Gelsenkirchen. . An Gelsenkirchener Grundschulen wäre der Unterricht ohne Unterstützung durch Lehrerabordnungen aus dem Münsterland gefährdet.

  • 47 Stellen waren für Grundschulen vor Ort ausgeschrieben, nur elf Lehrer wollten hier arbeiten
  • 25 neue Lehramtsabsolventen sind von der Bezirksregierung nach Gelsenkirchen abgeordnet
  • Zahl der Schüler und der Lehrer gestiegen. Noch keine Veränderung beim Gemeinsamem Lernen

Der Start ins neue Schuljahr in Gelsenkirchen wird nicht leicht. 54 für Schulen in Gelsenkirchen ausgeschriebene Lehrerstellen konnten zum Schuljahresbeginn besetzt werden, 83 bleiben zunächst unbesetzt. Allein Grundschulen müssen mit elf fehlenden Grundschullehrern und Sonderpädagogen auskommen.

Für Grundschulen, in denen die Personalnot bundesweit am größten ist, waren in Gelsenkirchen 47 Stellen neu ausgeschrieben worden. 25 davon konnten jedoch nur durch Abordnungen von neu angestellten Kollegen aus Münster und Coesfeld besetzt werden – „zehn bleiben für ein Jahr, 15 für zwei Jahre“, so Schulamtsdirektor Bernhard Südholt. Drei weitere bereits im vergangenen Schuljahr hierhin Abgeordnete aus dem Münsterland bleiben auf ihrer Position.

Unterrichtsversorgung sonst nicht gewährleistet

Stundenausfall wird es sicher auch in diesem Schuljahr geben. Trotz Unterstützung von außerhalb.
Stundenausfall wird es sicher auch in diesem Schuljahr geben. Trotz Unterstützung von außerhalb. © Caroline Seidel

„Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Zuwanderern aus Osteuropa ist andernfalls die Unterrichtsversorgung in Gelsenkirchen nicht mehr gewährleistet“, erklärt die Bezirksregierung Münster die Notwendigkeit der Abordnung. Nicht alle nach Gelsenkirchen versetzten Lehrer waren im letzten Schuljahr damit glücklich. Laut Schulamtsdirektor Bernhard Südholt ist dank der Abordnungen zunächst die „Mindestversorgung an Grundschulen gewährleistet“.

Schülerzahlen sind weiter gestiegen

Insgesamt 54 Lehrer haben sich jedoch selbst für Gelsenkirchen entschieden. Einer fängt an einer Hauptschule an, zwei an Realschulen, neun an der Sekundarschule, zwölf an Gesamtschulen, 16 an Gymnasien und drei an Berufskollegs – plus elf an Grundschulen.

In Gelsenkirchen wie fast überall im Land ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler entgegen allen Langzeitprognosen erneut gestiegen. 2515 I-Männchen sind es laut Bezirksregierung in diesem Jahr, im August 2016 starteten 2334 Erstklässler. Insgesamt lernen hier 38 697 Heranwachsende an 79 allgemeinbildenden Schulen. Unterrichtet werden sie von 2917 Lehrkräften, inklusive Berufskollegs.

Soweit die aktuellen Zahlen. Ob und wie sich die Situation beim Gemeinsamen Lernen durch den neuen Ansatz der Landesregierung, auch kleine Förderschulen zu erhalten und Gemeinsames Lernen künftig konzentriert an ausgewählten Schulen anzubieten, ist laut Bernhard Südholt derzeit noch offen. Noch gebe es keine konkreten Umsetzungsanweisungen der Landesregierung. Für die Malteser- und Antonius-Förderschulen allerdings bedeute die Ankündigung, dass akut weniger auf die Mindestbelegung mit jeweils 144 Kindern geachtet werden müsse.

Kommentar von Sibylle Raudies: Auf Kante genäht

<< Der Lehrermangel an Grundschulen ist kein reines Gelsenkirchener Phänomen. So dramatisch, dass es ohne Abordnungen nicht geht, ist es allerdings sonst nirgends im Regierungsbezirk Münster. In Sachsen werden Lehrer von weiterführenden Schulen an Grundschulen abgeordnet, um den Unterricht aufrecht erhalten zu können. Das ist in Gelsenkirchen (noch?) kein Thema. Zumal auch dort nicht von Überbesetzung die Rede sein kann.

<<Dabei ist nicht nur die Schülerzahl um 567 gestiegen, sondern auch die der Lehrer – um 68. Dass viele Stellen unbesetzt blieben, hängt ebenso mit der zu geringen Absolventenzahl zusammen wie mit der Attraktivität von Städten wie Münster. Berufsanfänger für mindestens ein Schuljahr nach Gelsenkirchen zu verpflichten statt andernorts integrierte Kollegen zu versetzen, ist sinnvoll. Am Limit werden Grundschullehrer trotzdem weiterhin arbeiten müssen.