Gelsenkirchen. Aus einer Schnapsidee wurde Bier. Anja Michels, Volker Uthe und Oliver Kruschinski brachten die Kultsorten „GEsöff“ und „GEbräu“ auf den Tresen.

  • Anja Michels , Volker Uthe und Oliver Kruschinski wollten die Biertradition in Gelsenkirchen wieder beleben
  • Aus der Schnapsidee entwickelten sich die Kultgerstensäfte vom Emscherstrand: „GEsöff“ und „GEbräu“
  • Die Brauerei, in der das Bier nach Gelsenkirchener Rezept entsteht, ist in Holzminden beheimatet

Die Sache mit dem Bier war eigentlich eine Schnapsidee. Das geben die drei Startups gerne zu. Aber sie wollen die Biertradition in Gelsenkirchen wieder aufleben lassen. Schließlich ist es genau 130 Jahre her, dass die erfolgreiche Glückauf-Brauerei in der Stadt gegründet wurde.

Anja Michels (48), ihr Lebensgefährte Volker Uhte (58) und Olivier Kruschinski (42), schon lange leidenschaftliche Privatbierbrauer im Keller, wollen mehr: Sie wollen nicht nur für sich, sondern auch für alle, die Geschmack haben und ein natürliches Bier lieben, mit „GEbräu“ und „GEsöff“ ein „Lebensmittel“ präsentieren. „Dass es Alkohol hat, kann man positiv oder negativ sehen“, sagt der 59-Jährige.

Eng verbunden mit Gelsenkirchen und Schalke 04

Eng verbunden sind die Drei mit Gelsenkirchen und Schalke 04. Nicht nur das klare Bekenntnis zu ihrer Region verbindet sie. Seit über 20 Jahren kennen sie sich vom Fußball, sind seit langem befreundet. In einer lauen Sommernacht vor knapp drei Jahren kam ihnen die verrückte Idee, ein „richtig schmackhaftes und natürliches Bier für Gelsenkirchen zu brauen.“ Engagiert, leidenschaftlich und ohne zig Zusatzstoffe.

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Eigene Keller-Brauerfahrung hatten Anja, die Zahntechnikerin, Werbefachmann Volker und Olivier, der professionelle Geschichtenerzähler „Storytelling G“ schon seit Jahren, kannten natürlich auch längst die besten Geheimecken in der Stadt, wo man guten, wild wachsenden Hopfen ernten kann.

Im 50-Liter-Eimer mit Zutaten experimentiert

In einem 50-Liter-Eimer mit Hopfen, Malz, Hefe und Wasser experimentierten sie mit Hilfe eines Freundes, der ein echter Braumeister ist. Er gab ihnen schon vor Jahren Tipps, wie man schmackhaftes Bier herstellen kann, worauf man achten muss, damit es echter Hochgenuss wird.

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Die Vorzüge des „Gesöffs“ und „GEbräus“ haben schon einige Gelsenkirchener Betriebe erkannt. „Burgers und Bier“ nehmen das Bier gerne und regelmäßig ab. Auch Haus Löken, Trulli, die Trinkgutmärkte in Rotthausen, Ückendorf und Schalke sind mittlerweile überzeugt vom Geschmack. Und auch auf dem Feierabendmarkt mittwochs in Gelsenkirchen-Mitte sind sie zu finden. Aber, wie das so ist. Will man sich selbstständig machen, steckt der Teufel im Detail.

Brauerei ist noch in Holzminden

„Wir haben viel Lehrgeld zahlen müssen“, räumt Volker Uhte ein. So haben sie für das Besondere – Flaschenform, Etiketten und grüner anstatt roter Gummidichtung unterm Bügelverschluss – kräftig bezahlen müssen. „Das ist alles viel teurer geworden als geplant“, sagt Uthe. Man müsse zum Teil große Stückzahlen abnehmen. Die Flaschen würden zum Beispiel beim Recycling von Automaten nicht erkannt. Also musste eine eigene Lösung her. „Das Pfand für den Kasten ist sehr hoch, aber man bekommt es ja wieder.“

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Noch ist es Holzminden, wo eine Brauerei für die Gelsenkirchener nach deren Rezept das „GEbräu“ zum Sieden bringt und in überschaubare Flaschenzahlen abfüllt. „Den großen Wurf mit einer Expansion planen wir nicht“, betont Volker Uhte.

Die Idee: Bierbraukunst hautnah erleben

Er hat mit Anja und Freund Kruschinski ganz andere Pläne: „Wir möchten hier in Gelsenkirchen einen Braukessel aufstellen, der 300 Liter fasst und vor Ort unser Bier selbst brauen. Eine kleine, rustikale Brauerei, dazu kleine Häppchen zum Genießen. Da soll man die Bierbraukunst hautnah erleben können“, schildert Anja. In sehr weiter Ferne scheint die Umsetzung der Idee nicht mehr zu liegen.