Gelsenkirchen-Horst. . Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit erweitert das Renaissance-Museums Schloss Horst seine Ausstellung um das Adelsleben im Emscherbruch.

  • Nach der Eröffnung 2010 erweitert das Renaissance-Museum Schloss Horst seine Ausstellung
  • Im Mittelpunkt steht das adlige Leben Rutgers von der Horst und seiner Frau Anna von Palandt
  • Schau zum Be-Greifen beleuchtet auch die Gedankenwelt des gebildeten Bauherrn

Die Zeitreise in den Alltag derer „da oben“ um 1600: Im Museum Schloss Horst können Besucher sie jetzt buchstäblich erleben – bequem via Aufzug. Ab Sonntag, 25. Juni, landen sie per Knopfdruck im neuen Bauabschnitt der Dauerausstellung „Leben und Arbeiten in der Renaissance“, der die Lebenswirklichkeit der Adligen im Emscherbruch in den Fokus stellt. Wer zuvor die Schlossbaustelle um 1565 im Keller besichtigt hat, realisiert mit allen Sinnen: Zwischen dem Leben von Handwerkern und dem ihres Herrn Rutger von der Horst lagen nicht nur drei Stockwerke, sondern Welten.

Wie schon beim 2010 eröffneten ersten Teil setzen die Ausstellungsmacher um den früheren Schloss-Leiter und Kunsthistoriker Elmar Alshut darauf, die Lokalgeschichte im Be-Greifen zu entdecken. So können Zeitreisende auf einem Sattel Platz nehmen, um per Animationsfilm dem Reichtum der Horster Adelsfamilie auf die Spur zu kommen. Umgeben von Requisiten wie Pferdekopf und Nüsternklemme („Prame“), informiert der Streifen über den lukrativen Fang der Emschertaler Dickköppe. Kurz: Am Anfang war das Pferd.

Besucher dürfen Schubladen in Schränken öffnen

Er konzipierte die Ausstellung „Leben und Arbeiten in der Renaissance“ im Museum von Schloss Horst: Elmar Alshut, ehemaliger Leiter des Museums, hier zwischen einem Globus von Martin Behaim (1493) und einer Weltkarte mit sogenannter Mercator-Projektion.
Er konzipierte die Ausstellung „Leben und Arbeiten in der Renaissance“ im Museum von Schloss Horst: Elmar Alshut, ehemaliger Leiter des Museums, hier zwischen einem Globus von Martin Behaim (1493) und einer Weltkarte mit sogenannter Mercator-Projektion. © Martin Möller

Historische Drucke und Modelle illustrieren die Bauphasen des Gebäudes, bevor der Blick auf eine wandhohe Ahnentafel fällt. „Die Geschichte der Familie war von großer Bedeutung. Je mehr wichtige Ahnen, desto größer waren das Ansehen und damit auch Privilegien und Ämter“, so Alshut.

Die Treppe hoch zur Galerie führt in die Gedankenwelt des intellektuellen Rutger. Stichworte auf den Stoßkanten der Stufen markieren Entdeckungen wie den Buchdruck, die Taschenuhr oder das heliozentrische Weltbild. „Diese Aufbruchstimmung hat Rutger beeinflusst“, ist Alshut überzeugt. Ein Bild davon vermittelt ein nachgebauter Kabinettschrank, in dem Adlige Kuriositäten präsentierten, die ihre Weltgewandtheit demonstrieren sollten. In Horst finden sich etwa ein Kugelfisch, Versteinerungen von Tieren und Münzen in den Fächern und Schubladen, die – natürlich – geöffnet werden dürfen.

Multimedialer „Zeitmeister“ erläutert Einzelheiten

Wer mag, kann sich an einen historischen Schreibtisch setzen und Faksimile-Handschriften zu entziffern suchen.
Wer mag, kann sich an einen historischen Schreibtisch setzen und Faksimile-Handschriften zu entziffern suchen. © Martin Möller

Wer mag, kann sich in Rutgers Studierzimmer an den Schreibtisch setzen, Kopien alter Schriftstücke zu entziffern versuchen und den „Zeitmeister“ befragen: einen Tablet-PC, der Informationen zu Aspekten der Schau bietet. Zudem gibt’s jede Menge Wissenswertes auf die Ohren, führt doch ein Audio-Guide Kinder und Erwachsene (mit unterschiedlichen Texten) durch die Schau.

Bei der gestrigen Vorstellung zeigte sich Kulturdezernentin Annette Berg begeistert: „Die Ausstellung bietet fantastische Möglichkeiten, Geschichte zu erleben – ein Muss für den schulischen Geschichtsunterricht.“

Förderverein Schloss Horst spendete 30 000 Euro

Fertiggestellt ist das Museum mit dem Bauabschnitt nicht, wie Schloss-Leiter Hans-Joachim Siebel betont. „Wir planen einen weiteren Teil zu Kleidung und Esskultur jener Zeit, benötigen aber noch Geld.“ Die aktuelle Erweiterung kostete „eine niedrige sechsstellige Summe“, an der sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit 30 Prozent und der Förderverein mit 30 000 Euro beteiligten. Den Rest übernahm die Stadt.