Gelsenkirchen-Beckhausen. . Abwechslungsreich, anspruchsvoll, aber nicht immer hervorragend besucht war die „Zeltival“-Kultur-Woche des C@fé-42 in Beckhausen.
- Mit Auftritten der Band „Pele Caster“ und „Schank“ ging das zweite „Zeltival“ des C@fé-42 zu Ende
- Jugendeinrichtung holte Musiker und Schriftsteller nach Beckhausen in die Christuskirche
- Dritte Auflage im nächsten Jahr ist wegen knapper Finanzmittel aber noch ungewiss
„Das Ende ist nicht wichtig, der Ausgang ist egal, der Anfang ist Geschichte, jeder lebt zum ersten Mal“, heißt es im Lied von „Pele Caster“. Die Revier-Band spielt am letzten Abend des „Zeltivals“ auf, organisiert vom C@fé-42 der Evangelischen Kirchengemeinde Beckhausen – und kommt an bei den Gästen. Deren Zahl ist an diesem Samstag überschaubar. Die Stimmung aber umso besser.
Die Band überzeugt mit einer außergewöhnlichen Instrumentalbesetzung, die großartige Sounds möglich macht. Heute gibt es die Songs mit Gitarrenbegleitung, Geige und Kontrabass. Der hat ganz überragende Momente, etwa beim Titel „Du kannst gehen“, eine Nummer mit Blues-Einflüssen, getragen vom gefühlvollen Groove des großen Instrumentes. Auch die Geige erleben die Hörer in ungewohnter Form. In dem Song „Du brauchst“ tritt sie rockig auf und mitreißend.
„Pele Caster“ liefert facettenreichen Gesang
Sänger und Gitarrist „Pele“ liefert dazu facettenreichen Gesang. In jedem Fall bringt das Trio die Kauf-Argumente für die neue Platte „Theater des Absurden“ musikalisch dar.
Schon seit Montag ist die Christuskirche Austragungsort für das Festival. Bei freiem Eintritt gab es jeden Abend Kultur zu erleben. So wie eine „Open-Stage-Session“ für Singer/Songwriter. „Großartig“, sei die gewesen, so Organisator Michael Meyer vom „C@fé 42“. Recht spontan hatte man für den Donnerstag ein Mitsing-Konzert auf die Beine gestellt, gestaltet von der Gospelsängerin Johanna Weber und dem Sänger Edy Edwards. „Die Leute haben gestanden und geklatscht beim Singen“, verrät der Initiator, dass auf dem Programm Titel standen, die wohl jeder kennt – von „Über sieben Brücken musst du gehen“ bis „Sailing“.
In diesem Jahr weniger Kulturfördermittel erhalten
Trotzdem gibt es zwei Wermutstropfen. Zum einen hatte man an manchen Tagen auf mehr Gäste gehofft – so auch Samstag. Zum anderen ging man ein finanzielles Wagnis ein. „Wir haben das Zeltival eigentlich ins Blaue hinein geplant. Denn in diesem Jahr haben wir weniger Kulturfördermittel bekommen. Das liegt an einer Umverteilung innerhalb der Evangelischen Kirche. Wir sind extrem auf Spenden angewiesen.“ Daher wird auch erst der Kassensturz im Nachgang zeigen, ob man für das nächste Jahr eine weitere (dritte) Ausgabe plant.
Es ist kurz nach 21 Uhr. „Schank“ beginnen mit eigenen Titeln, steuern aber auch Liedgut bei, das zur Kulisse passt: „Die Gedanken sind frei“. Denn eigentlich haben sie sich der Tradition verschrieben. „Wir haben tolle Volksmusik in Deutschland. Nur traut sich keiner, die zu spielen – abgesehen von den Bayern“, erklärt Martell Beigang, Sänger und Bassist. Aus dem Lied, das wohl jeder kennt, wird hier eine zeitgenössische, mitreißende Tanznummer mit dazugehöriger Choreografie.
„Wir sind heute noch heiser“, so eine Besucherin
Auch Lothar Piorr tanzt. Mit seiner Frau Sigrid hat er alle Abende der Woche hier verbracht. So war es auch schon im letzten Jahr. „Es ist schön, dass hier in der Umgebung mal etwas geboten wird. Die Musikveranstaltungen waren am besten.“ – „Das Mitsing-Konzert war super“, ergänzt seine Frau. „Wir sind heute noch heiser.“
Wie er sind viele im Zelt begeistert von der Energie, die „Schank“ ausstrahlen. Ihr Folkrock mit Gehalt ist mitreißend und, ganz ohne Mundart, dennoch spürbar kölsch. Besonders machen den Sound der Akustik-Bass von Martell Beigang und Tim Talents Einlagen an der Mandoline – und auch, dass alle vier gut bei Stimme sind. Die Texte dazu kritisieren ironisch oder nehmen die Truppe selbst aufs Korn. Zuweilen geht es auch um die Lebensumstände vieler Künstler: Die lebten oft „Von der Hand in den Mund“. So singt das Quartett „Wo uns die Reise hinführt, spielen wir uns die Finger wund.“