gelsenkirchen. . Priv.-Doz. Dr. Marcus Agelink hat an den Evangelischen Kliniken einst sein Herz für die Psychiatrie entdeckt. Als Chefarzt stellt er sie neu auf.

Nicht nur der Chefarzt, auch der Name der Klinik ist neu: „Klinik für Seelische Gesundheit und Präventivmedizin“ hat deren neuer Chefarzt, Privat-Dozent Dr. Marcus W. Agelink, seinen Verantwortungsbereich an den Evangelischen Kliniken an der Munckelstraße benannt. Nicht nur, weil das positiver klingt als „Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik“. Sondern weil er die Unterscheidung zwischen Psychiatrie und Psychosomatik, die es so nur in Deutschland gibt, für überflüssig hält, da beide Disziplinen weitestgehend gleiche Krankheitsbilder therapieren. Und der Unterschied zwischen den Disziplinen der Mehrheit der Menschen ohnehin unbekannt ist.

Rückkehr in „mein Gelsenkirchen“

Der neue Chefarzt selbst ist eigentlich gar nicht neu im Haus. Sein Talent und sein Herz für die Psychiatrie entdeckte der gebürtige Mülheimer vielmehr genau hier. Von 1994 bis 2004 arbeitete er hier, zuletzt unter seinem heutigen Vorgänger, Prof. Eckart Klieser. Agelink machte hier seinen Facharzt.

Von hier wechselte er als Chefarzt an ein Krankenhaus in Herford. Nach Ostwestfalen gezogen ist er in den fast 14 Jahren Tätigkeit dort nie, obwohl er sich bei seiner Arbeit sehr wohlfühlte. „Ich habe in der Zeit fünf Chefarztstellen im Revier angeboten bekommen. Aber als mein Gelsenkirchen mich gerufen hat, konnte ich nicht mehr widerstehen,“ schmeichelt er der Gelsenkirchener Seele. Mitgebracht hat er nicht nur einen neuen Namen und eine neue Klinikstruktur, sondern auch eine wichtige Mitarbeiterin: Anna-Luise Suermann als Leiterin der Funktionsdienste im Haus, von Musik- und Ergotherapie über den Psychologischen Dienst bis zum Qualitäts- und Prozessmanagement.

Eigen Abteilung für die Präventivmedizin

Bei der Zweiteilung der Klinik wurde die Sozial- und Präventivmedizin in eine eigene Abteilung verlagert. Einer der Schwerpunkte hier ist die Konsiliar- und Liaisontherapie, die Agelink weiter ausbauen möchte. Dabei geht es um die wechselseitige Beratung zu psychischen und organischen Erkrankungen, die häufig parallel auftreten. „Die Kopplung organischer und psychischer, seelischer Gesundheit ist wichtig“, betont Agelink. In dem Rahmen gibt es auch externe Beratungsangebote.

Ansonsten ist in dieser zweiten Abteilung vor allem die teilstationäre und ambulante Versorgung angesiedelt, deren Anteil nach Agelinks Überzeugung steigen wird – auch, aber nicht nur, weil es politisch gewollt sei. Diese Verlagerung will er gut vorbereiten.

Psychoonkologie ausbauen und bündeln

Dr. Jutta Schröder (li.) leitet die Schmerzklinik im Hause,  Psycho-Onkologin Irmgard Rehm (rechts)  organisierte mit ihr kürzlich ein Schmerzforum für Patienten.
Dr. Jutta Schröder (li.) leitet die Schmerzklinik im Hause, Psycho-Onkologin Irmgard Rehm (rechts) organisierte mit ihr kürzlich ein Schmerzforum für Patienten. © Martin Möller

In der ersten Abteilung, der stationären Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, wird es neben dem im Haus bereits gut ausgebauten Schwerpunkt auf Hirnstimulationsverfahren einen neuen Fokus auf Zusammenarbeit mit der bettenführenden Schmerzklinik im Hause geben, die es an Kliniken mit Psychiatrie im Umfeld so nicht gibt. Auch die Psychoonkolgie von den Fachstationen (Darm- und Brustzentrum) soll an seiner Klinik gebündelt und ausgebaut werden. „Affektive Störungen“ wie Depressionen und Angststörungen sowie Altersmedizin, Psychotherapie und eine Krisenstation mit bei Bedarf geschlossener Abteilung sind weitere Stationen in der Klinik für Seelische Gesundheit.

Auf neues Abrechnungssystem gut vorbereitet

>>> Wie ein Damoklesschwert hängt eine neue Abrechnungspraxis ab 2018 über der psychiatrischen Versorgung an Kliniken. Das System wird sich Richtung Fallpauschalen verändern, was bei komplexen psychischen Erkrankungen und entsprechend unschätzbaren Liegedauern besonders problematisch ist.

>>> Darauf wird die Klinik von PD Marcus W. Agelink mit derzeit 105 Betten und 156 Mitarbeitern gut vorbereitet sein. Agelink hatte eine Struktur, die die Arbeit damit ermöglicht, bereits in Herford erarbeitet. „Was ich nicht abwenden kann, will ich zur bestmöglichen Umsetzung wenigstens gestalten“, erklärt er.