Gelsenkirchen-Horst. . Eine Baustelle war Schloss Horst immer wieder. Nun wird sie wieder eine, wenn auch nur auf 300 Quadratmetern im zweiten Obergeschoss: Bis Ende 2016 soll dort das Renaissance-Museum erweitert werden.
Eine Baustelle, das war Schloss Horst – so scheint’s – schon immer; selbst als es noch nicht einmal eine Burg, sondern eine Hofstelle war: Seit dem 11. Jahrhundert erweiterten deren Herren den Bau immer wieder oder errichteten ihn nach Bränden neu, natürlich noch größer und prächtiger als zuvor. Nun wird das sanierte Denkmal erneut zur Baustelle, wenn auch nur auf etwa 300 Quadratmetern im zweiten Obergeschoss: Dort entsteht derzeit der zweite Bauabschnitt des 2010 eröffneten Museums „Leben und Arbeiten in der Renaissance“, wie schon Teil 1 buchstäblich zum Be-greifen und Entdecken.
Beleuchtet die bisherige Ausstellung im Keller die Schlossbaustelle um 1565 sowie die Lebenswirklichkeit der Handwerker und Pächter, so geht’s nun um das privilegierte Leben des Herrscherpaares Rütger von der Horst und Anna von Palandt – Ausflug in die Gedankenwelt der Renaissance inklusive.
Qualität fortführen
Dass die Qualität dieses neuen Themenkomplexes im Vergleich zum ersten, viel gelobten Teil nicht abfallen darf, versteht sich für Elmar Alshut von selbst. Er war bis zur Pensionierung im März 2015 insgesamt 16 Jahre lang Leiter von Schloss Horst und mit Kulturreferatsleiter Dr. Volker Bandelow maßgeblich verantwortlich für die Konzeptionierung des Museums. Mittlerweile entwickelt er diese als Honorarkraft mit Bandelow weiter und hofft, „dass wir den ersten Teil des zweiten Bauabschnitts Ende dieses Jahres eröffnen können.“
Birkenstämme und Pferdesättel
Bis dahin ist viel zu tun: Wo die Besucher künftig in den Wald des Emschertals als Heimat der Wildpferde entführt werden, liegt nur ein Stapel Birkenstämme. Auch die Pferdesättel, auf denen Zeitreisende den animierten Film über die Bedeutung des Pferdefangs für Horst verfolgen können, sind noch Zukunftsmusik. „Der Film selbst ist aber bereits fertig und läuft im Erdgeschoss der Glashalle an einer TV-Säule“, so Alshut (67).
Holzmodelle sollen die fünf verschiedenen Burganlagen illustrieren, auch ein Familienstammbaum des Herrscherpaares fehlt nicht. Der Schwerpunkt aber ist ein anderer: „Wir wollen Rütger als belesenen Intellektuellen vorstellen, der Latein, Griechisch und Hebräisch sprach und sich auf der Höhe seiner Zeit vielseitig interessierte“, so Alshut. So stellen die Ausstellungsmacher Bezüge her zu den großen Erfindungen der Renaissance, als Gutenberg den Buchdruck entwickelte, Henlein die Taschenuhr und Kopernicus das heliozentrische Weltbild. „Die Renaissance war geprägt von einer Aufbruch-, ja Goldgräberstimmung, die auch Rütger beeinflusste“, so Alshut.
Was liegt da näher, als den Besucher in die Studierstube Rütgers einzuladen? Wer mag, darf künftig an dessen Schreibtisch sitzen, in Büchern blättern oder das Kunst- und Kuriositäten-Kabinett mit Steinen, Wurzeln und Kunstgegenständen durchstöbern. Dass der eigentlich katholische Schlossherr sich womöglich für die Reformation begeisterte, greift der Audioguide an einer stilisierten Kapellen-Nische auf, ebenso den Kampf der Europäer gegen die Osmanen. Und macht somit deutlich: Alles hängt mit allem zusammen, auch im kleinen Horst.