Altstadt. . Falsche Tierliebe? Nachts werden große Mengen Getreidekörner zwischen Bahnhof und MiR verstreut. Der Verursacher wurde bisher nicht erwischt.
Zumindest über die Futterauswahl dürfte es keine zwei Meinungen geben. Die ist hochwertig: Mais- und Getreidekörner werden regelmäßig von einem oder einer Unbekannten in der Innenstadt ausgestreut. Und zwar in großen Mengen, bevorzugt nachts. Die Spur zieht sich vom Bahnhofsbereich über die Wanner Straße und das dortige Grillo-Gymnasium bis zu den Altstadtkirchen und weiter Richtung Musiktheater.
Den Vögeln folgen die Ratten und fressen sich satt
„Zwischen 7.30 und 8 Uhr gehe ich zu meinem Geschäft. Dann ist schon alles ausgestreut“, stellt eine Geschäftsfrau von der Wanner Straße fest. Der Platz an der Ringstraße nahe der Schule sei „fast jeden Morgen verunreinigt. Ich beobachte das jetzt schon über ein Jahr, und es wird nicht besser“, sagt die Gelsenkirchenerin und sie weiß, dass sich auch andere Anwohner und Geschäftsleute, beispielsweise im Bereich Von-Oven-Straße, über das ausgestreute Futter und Geschwader pickender Tauben ärgern. Doch es sind nicht nur die Vögel, die angelockt werden und sich satt fressen. Es folgen ihnen – selbst in den Morgenstunden – auch die Ratten, so die Beobachtungen der Geschäftsfrau.
Trotz nächtlicher Bestreifung niemanden gefunden
Das städtische Ordnungsreferat und die Polizei hat sie informiert. Der Erfolg hält sich in Grenzen. Das Streu-Problem konnte nicht eingedämmt werden, der Verursacher blieb unerkannt. „Die Situation ist bekannt“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. „Wir haben trotz nächtlicher Bestreifung noch niemanden finden können.“ Die Kontrollen auszuweiten, dürfte kaum realistisch sein. Schulmann: „Wir können nicht nächtelang Streifen ins Gebüsch legen, um letztlich eine Ordnungswidrigkeit zu ahnden.“ Um eine solche handelt es sich beim Futterausstreuen, belegt mit einer Geldbuße von mindestens fünf und höchstens 1000 Euro. Doch solch eine drastischere Summe kann erst im häufigen Wiederholungsfall aufgerufen werden. Aber der dafür erforderliche juristisch stichhaltige Nachweis sei eben schwierig, selbst „wenn man eine Person einmal erwischt hat“, weiß Schulmann.
Das Falkner-Projekt wird nicht weiter verfolgt
Dass mit den Tauben die Ratten kommen, ist auch der Stadt klar. Aber: „Ratten dürfen wir vergiften, Tauben nicht. Sie sind geschützt wie andere Vögel auch. Sie dürfen allerdings bejagt werden, was in den Innenstädten wieder generell schwierig ist“, so der Pressesprecher. 2017 startete die Stadt den Versuch, Tauben nachhaltig zu vergraulen. Dabei kam ein Falkner mit seinem Wüstenbussard zum Einsatz. Der Raubvogel durfte die potenzielle Beute nicht schlagen – was wohl die Wirkung nicht nachhaltig gefördert habe. „Wenn die Tauben merken, der tut nix, der fliegt nur ‘rum, werden sie irgendwann gelassener“, meint Schulmann. Entsprechend habe man das Projekt nicht weiter verfolgt.