. „Ich bin jedenfalls nicht unklug oder verantwortungslos, weil ich Nein zur GroKo sage.“