Gelsenkirchen-Buer. . Nach 43 Jahren im Schuldienst geht Hans Kothe als Leiter der Mährfeldschule in Buer nun in den Ruhestand. Er freut sich auf eine Kuba-Radtour.
- 15 Jahre war Hans Kothe Leiter der Mährfeldschule, nun geht der 65-Jährige in den Ruhestand
- Nach dem stressigen Umzug in die Uhlenbrockschule im Mai freut er sich auf mehr Zeit für Radtouren
- Ärger über pampige Eltern, aber Freude über Erfolgserlebnisse mit Kindern überwiegt
Mengenlehre in Mathe, deutsche Volkslieder in Musik – und Kinder mit Beeinträchtigungen wurden aussortiert: Als Hans Kothe 1974 nach dem Studium seine Lehrerausbildung begann, war die Welt der Schule noch eine andere. Heute prägen Inklusion, die Integration von Flüchtlingen und EU-Ost-Zuwanderern den Alltag des Leiters der Mährfeldschule. Noch: Er geht nach fast 43 Jahren im Schuldienst in den Ruhestand. Zeit also, zurückzublicken; um klare Worte war der 65-Jährige ja noch nie verlegen.
Stichwort „Traumjob“: „Nein, das ist der Lehrerberuf für mich nicht mehr. Ich habe so viele Facetten kennengelernt in meinen 22 Jahren als Hauptschullehrer in Essen-Stoppenberg sowie als Grundschulleiter in Essen-Überruhr und ab 2002 in Buer, dass ich nun anderen Interessen nachgehen würde“, redet Kothe nicht um den heißen Brei herum. Ein Architektur- oder Ingenieur-Studium – das wär’s vielleicht schon eher.
Arbeit mit Kindern machte ihm immer Spaß
Was Wunder, hat er doch Technik, Mathe und Physik studiert, nachdem er sein Maschinenbau-Studium abgebrochen hatte. „Ich war mit 21 Jahren schon Vater geworden und musste Geld verdienen. Diese Fächer kamen meinen Neigungen entgegen; so konnte ich später mit den Hauptschülern praktische Geräte wie Durchlauferhitzer bauen.“
Die Arbeit mit Kindern hat ihm immer Spaß gemacht. „Zu erleben, wie sie sich entwickeln, ist schon toll! Wenn am Ende doch etwas hängen bleibt und Schüler die Kurve kriegen, von denen das nicht so sicher war, dann hat sich die Mühe gelohnt.“
„Zahl verhaltensauffälliger Kinder hat zugenommen“
Der Umgang mit ihnen, da ist der vierfache Vater und zweifache Opa sehr wohl offen, war nicht immer einfach. Die Zahl derer, die sich in keine Gruppe einfügen könnten, weil sie etwa schreiend unter dem Tisch lägen, habe mit den Jahren zugenommen. Lehrer müssten manchen Kindern da erst einmal Grundlagen in Sachen Sozialverhalten vermitteln. „Schule wird da von der Politik oft allein gelassen, wenn etwa nicht genug Geld zur Verfügung gestellt wird für Sozialarbeiter, Integrationshelfer und Psychologen.“
Was Kothe ärgert: Das Verhalten von Eltern lasse öfter Respekt vermissen. „Immer mehr Mütter und Väter reagieren pampig bis unverschämt. Einmal musste ich einen Mann sogar hinauswerfen. Zum Glück hat er seinen Fehler eingesehen und sich entschuldigt.“ Die Bereitschaft der Erziehungsberechtigten, etwa bei Schulfesten oder anderen Veranstaltungen zu helfen, habe in der letzten Zeit „aber zum Glück wieder zugenommen.“
Pläne für Radtouren durch Kuba liegen in Schublade
Nach dem Stress der vergangenen Monate – die Schule musste im Mai wegen des Hausschwamms im Gebäudedach innerhalb weniger Wochen in die alte Uhlenbrockschule an der Polsumer Straße ziehen – hat Kothe nun wirklich keine Angst vor Langeweile: Die Pläne für Radtouren durch Kuba und bis nach St. Petersburg liegen bereits in der Schublade.
Danach gießt der passionierte Radler und Hobby-Fotograf die Erlebnisse für eine Fachzeitschrift in Reiseberichte. Auch der Wiedereinstieg in die politische Arbeit bei der SPD schwirrt ihm durch den Kopf. „Mal gucken. Ich kann eigentlich alles, wenn auch nichts so richtig.“