Wolfgang Berke geht in seinem Buch der Geschichte skurriler Orte nach. Auch in Herne und seiner Heimatstadt Wanne-Eickel wurde er fündig.
Er hat über Halden geschrieben, über Zechen und über Radwege. Um die 30 Bücher sind von ihm seit 2002 erschienen. Wolfgang Berke kennt das Ruhrgebiet bestens und noch besser seine Heimatstadt Wanne-Eickel. Jetzt hat der 63-jährige Journalist und Autor ein Buch geschrieben, zu dem er vorher nie gekommen ist. „Echt jetzt?!“ heißt es, und es begibt sich an 50 kuriose Orte im Revier. Auch in Herne und Wanne-Eickel finden sich einige.
Zufallsfunde bei den Touren quer durchs Ruhrgebiet
Bei seinen Touren kreuz und quer durchs Ruhrgebiet sind Berke immer mal wieder skurrile Dinge aufgefallen. „Wenn ich das nicht aktuell verwerten konnte, kommt das bei mir in den Ordner ,Schräges’“, erzählt er. Ein Ordner mit Notizen und Fotos, der immer weiter wuchs.
Irgendwann wusste der Autor: „Das reicht für ein Buch.“ Womit die Arbeit natürlich erst anfing. Was hat es mit der Kruppschen Nachtscheinanlage in Velbert auf sich? Im Krieg eine Attrappe der Krupp-Werke, fand er heraus, die englische Bomber-Piloten nachts in die Irre führen sollte. Immer wieder staunte er. Warum die Ruhr in Mülheim einmal im Jahr rückwärts fließt, mögen Einheimische wissen. Für den Journalisten, von Haus aus neugierig auf alles Skurrile, war es neu: Bei der jährlichen Betriebsprüfung im Rückpumpwerk werden die beiden mächtigen Pumpen angeworfen, die mit einer Förderleistung von 9000 Litern pro Sekunde das Wasser gegen den Strom drücken.
Verlassene Kaiserpassage als verkanntes Kleinod
Was Wanne-Eickel und Herne an Kuriosem zu bieten haben, war dem heute in Bochum lebenden Autor natürlich nicht neu. Er wählte einige Orte aus, die das Zeug haben, Auswärtige staunen zu lassen. Zum Beispiel die Kaiserpassage in Wanne-Eickel, ein verkanntes städtebauliches Kleinod, gebaut Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Glasdach verband für ein paar Jahre die Geschäfte rechts und links. Heute herrscht Leerstand in der einst prachtvollen Mozartstraße: „Dabei könnte hier ein wahres Schmuckstück liegen“, ist Wolfgang Berke überzeugt, „mit Straßencafés, kleinen Läden, Ateliers und Kneipen.“
Für den Nabel der Welt hielten die Wanne-Eickeler ihre Stadt ja sowieso, schreibt der Autor mit einem Augenzwinkern, aber seit fünf Jahren ist es amtlich: In Röhlinghausen an der Rolandstraße 49 liegt der Mittelpunkt des Ruhrgebiets. Die Stadt hat sogar einen Findling aufstellen lassen mit einem Hinweisschild.
Überreste der Berliner Mauer im Kohlehafen
Und noch ein Kapitel spielt in Wanne-Eickel: 300 Meter der Berliner Mauer landeten 1994 im Kohlenhafen Julia. Der Geschäftsführer der Julia-Kohleaufbereitung hatte sie gekauft. Was Berke auch herausfand: Ein großer Teil der bröselnden Mauerteile wurde nach und nach ausgetauscht. Dem Schuhgeschäft im Kirchturm (von St. Bonifatius) und den verschwundenen Millionen des Ölkönigs Erhard Goldbach sind weiter Kapitel gewidmet.
Wolfgang Berkes locker getexteter und zudem ansprechend bebilderter Band macht Lust darauf, das eine oder andere Geheimnis selbst einmal aus der Nähe zu betrachten.
>>> BÜCHER ÜBER DAS RUHRGEBIET
Wolfgang Berke, Echt Jetzt?!, erschienen im Klartext-Verlag 2017. 14,95 Euro.
Frühere Titel sind u.a. „Ruhrgebiet – kurz und gut!“, „Radfahren und Genießen“, „Über alle Berge“ und „Auf Zeche“, „Auf Crange“ und „Wanne-Eickel - Das Buch zur Stadt“.
Die Bücher sind im Buchhandel und über Wolfgang Berkes Internetseite www.extraruhr.de zu beziehen. Dort gibt es zum neuen Buch auch eine Karte mit Wegpunkten.