Gelsenkirchen-Rotthausen. . Klaus Koschei, Vorsitzender des Rotthauser Netzwerks, spricht über aktuelle Entwicklungen und die einzigartige Kooperation mit dem Jobcenter.

Das Ziel der engagierten bunten Runde von Stadtteilbewegten, die im Juli 2014 sehnlichst auf das „e.V.“ warteten, lässt sich damals wie heute einfach auf den Punkt bringen: „Wir wollen mit einer Stimme sprechen.“ Sagte der designierte Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins Rotthauser Netzwerk, Klaus Koschei. Mit einer Stimme für die Belange der rund 13 000 Bewohner des Stadtteils. WAZ-Redakteurin Inge Ansahl sprach mit dem 61-Jährigen über die Arbeit der ehrenamtlichen Netzwerker.

Herr Koschei, wie stark ist das Rotthauser Netzwerk aktuell?

Klaus Koschei: Wir haben 86 Mitglieder. Aber nicht wegen der Beiträge, wie viele Leute denken. Das ist völlig falsch. Wir wollen die Gehirne der Menschen in Rotthausen, um Stärken des Stadtteils zu bündeln und einzusetzen.

Können Sie das konkretisieren?

Ein Beispiel: Eine Dame, die mal Chefsekretärin war, hat sich so toll in die Arbeit unseres Vereins eingebracht, dass sie inzwischen einen Damenstammtisch ins Leben gerufen hat. Sie hat sich bereit erklärt, beim ersten Weihnachtsmarkt des Netzwerks aktiv mitzuarbeiten und dafür in der Frauen-Runde zu werben. Das sind genau die Stärken, die wir brauchen.

Findet der Netzwerk-Weihnachtsmarkt 2018 denn im Volkshaus statt?

Das wäre eine sehr schöne Sache, die aber wohl nicht klappt. Wenn der dritte Weihnachtsmarkt 2020 im Volkshaus stattfinden könnte, wäre das richtig super, weil das Haus in dem Jahr 100 Jahre alt wird. In diesem Zusammenhang sind wir froh, dass die Stadt dem Stadtteilförderprogramm zugestimmt hat; da ist Rotthausen mit drin. Wichtig ist: Was machen wir daraus? Immerhin fließen da in den nächsten zehn Jahren 20 Millionen Euro.

Wie steht es um die Kooperation mit dem Integrationscenter für Arbeit?

Ganz ausgezeichnet. Auch die Stadt ist Kooperationspartner beim Projekt ,Perspektiven für Rotthausen – das IAG macht mobil’. Im Februar eröffnen wir unser gemeinsames Quartiersbüro an der Karl-Meyer-Straße 23. Die Miete wird gedrittelt; die verbleibenden zehn Prozent übernimmt Susanne Schübel, die Herausgeberin der Rotthauser Post, für ihre Redaktionsarbeit. IAG, Stadt, Netzwerk und RoPo haben einen Raum von 95 Quadratmetern zur Verfügung. Das ist einmalig.

Können Sie den Hintergrund der Kooperation mit dem IAG kurz zusammenfassen?

Wir müssen junge Leute in Rotthausen haben und an den Stadtteil binden, aber dafür brauchen wir dringend Arbeitsplätze, um Perspektiven zu schaffen. Aber, woher sollen die kommen. Aus diesem Grundgedanken hat das Netzwerk mit Dirk Sußmann, dem IAG-Geschäftsführer, das Projekt entwickelt. Herr Sußmann hat gesagt: Ihr habt hier die Strukturen, die man braucht.

Wie sieht die Arbeitsmarktlage in Rotthausen aus?

Wir haben 173 Arbeitgeber im Stadtteil. Aber eben auch 3264 Hartz-IV-Empfänger, für die monatlich rund 17 Millionen Euro ausgegeben werden. Wenn wir nur ein oder zwei der Menschen in Arbeit vermitteln, spart das die öffentliche Hand schon einen sechsstelligen Betrag im Jahr.

Und wie sieht die Akquise aus?

Wir bitten die Arbeitgeber um Auskunft darüber, welche sozialversicherungspflichtigen Stellen oder Ausbildungsplätze sie zu vergeben haben; die Mitarbeiter des Jobcenters suchen geeignete Bewerber.

Sie glauben ans Gelingen?

Der von mir ansonsten sehr geschätzte Helmut Schmidt hat einmal gesagt: ,Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.’ Wir haben Visionen und packen an. Wir haben viele Potenziale im Stadtteil. Aber wir wollen auch sichtbar etwas tun, haben etwa die Boulebahn im Dahlbuschpark gebaut. Wie heißt es doch gleich: ,Nur was das Auge sieht, kann das Herz glauben.’

Sie haben bei Ihren Netzwerk-Treffen immer sehr namhafte Gäste...

Ja, und wer bei uns referiert, kommt dann auch in unser Freundebuch.

Von der Politik bin ich allerdings enttäuscht. Wenn zu den bisher 50 Sitzungen des Netzwerks nur ein Stadtverordneter zwei Mal erscheint, ist das ein bisschen dürftig. Gut unterwegs ist dagegen besonders unsere Bürgermeisterin Martina Rudowitz. Und wer immer gut mitmacht und fast schon mein guter Freund geworden ist, das ist Willi Mast. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Friedrich Klein kümmert sich auch.

Deshalb werde ich nie einer Partei beitreten, weil ich das dann so nie sagen könnte.

War nicht ursprünglich ein Zusammengehen des damals neuen Netzwerks mit dem Bürgerverein angedacht?

Ja. Das Rotthauser Forum, der Bürgerverein und die Werbegemeinschaft wollten aus drei Gruppen eine machen. Aber der Bürgerverein wollte in seiner alten Form weiter machen. Wir haben daher die Satzung des Netzwerks mit Bürgervereins-Vorsitzendem Georg Gerecht entwickelt, damit wir uns abgrenzen.

Welchen Wunsch haben Sie für Ihren Stadtteil?

Nun, ehrenamtliche Tätigkeit hat ja auch etwas Egoistisches: Ich wünsche mir ein Rotthausen, das auch in 20, 25 Jahren noch sehr lebenswert ist und junge, starke Strukturen hat. Für uns heutigen Netzwerker ist daher wichtig, für Kinder und Jugendliche gute Perspektiven zu schaffen, damit sie bleiben. Wir wollen das mit Einheit in Vielfalt erreichen und mit einer Stimme kommunizieren.

>>> Info: Polizeipräsidentin kommt zum Treffen

Zum nächsten der regelmäßigen Treffen an wechselnden Orten im Stadtteil haben die Rotthauser Netzwerker Polizeipräsidentin Anne Heselhaus-Schröer eingeladen. Es findet am Donnerstag, 18. Januar, um 18.45 Uhr „Bei Onkel Hans“, Karl-Meyer-Straße 53, statt.

An Themen mangelt es auch bei diesem Treffen nicht: Drogenplantage, Einbrüche und Vandalismus auf der Bezirkssportanlage Auf der Reihe. Das werden die Netzwerker, die Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit hoch halten, ansprechen.

Interessierte sind auch zu diesem Treffen eingeladen.