Gelsenkirchen/Essen. . Der letzte der mutmaßlichen Vergewaltiger sitzt in U-Haft. Er sieht sich eher als Opfer. Aber die Polizei sagt: Alle fünf waren beteiligt.
Der letzte der fünf mutmaßlichen Vergewaltiger im Alter von 16 bis 23 Jahren, ein 18-Jähriger aus Gelsenkirchen, sitzt in Untersuchungshaft. Er hatte sich im Beisein seines Anwaltes gegen 19.30 Uhr am Donnerstagabend auf der Wache-Süd an der Wildenbruchstraße der Polizei gestellt.
Doch was ist das für ein Mensch, der mit seinen Komplizen mindestens drei 16-jährige Mädchen – wie die Täter aus Essen und Gelsenkirchen stammend – vergewaltigt haben soll?
Als „besonders abscheulich und brutal“ beschreibt die Polizei die Taten – auch, das steckt schon im Wort drin, weil bei mindestens einer Tat rohe „Gewalt angewendet wurde“ wie Essens Polizei-Sprecher Lars Lindemann sagt.
Gruppenmitglied bei „Liebe statt Hass“
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Angesicht des Facebook-Profils (1078 Freunde), das sich der 18-Jährige im Februar 2011 angelegt hat, könnte man ihm perfide Raffinesse unterstellen. Das adrette Aussehen des Jugendlichen, Typ Schwiegersohn, Fotos mit einem schneeweißen Nobel-Sportwagen und die herausgestellte Zugehörigkeit zur Facebook-Gruppe „Liebe statt Hass und Frieden statt Krieg und Terror“ dürfte bei so manchem Mädchen Eindruck gemacht haben. Zum vermeintlich sympathischen Bild gehörte auch die Beschreibung des Gelsenkircheners als Fußball- und Musikfan: Seine Facebook-Seite listet S04, FC Barcelona und Real Madrid auf, dazu die Künstler Kay One oder Ludacris, ebenso Justin Timberlake und Xavier Naidoo. Ein Zerrbild, denn dahinter verbargen sich augenscheinlich menschliche Abgründe. Bei Facebook sind noch alte Einträge mit dem Wort „ficken“ zu finden.
Weitere Opfer sollen sich melden
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Die mutmaßlichen Sexualstraftäter haben sich den Ermittlern nach sehr geschickt das Vertrauen ihrer Opfer erschlichen: über soziale Netzwerke oder beim Herumcruisen im Auto.
Um den Mädchen das Handy abzuluchsen, mit dem sie einen Notruf hätten absetzen können, wurden scheinbar plausible Vorwände benutzt: Für einen Anruf etwa, weil gerade das eigene Guthaben abgelaufen sei – oder einfach nur, um über das Smartphone und eine App das Auto zünftig zu beschallen.
Der Anwalt des 18-Jährigen, Hans Reinhard, erklärte, dass der junge Mann sich „eher als Opfer“ denn als Täter sehe. Dem widerspricht aber die Polizei: „Alle fünf waren beteiligt“. Allein die Auswertung der Chats in sozialen Netzwerken untermauerten dies.
Mindestens drei weitere Vergewaltigungen
Ob die mutmaßlichen Vergewaltiger bei ihren anstehenden Vernehmungen eine Aussage machen werden, darf bezweifelt werden. Bislang hat sich keiner der Fünf geäußert. Aus gut unterrichteten Kreisen heißt es, dass auch im Umfeld der Täter absolute Verschwiegenheit herrsche.
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Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass es „mindestens drei weitere Vergewaltigungen“ durch die Gruppe gegeben hat – bislang aber habe sich niemand gemeldet und die Straftaten angezeigt. Die Ermittler appellieren daher dringend an die betroffenen Mädchen und Frauen, sich mit der Polizei unter 0201 8290 in Verbindung zu setzen.
>> Hasstiraden und Todesdrohungen
Nach Angaben der Polizei ist noch nicht vollständig geklärt, ob die Beschuldigten unter Jugend- oder unter Erwachsenenstrafrecht fallen. Gegen einen 16-Jährigen, liegt aus Altersgründen liegt kein Haftbefehl vor.
Unter dem letzten Facebook-Eintrag des 18-Jährigen (Juli ‘17), ein Besuch in einem Burger-Restaurant, stehen nunmehr mehr als tausend Kommentare: Hasstiraden, Beschimpfungen, sogar Todesdrohungen.