Gelsenkirchen. . Von 2014 bis 2016 wurden allein 214 Wohnungen in 31 Gebäuden geräumt. Die Sorgenliste ist oft gleich: Baumängel, Müll, Schimmel, Brandgefahren.
57 Ortstermine hat die kommunale Wohnungsaufsicht 2014 in Schrottimmobilien durchgeführt, ein Jahr später waren es bereits 100, vergangenes Jahr dann 216. Bislang wurden 214 Wohnungen in 31 Gebäuden geräumt. Die Bewohner fanden meist umgehend eine andere Unterkunft.
Interventionsteam EU-Ost war wieder im Einsatz
Die Steigerung zeigt, wie sich die Verwaltung einem wachsenden Problem widmet: mit konzentrierten Kontrollen. Auch diese Woche war das sogenannte Interventionsteam EU-Ost wieder im Einsatz: Überprüft wurden sechs Häuser an der Sternstraße, Ahlmannshof, Gewerkenstraße und Herzogstraße. Aufgedeckt wurden Baumängel und Sozialleistungsmissbrauch. Das Interventionsteam wird gebildet aus Vertretern von Kommunalem Ordnungsdienst, Feuerwehr, Baubehörde und Wohnungsaufsicht, Arbeitsverwaltung, Polizei, Familiengeldkasse. In der Regel sind auch Dolmetscher bei den Einsätzen.
Standsicherheit aller Balkone nicht gegeben
Rund 150 Problemhäuser hat die Verwaltung im Blick. Wobei die Schwerpunkte ausnahmslos in den südlichen Stadtteilen liegen. Die Mängellisten sind oft gleich: Schimmel, mögliche Brandlasten, Gefahren durch zugestellte Treppenhäuser, angezapfte Stromanschlüsse, Müll– wie auch die aktuellen Fälle zeigen. Im Gebäude Sternstraße in Bulmke-Hüllen ist beispielsweise die Standsicherheit aller Balkone nicht gegeben, Feuchtigkeit ist ins erste Obergeschoss eingedrungen, das Treppengeländer ist fehlerhaft. Die Bauaufsicht untersagte die weitere Nutzung und versiegelte die Balkontüren. Während des Einsatzes wurde der Eigentümer kontaktiert. Dieser sagte zu, sich umgehend um die Sicherung der Balkone zu kümmern.
Am Ahlmannshof wurde ein Anbau für Wohnzwecke zweckentfremdet, die Nutzung wurde untersagt. Auf eine aktuelle Beschwerde aus der Nachbarschaft reagierte die Stadt in Schalke an der Gewerkenstraße. Hier wurden drei Häuser kontrolliert. Gelsendienste hatte dort im Vorfeld bereits Müllberge beseitigt. Im Kellergang konnte laut Stadt „ein Feuchtigkeitsgehalt von 99 Prozent festgestellt werden. An der Wand hatte sich bereits Salpeterschimmel gebildet“.
Leistungsmissbrauch mehrfach festgestellt
Die Familiengeldkasse wird nach dem Kontrolltag gleich in mehreren Fällen die Kindergeldberechtigung überprüfen. Ermittelt wird auch wegen des Verdachts auf Mietwucher und Scheinarbeit, in mehreren Fällen wurde Leistungsmissbrauch festgestellt.
„Lockstoff“ für Zuwanderer und die Geschäftemacher ist der oftmals billige Wohnraum in der Stadt. „Viele Besitzer der betroffenen oder geschlossenen Häuser melden sich nicht einmal. Das ist bezeichnend“, findet Uwe Gerwin. Doch insgesamt, so der Leiter des Referats Zuwanderung und Integration, sei Gelsenkirchen auf einem guten Weg. „Die schlimmsten Fälle haben wir erledigt.“ Gezielte Kontrolle ist für Gerwin dabei nur ein erster Schritt: „Wir können nicht nur Häuser schließen, wir müssen auch die Bestände fortentwickeln.“ Über das Städteförderungsprogramm erhält Gelsenkirchen die Mittel zum Erwerb, Abriss oder zur Herrichtung von Problemhäusern Über zehn Gebäude wurden laut Gerwin so schon gekauft. Und auch manche Immobilienbesitzer ziehen mit. Sieben Gebäude wurden nach entsprechender Instandsetzung wieder für die Vermietung freigegeben.