Gelsenkirchen. . BVB-Fanabteilung wirft dem Gelsenkirchener Verein Betrug vor und rät von Spenden ab. Sammler waren auch vor Schalke-Heimspielen aktiv.
- Der Gelsenkirchener Verein „Kinderwünsche“ ist massiv in die Kritik geraten
- Fan-Vertreter des BVB haben juristische Schritte gegen den Verein eingeleitet
- Auch bei S04-Heimspielen darf für „Kinderwünsche“ nicht mehr gesammelt werden
2011 wurde der Verein „Kinderwünsche“ gegründet, auch um „final erkrankten Kindern Herzenswünsche“ zu erfüllen. Dafür sammelt der Gelsenkirchener Verein mit Sitz an der Kirchstraße Geld – und ist massiv in die Kritik geraten. Es gibt Zweifel, ob das gesammelte Geld tatsächlich zweckentsprechend eingesetzt wurde.
Rechtliche Schritte eingeleitet: Betrugsverdacht
Auf Stadtfesten oder Weihnachtsmärkten, aber auch bei Bundesliga-Heimspielen des FC Schalke 04 oder der Dortmunder Borussia gehörten die Sammler des Vereins zum festen Bild. Nun will der BVB rechtlich prüfen lassen, wo das Geld landet. Fan-Vertreter haben juristische Schritte gegen den Gelsenkirchener Verein eingeleitet: wegen Betrugsverdachts. Eine Anwaltskanzlei habe der Staatsanwaltschaft ihre „gesammelten Erkenntnisse“ über „Kinderwünsche“ übergeben, heißt es in einer am Freitagabend veröffentlichten Mitteilung auf der Internetseite der BVB-Fanabteilung.
Auch bei Schalke 04 zog man die Reißleine
Der BVB rät seinen Fans, „mindestens für die Dauer des laufenden Verfahrens, dringend davon ab an ‘Kinderwünsche e.V.’ zu spenden“. Dieser Warnung ging nach Angaben der Fan-Abteilung eine gründliche Prüfung des Rechenschaftsberichts des Vereins voraus. Diesen habe „Kinderwünsche“ erst nach mehrmaligem Nachfragen und anfänglicher Absage vorgelegt.
Auch bei Schalke 04 hat man die Reißleine gezogen: „Zwischen dem Verein und Schalke 04 besteht keinerlei Zusammenarbeit“, macht ein Sprecher deutlich. Der Verein „Kinderwünsche“ habe allerdings „in der vergangenen Saison bei Heimspielen an der Veltins-Arena gesammelt“, bestätigt die Kommunikationsabteilung des Bundesliga-Clubs und betont: „Aktuell sind alle Spendensammler im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens dazu aufgefordert, umfangreiche Unterlagen wie Freistellungsbescheid, Spendennachweise, Jahresberichte, Satzung et cetera einzusenden. Bis zur Einreichung und Prüfung der Unterlagen sind alle Spendensammler-Aktivitäten auf dem Vereinsgelände untersagt.“
Angebliche Kooperationspartner
Der „Spiegel“ und „RP online“ hatten vergangene Woche öffentlich gemacht, dass der Verein „auf Großveranstaltungen gesammeltes Geld intransparent“ verwalte und bezweifelt, dass „Spenden auch wirklich weitergegeben werden“ – denn bei den Begünstigten kämen nur geringe Beträge an. Auch distanzierten sich angebliche Kooperationspartner vom Verein, der nach eigenen Angaben beispielsweise die Klinik-Clowns oder die Vestische Kinderklinik in Datteln unterstützt.
„Kinderwünsche“ reagiert bislang nicht auf Vorwürfe
Dem „Spiegel“ zufolge wurden auf das Konto des Vereins im September und Oktober 2015 lediglich 626,66 Euro an Barspenden eingezahlt - obwohl es in diesem Zeitraum 13 Heimspiele von Borussia Dortmund und Schalke 04 gab, wo die „Kinderwünsche“-Sammler auch unterwegs seien. „Das wären rund 47 Euro pro Spieltag - ein Betrag, den ein Sammler in einer halben Stunde schaffen könnte.“ Das Magazin beruft sich dabei auf Konto-Aufstellungen, die der Redaktion vorlägen.
Bei „Kinderwünsche“ reagiert man bislang nicht auf die Vorwürfe Auch auf der Homepage des Vereins gibt es keine Stellungnahme; eine Gesprächsanfrage an den Vorstand durch die WAZ-Redaktion blieb Dienstag unbeantwortet.
Anm.d.Red.: Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Essen gegen Cornelia Keisel wegen Betrugs ist im September 2020 gemäß § 153 Abs. 1 StPO eingestellt worden.