Gelsenkirchen. . In der Sondersitzung des Bildungsauschusses am Nikolaustag geht es um nicht weniger als die Zukunft der Schullandschaft in Gelsenkirchen.
- Bis 2020/21 rechnet die Stadt mit bis zu 1000 Schülern mehr in der Sekundarstufe I
- Raumausbau startet in Grundschulen, weil dort die Not schon jetzt am größten ist
- Gesamtschul-Planung verworfen, weil Mehrbedarf an Oberstufenplätzen fraglich ist
Die Schulen in der Stadt platzen aus allen Nähten und die Situation wird sich in absehbarer Zeit nicht entscheidend ändern. Die Bildungsverwaltung hat daher eine Sondersitzung des Bildungsausschusses für den 6. Dezember einberufen. Mit Mitgliedern der Bezirksvertretungen Mitte und Ost soll dann die Bedarfsplanung für Schulen von 2018 bis 2026 diskutiert und möglichst auf den Weg gebracht werden.
Mindestens eine Überraschung bergen die Verwaltungsvorschläge: Statt der angedachten zusätzlichen Gesamtschule Mitte – die Gertrud-Bäumer-Realschule hatte einen Schulkonferenzbeschluss mit dem Wunsch, Gesamtschule zu werden, schon lange gefasst – wird nun die Errichtung einer sechszügigen, zusätzlichen Sekundarschule im Stadtsüden vorgeschlagen. Dies ist nur eine von vielen vorgeschlagenen Maßnahmen, um die angemessene Schulversorgung sicher zu stellen. Steigende Geburtenraten, Seiteneinsteiger aus allen Jahrgängen bedingt durch Flüchtlingskinder und EU-Zuwanderung sowie mehr Raum- und Lehrerbedarf durch gemeinsames Lernen haben zu akuter Raumnot geführt.
Noch mehr Übergänge aus den Ifö-Klassen
Handlungsbedarf gibt es zudem bei der Überführung von Kindern aus Internationalen Förderklassen (Ifö) in Regelklassen. 311 waren es im laufenden Schuljahr, fast 1000 lernen noch in Ifö-Klassen der Sekundarstufe I, müssen somit mittelfristig integriert werden. Zu diesem Schuljahr wurden dafür „Mehrklassen“ an vier Gesamtschulen eingerichtet, für die Klassen geteilt wurden, um die Ifö-Schüler aufnehmen zu können. Dies stieß zum Teil auf herbe Ablehnung der Eltern. Der Übergang soll künftig länger und besser vorbereitet werden.
Ein Teil der Lösung soll laut Verwaltung die Einrichtung von Außenstellen der Gesamtschule Erle am Standort Surressestraße und der Mulvany-Realschule am Standort Bickernstraße sein, dem alten Grundschulgebäude, das derzeit renoviert wird. Dort sollen jeweils „Sprachschulstandorte“ für Ifö-Klassen eingerichtet werden, die mit den Dependencen frühzeitig zusammenarbeiten, um die spätere Überführung in Regelklassen vorzubereiten.
Nur drei Prozent mit Gymnasial-Empfehlung
Dass vor allem Gesamt- und Realschulen dafür vorgesehen sind, hängt laut Verwaltung mit den Elternwünschen und den Schulempfehlungen für bisherige Ifö-Schüler zusammen. Demnach bekamen lediglich drei Prozent der Wechsler aus Ifö-Klassen eine Gymnasial-Empfehlung. Für eine solche Größenordnung gebe es genug Kapazitäten in bestehenden Schulen. Einen wesentlichen Bedarf an zusätzlichen Oberstufenplätzen sehe man nicht, an integrativen Plätzen im Bereich Sekundarstufe I hingegen umso mehr.
Aus diesem Grund schlägt die Verwaltung für den zusätzlichen Schulneubau eine Sekundarschule vor. Diese biete in der Sekundarstufe I alle Vorzüge einer integrativen Schule, für die sich Eltern in letzter Zeit mehrheitlich entschieden hätten, und lasse zudem – wie alle Schulformen – einen Wechsel in eine Oberstufe anderer Schulen bei entsprechender Qualifikation zu.
Der Vorteil gegenüber Realschulen: Es gibt kein Sitzenbleiben und es wird nicht abgeschult, wie bei Realschulen und Gymnasien üblich, sondern Schülerinnen und Schüler werden entsprechend gefördert. Das Abschulen führte im laufenden Schuljahr erneut zu großen Problemen für die siebten Klassen an Haupt- und Gesamtschulen. Dieser Vorschlag soll bereits im Dezember dem Rat der Stadt zur Entscheidung vorgelegt werden – wenn der Ausschuss dies empfiehlt.
Grundschulaus- und anbau macht drängt am meisten
>> Als Erstes plant die Verwaltung Ausbau-Maßnahmen im Grundschulbereich, wo es derzeit am meisten drängt. Modulbauten und Ausbauten sollen an vier Grundschulen im Stadtsüden die Raumsituation – auch für Lehrkräfte und Verwaltung – schnell entspannen helfen.
>> Zusätzliche Räume durch verschiedene Ausbauformen sind auch für Gesamt-, Real- und Hauptschulen geplant. Im nächsten Schuljahr steigt die Zahl der Schüler in der Sekundarstufe II nach Berechnungen der Verwaltung um 400 Schüler, bis 2020/21 werden es sogar 1300 mehr sein.