Gelsenkirchen-Ückendorf. . Bei der achten Auflage von „Licht an“ öffneten gleich 24 Galerien ihre Türen ein ganzes Wochenende lang. Rekord, auch bei den Besucherzahlen.
Ein „Knöpfchenwald“ aus Draht, im stummen Schrei erstarrte Gesichter aus Beton voller „Seelenschmerz“ oder die „Barmherzigkeit“ eines von Stacheldraht umrankten blutroten Kreuzes auf einer alten Holztür – „Licht an“, das 8. Wochenende der offenen Ateliers und Galerien in Ückendorf, startete am Samstag vielfältig erstmals mit einer Gemeinschaftsausstellung in einem Ladenlokal der Bochumer Straße 99.
„Wir steigern uns von Mal zu Mal“, freute sich die Vorsitzende von „Galeriemeile Gelsenkirchen“, Ilsebill Eckle, die zusammen mit Oberbürgermeister Frank Baranowski um 14 Uhr vor rund 70 Gästen die offizielle Eröffnung vornahm.
Auch bei den Künstlern gab es „Newcomer“. „Felicitas“, Tochter der Malerin Godana Karawanke, stellte zwei Skulpturen vor, mit Bauschaum verklebtes Kinderspielzeug, überzogen von rostbrauner Sprühfarbe. Puppenbeine ragen aus der Müllklappe, der Kopf blickt von hoch oben leer in die Ferne, eine Pistole mit offener Trommel liegt nahe dabei. „Ich möchte aus Altem Neues entstehen lassen“, erklärte die gerade 18 Jahre alt gewordene Schülerin – die bildreiche Anordnung des Sammelsuriums eines Kinderlebens lässt frösteln. Künstlerisch ein alter Hase, aber in Ückendorf brandneu hingegen ist Christoph Lammert. Zu diesem Wochenende erst hat der Ex-Bochumer seine „Bochumer Straße 108“ eingeweiht. „Wir fühlen uns sehr wohl hier, die Atmosphäre ist einfach toll und inspirierend“. Großflächige Acrylwerke, viele in verzaubernden Pastellfarben, begrüßten die Besucher ebenso herzlich wie Atelierhund Rudi, Ehefrau Hiltrud bewirtete die Gäste mit heißem Tee. Bei dem bitterkalten Wetter eine willkommene Einladung.
Mit Einbruch der Dunkelheit zeigte sich die volle Wirkung von „Licht an“, die Bochumer Straße erstrahlte an vielen Punkten, die erleuchteten Fenster zogen verlockend Neugierige in ihren Bann. Der erst kürzlich geschlossene „Sali Kiosk“ an der Ecke zur Bergmannstraße schimmerte mit dem warmen Glanz von vielen Lampen, arrangiert von der Essenerin Christel E. Pafferath.
Die Galerien vermeldeten zufrieden zwischen 40 und 100 Besuchern am Samstag, der Kunstmarkt in der Kunststation Rheinelbe ein Vielfaches davon. Ilsebill Eckle beschloss den Tag mit Gästen von nah und fern in ihrem eigenen Atelier an der Ückendorfer Straße 12. „Fundstücke“ heißt ihre permanente Ausstellung, mit Mischtechnik, Pappmaché und Acrylfarben haucht sie Strandgut und Alltagsabfall neues Leben ein. Eckle, im Nachbarhaus geboren, lange weggewesen und vor zehn Jahren zurückgekehrt in die Heimat, schafft künstlerisch Neues aus vergessenen Dingen – als starker Bestandteil der Wiedergeburt des Stadtteils Ückendorf ist sie seit fünf Jahren eine gute Besetzung als Vorsitzende der „Galeriemeile Gelsenkirchen“.
Christoph Lammert möchte über seiner Galerie wohnen. Aber: „Der Umbau der Obergeschosse muss mit dem Denkmalschutz abgesprochen werden, wir wissen nicht, was möglich sein wird“.