Gelsenkirchen-Buer. . Weil viele Klassenzimmer zu klein sind, müssen Whiteboards über- statt nebeneinander befestigt werden. Erstklässler reichen nicht an sie heran.

  • Beckerad- und Pfefferackerschule in Buer werden mit interaktiven Whiteboards ausgestattet
  • Wie an fast allen Grundschulen sind die Räume so klein, dass Tafeln übereinander liegen
  • In der Folge reichen Erstklässler nicht an sie heran – und müssen mitunter auf Fußbänke klettern

Kreidespuren an den Fingern: Künftige Schülergenerationen werden diese Erfahrungen kaum mehr machen. Denn herkömmliche Tafeln haben ausgedient. Bis Jahresende sollen zunächst alle Grundschulen – wie in diesen Wochen die Beckerad- und die Pfefferackerschule – mit „interaktiven Whiteboards“ ausgestattet werden. Weil die Räume in nahezu allen Gebäuden aber zu klein sind, können die zwei Tafeln, aus denen das System besteht, nicht nebeneinander, sondern nur übereinander angebracht werden. Die Folge: Erstklässler reichen nicht an sie heran, sie benötigen mitunter eine Fußbank.

„Nur in den Grundschulen Georg- und Vandalenstraße im Stadtsüden sind die Räume mit über fünf Metern ausreichend groß, um die Tafeln in der eigentlich vorgesehenen Weise zu befestigen“, erläutert Thomas Sowa, Teamleiter IT und zuständig für den Bereich Schule. Die aktive Fläche misst 80 mal 250 Zentimeter, die interaktive Fläche 130 mal 250 Zentimeter.

Kinder müssen mitunter auf die Fußbank steigen

Bis Ende des Jahres sollen alle Gelsenkirchener Schulen mit Whiteboards ausgestattet sein.
Bis Ende des Jahres sollen alle Gelsenkirchener Schulen mit Whiteboards ausgestattet sein. © Erwin Pottgiesser

Oft schränkten Handwaschbecken die Möglichkeiten zusätzlich ein. „Pult und Tafeln dann an der gegenüberliegenden Raumseite unterzubringen, so wie wir es derzeit mit der Pfefferackerschule machen, ist aber auch nicht immer eine Lösung. Je nach Ausrichtung der Klassenzimmer scheint dann die Sonne auf die interaktiven Tafeln und erschwert ein Ablesen“, so Sowa. Letztlich müssten die Tafeln auch in Pfefferacker- und Beckeradschule übereinander angebracht werden.

Dass jüngere Kinder, also Erst- und Zweitklässler, nicht an die Tafeln heranreichten, sei durchaus möglich, hänge aber auch vom Lehrer ab. „Für die kleineren Kinder sollte er besser nur im unteren Bereich der Tafel schreiben.“ Ansonsten komme eine Fußbank zum Einsatz. Wenn eine Lehrerin daneben oder dahinter stehe und aufpasse, könne der Schüler auch nicht stürzen und sich verletzen.

Ein Whiteboard-Arbeitsplatz kostet rund 6500 Euro

Rund 6500 Euro kostet ein Arbeitsplatz mit Whiteboard, Beamer und Drucker. Insgesamt werden 10,2 Millionen Euro stadtweit in die Umrüstung aller Schulen investiert. 70 Prozent stammen aus Fördermitteln des Landes aus dem Programm „Gute Schule 2020“.

Dass auf die Stadt noch Folgekosten zukommen, ist der Verwaltung bewusst: Es müssen Druckerpatronen, Beamer-Leuchtmittel und Stiftminen nachgekauft werden, wenn die Erstausstattung verbraucht ist. „Wir haben die Whiteboards aber danach ausgewählt, dass die Anschaffungskosten für die Druckerpatronen möglichst gering sind“, betont Sowa.

„Werden die Schulen nicht mit Kosten allein lassen“

Die Beschaffung werde die Stadt finanzieren „und die Schulen damit nicht allein lassen“, versprach er. Ob dafür die jeweiligen Schuletats aufgestockt werden oder ob die Verwaltung die Kosten übernimmt, ist noch unklar.

Fest steht nur, dass die Schulen aus ihren Etats die Ersatzminen für die Spezialstifte finanzieren sollen. „Sie ersetzen ja die Kreide, die die Schulen auch selbst bezahlen mussten. Die Minen sind deutlich langlebiger als Kreide, so dass die Kosten gleich bleiben dürften. Außerdem kann eine der beiden Tafeln auch mit den Fingern beschriftet werden.“

>> INFO: WHITEBOARDS

Interaktive Whiteboards sind interaktive digitale Tafeln, die per PC verbunden sind. Mit Hilfe eines Beamers wird der Bildschirminhalt auf die weiße Fläche des Whiteboards projiziert.

Über ein vom Computer angezeigtes Bild lassen sich handschriftliche Ergänzungen legen. Auch ist es möglich, Videodateien, Musikclips oder Inhalte aus dem Internet in den Tafelanschrieb einzublenden. So kann ein Arbeitsblatt unter einen Visualizer gelegt, die Notizen können mit dem Whiteboard hinzugefügt werden.

Die Geräte ermöglichen es, ein entwickeltes Tafelbild zu speichern, in einer späteren Unterrichtsstunde weiter zu verwenden und den Schülern als Lernunterlagen zur Verfügung zu stellen.