Gelsenkirchen. . Der Feierabendmarkt in Buer wurde abgesagt, die Müllentsorgung eingestellt, Schüler gingen nach Hause. Die Feuerwehr war komplett im Einsatz.
Gelsenkirchen. Sturmtief „Friederike“ zog kurz aber heftig durch Gelsenkirchen und hinterließ nachhaltige Spuren in vielen Teilen der Stadt, Schulen schickten alle Schüler, die überhaupt zum Unterricht erschienen waren, wieder nach Hause. Gelsendienste sperrte bis auf Weiteres die städtischen Waldflächen, Park- und Grünanlagen sowie die Kinderspielplätze mit Baumbestand. Auch die städtischen Friedhöfe wurden vorsorglich geschlossen. Aber der Reihe nach:
Die Schulen
Man war auf Unbill vorbereitet: Von der Unteren Schulbehörde der Stadt gab es die Empfehlung, Donnerstag den Unterricht um 10 Uhr zu beenden und die Schulkinder heim zu schicken. „Die Schulleiter müssen darüber eigenständig entscheiden“, heißt es bei der Stadtverwaltung. Viele folgten dem Rat. Achtung: Zwei Schulen bleiben in Folge der Sturmschäden auch am Freitag geschlossen – die Leythe-Schule an der Oststraße 17 und die Turmschule an der Schonnebecker Straße 32.
Feuerwehr und Polizei
Die gute Nachricht von Polizei und Feuerwehr zur fortgeschrittenen Mittagszeit: Sturm „Friederike“ hat zwar für jede Menge Chaos auf den Straßen im Stadtgebiet gesorgt, Opfer waren aber nicht zu beklagen. Die Polizei rückte allein bis zum Mittag zu 65 sturmbedingten Einsätzen aus; die Feuerwehr hatte da weitaus mehr auf der Agenda. Umgekippte Bäume, herabgestürzte Äste, fliegende Dachziegel oder Dachverkleidungen – das alles musste beseitigt werden. Und zwar, wie ein Sprecher der Polizei erklärte, nach klaren Prioritäten: Hauptverkehrsstraßen, Feuerwehr- und Krankenhauszufahrten wurden und werden auch weiterhin zuerst freigeräumt.
Die Feuerwehr hat für „Friederike“ Gesamtalarm ausgelöst und die komplette Freiwillige Feuerwehr dienstverpflichtet. Mit rund 200 Einsatzkräften war die Wehr im Stadtgebiet unterwegs. 270 sturmbedingte Einsätze waren es allein bis 16 Uhr. Aus Sicherheitsgründen, werden die Aufräumarbeiten heute nach Tagesanbruch fortgesetzt. Hierzu hat die Feuerwehr überörtliche Unterstützung über die Bezirksregierung Münster angefordert.
ÖPNV und Deutsche Bahn
Gegen 12.15 Uhr hieß es bei der Bogestra: Nichts fährt mehr. Wegen eines herabgefallenen Stromkabels, das eine Oberleitung kreuzte, mussten die Fahrten der Linie 301 zeitweise komplett eingestellt werden, ab etwa 13 Uhr war der Schaden behoben, die Bahnen rollten unterirdisch wieder. Über Tage blieben beide Stadtbahnlinien, also auch die 302, zwischen Berger See und Buer Rathaus, lange gesperrt. Auch hier konnte kein Busverkehr eingerichtet werden. „Unsere Fahrer hatten mit herabfallenden und umherfliegenden Dachziegeln und Ästen sowie teilweise mit Bäumen, die auf die Straßen gefallen waren, zu kämpfen,“ erklärte Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns.
Der komplette Zugverkehr in NRW wurde mittags bis auf Weiteres eingestellt. Die Deutsche Bahn schaltete die kostenloser Servicenummer s 08000 996633 frei.
Sturm auf Taxidienst
Bei Taxi Gelsen glühten die Telefondrähte. „Wir sind mit unseren 68 Fahrzeugen voll ausgelastet“, sagte Geschäftsführer Harald Grossmann. Die starke Nachfrage nach einer alternativen Fahrgelegenheit habe die Wartezeiten auf das Drei- bis Vierfache ansteigen lassen. Stress pur, denn die Krankenfahrten – sie machen ein Viertel der Fahrten aus – liefen parallel dazu weiter. „Viele unsere Autos haben Macken bekommen“, sagte Grossmann zudem. Umherfliegende Äste und Steine waren die Ursache.
Die Gelsendienste
„Friederike“ sorgte auch hier für Unordnung. Die Abfallsammlung wurde Donnerstag eingestellt. Die Bürger sollen die nicht geleerten Mülltonnen heute erneut bereitstellen. Die Wertstoffhöfe an der Adenauerallee und der Wickingstraße wurden vorsorglich geschlossen. Und, traurig aber wahr: Eine für Donnerstag geplante Urnen-Bestattung auf dem Hauptfriedhof konnte nicht stattfinden. Abgesagt wurde vorsorglich schon vormittags der Feierabendmarkt in Buer.
Die Zoom-Erlebniswelt
Der Zoom blieb wegen der Sturmwarnung komplett geschlossen. Und nicht nur das. Ob Löwen, Eisbären, Affen oder Giraffen: Für die tierischen Bewohner in der Zoom-Erlebniswelt hieß es schon am frühen Morgen: Wir müssen drinnen bleiben. Alle Tiere verbrachten den Tag wegen der Sturmwarnung in ihren Ställen. Alle? Nicht ganz! „Nur die elf Wölfe durften auf ihrer Anlage bleiben, weil sie so gar nicht in den Stall wollen“, schmunzelte Zoom-Sprecherin Sabine Haas. „Sie haben aber viele Verstecke auf ihrer Anlage, so dass sie gut geschützt sind.“ Panik habe sich trotz des Rauschens und Brausens draußen nicht in den Tiergehegen breit gemacht. „Manche Arten rückten einfach auch kuschelig zusammen.“
Die Grünanlagen
„Durch die starke Windbelastung und die durch den Regen aufgeweichten Böden muss mit Windbruch und der Entwurzelung von Bäumen gerechnet werden“, teilte Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne mit. Mit dem Abzug von „Friederike“ sei die Gefahr nicht vorbei. Die gesperrten Grünanlagen werden sukzessive freigegeben – nachdem der Baumbestand kontrolliert wurde. Und Bestattungen werde man, so Heyne, organisieren wie nach „Ela“.