Gelsenkirchen. Die WAZ hat bei Autohäusern und Gebrauchtwagenhändlern in Gelsenkirchen nachgefragt, wie sich die Umweltprämie auf das Geschäft auswirkt.
- Wie wirkt sich die Diesel- oder Umweltprämie aus? Die WAZ fragte bei Händlern nach
- Ein Ergebnis der Gespräche: Die Erfahrungen und Prognosen gehen auseinander
- Auf kurze Sicht werde der Diesel erstmal nicht zu ersetzen sein, hieß es Hyundai
Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels bezeichnete Verkehrsminister Alexander Dobrindt als „richtig und gut“, nachdem die Zusammenkunft am zweiten August ihr Ende gefunden hatte. Dennoch hagelte es Kritik von allen Seiten, weshalb für den November ein zweiter Termin anstehen soll – zu dem diesmal auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erscheinen will.
Erfahrungen und Prognosen gehen auseinander
Aber wie wirkt sich eine der greifbarsten Konsequenzen des Gipfels – die sogenannte Diesel- oder Umweltprämie, die bei der Abgabe eines gebrauchten Diesels und dem Kauf eines Neuwagens mehr Geld verspricht – konkret auf Gelsenkirchen aus? Ist die Prämie wirklich ein Anreiz für Kunden?
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Während VW und Audi, die aufgrund des Abgasskandals beim Gipfel besonders kritisch beäugt wurden, sich mit Äußerungen gegenüber dieser Zeitung zurückhielten, hat die WAZ bei den Autohäusern Glückauf (Toyota), Hyundai Turowski und dem Gebrauchtwagenhandel Autozentrum Buer Antworten bekommen. Dabei hat sich schnell gezeigt, dass die Erfahrungen und Prognosen auseinander gehen.
„Kunden profitieren von der Umweltprämie“
„Bei uns läuft das aktuelle Angebot sehr gut“, erklärt beispielsweise Björn Simer, Geschäftsführer vom Autohaus Glückauf, „die Kunden profitieren von der Umweltprämie, in den letzten Wochen kamen immer mehr Leute darauf zurück.“
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Toyota sei generell „führend in Sachen Hybrid-Autos“, weshalb gerade diesem Hersteller die Prämie zu Gute komme. Für Simer hat nicht nur der Diesel ausgedient, auch das Elektro-Auto ist für ihn auf lange Sicht keine Alternative: „Wir setzen auf Modelle mit Wasserstoffantrieb, die könnten in Zukunft wegweisend sein. Elektro-Autos brauchen meiner Meinung nach zu lange, um sich aufzuladen.“
„Diesel auf kurze Sicht nicht zu ersetzen“
Bei Hyundai Turowski wird die Sache ganz anders betrachtet: „Das Interesse am Angebot ist grundsätzlich da, aber auf kurze Sicht wird der Diesel erstmal nicht zu ersetzen sein“, findet Verkaufsleiter Achim Jähnke.
Fakt ist: es werden immer weniger Diesel-Modelle verkauft. Die Debatte schlägt sich in der Verunsicherung der Leute wieder, Jähnke weiß: „Der Gipfel und die Diskussion um ein mögliches Fahrverbot in den Städten schreckt die Menschen davon ab, weiterhin auf Diesel-Autos zu setzen.“ Doch gerade für Zugfahrzeuge sieht er den Dieselmotor als unabdinglich.
Schweres Los für Gebrauchtwagenhändler
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Das schwerste Los gezogen haben ohne Zweifel die Gebrauchtwagenhändler, wie auch Temur Unal vom Autozentrum-Buer bestätigen kann: „Die Kunden meiden den Diesel. Keiner kann in die Zukunft sehen und voraussagen, wie sicher eine Investition noch ist“. Anders als Björn Simer tippt er auf den Erfolg des Elektro-Autos.
Die Diesel-Debatte erhitzt weiterhin die Gemüter und wird auch zukünftig Gelsenkirchen betreffen, immerhin besitzt die Kurt-Schumacher-Straße eine der höchsten Stickoxidbelastungen in ganz Nordrhein-Westfalen – für dieses Problem gibt es bisher keine Lösung. In Gelsenkirchen wird – siehe Lokalseite 1 – derzeit nach lokal schnell umsetzbaren Konzepten gesucht.
>>> Info: Software-Update als Lösungsansatz
Als Ergebnis des Dieselgipfels haben sich die Beteiligten auf ein Software-Update geeinigt, das Diesel-Modelle umweltfreundlicher machen soll.
Zahlreiche Kritiker, unter anderem die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, sind unzufrieden: Die Diesel-Reform von Euro-5 auf Euro-6 sei „nicht ausreichend wirksam“. Nicht nur Umweltschützer fordern mindestens den Einbau neuer Hardware, das Nachrüsten mit Abgasreinigungssystemen bei alten Diesel-Modellen.