Rotthausen. . Integration fördern über Frauen, die am Besten für ihre Kinder interessiert sind: Das ist Ziel des Internationalen Frauentreffs in Rotthausen.
An der langen Tafel der Awo Rotthausen sitzen die Frauen dicht gedrängt. Es ist voll bei diesem zweiten Frauentreff, zu dem Bürgermeisterin Martina Rudowitz (SPD) eingeladen hat. Es ist eine internationale Frauenrunde, bei der jede Frau (auch mit kleinem Kind) willkommen ist. „Es geht darum, miteinander statt übereinander zu reden“, erklärt die Gastgeberin. „Sich kennenzulernen, mehr übereinander zu erfahren.“ Ihre Begrüßung wird übersetzt: bulgarisch, rumänisch, arabisch.
Die meisten Frauen hier stammen aus Bulgarien und Rumänien. Von relativ neu angekommenen bis zu solchen, die schon seit sieben Jahren in Gelsenkirchen sind. Mariana aus Rumänien hat einen erwachsenen Sohn, ihr Mann arbeitet schon seit sieben Jahren hier, sie will wieder als Kosmetikerin arbeiten. wenn ihr Deutsch gut genug ist. Daran arbeitet sie nach Kräften.
Sprache ist der Schlüssel für alles
„Sprache ist der Schlüssel für Sie,“ betont denn auch die Bürgermeisterin. „Wenn Sie Deutsch verstehen, wird alles leichter. Das ist wichtig, damit Sie auch verstehen, wenn ihr Kind in der Schule etwas braucht“, beschwört sie die Frauen.
Die Roma-Frauen hier haben sehr viele Kinder. Filip Estera ist 18 und hat schon zwei Kinder, eine andere junge Frau mit 22 schon fünf. „Wir bekommen so viele Kinder, wie Gott uns schenkt, das ist unsere Pfingstreligion“ erklärt eine Mutter von elf Kindern, die nicht schreiben und lesen kann, aber nach Überzeugung der Übersetzerin sehr klug ist. Schulen gibt es in bulgarischen Dörfern kaum, weshalb viele als Analphabeten hierher kommen. Für eine emanzipierte Deutsche schwer nachvollziehbar, dass Frauen so jung auf das Mutterdasein festgelegt sind.
Schrittweise auch eine Verhaltensänderung erreichen
„Aber wir sehen an den Schulkindern, wie schnell sie hier lernen. Deshalb möchten wir ja mit den Frauen, die zu uns kommen, im kleinen Kreis sprechen, um sie zu stärken, Vertrauen aufzubauen und ihnen zu helfen,“ so Rudowitz. Man wolle über die Frauen auch eine schrittweise Verhaltensänderung erreichen, dominante Strukturen aufbrechen und das Miteinander erleichtern.
Dass Bildung und Sprache wichtig sind, weiß manche hier längst. Wojkitza (52) ist Ökonomin, hat bei der Postbank gearbeitet und ist vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen. Nach Gelsenkirchen, weil der Sohn hier einen Studienplatz bekommen hat. Sobald ihr Deutsch gut genug ist, will sie hier arbeiten. Ebenso wie ihre Nachbarin, eine gelernte Krankenschwester.
Fast alle Frauen nutzen die niedrigschwelligen Integrationsangebote im Haus mit Kinderbetreuung, um wenigstens ein bisschen Deutsch zu lernen. Bei den Frauentreffen an jedem zweiten Dienstag im Monat, Karl-Meyer-Str. 6, ab 15.30 Uhr sind alle Nationen herzlich willkommen – auch Deutsche.