Gelsenkirchen. Vielen Autofahrern ist die Neuregelung zur Bildung einer Rettungsgasse nicht bekannt. Rettungskräfte starten daher eine Aufklärungsinitiative.
- Polizei und Feuerwehr starten an Gelsenkirchener Raststätte Aufklärungsinitiative zur Rettungsgasse
- Gesetzesneuerung ist vielen Autofahrern völlig unbekannt oder noch nicht in vollem Umfang geläufig
- Flyer und große Plakate sollen Abhilfe schaffen, Autofahrer haben Zweifel an der schnellen Umsetzung
Feuerwehr und Polizei berichten häufig über arge Schwierigkeiten, schnell zu Unfällen auf Autobahnen zu kommen. Denn viele Autofahrer halten sich nicht an die Rettungsgasse, die Retter müssen sich mehr schlecht als recht durch die Blechlawine zwängen. Verlorene Zeit, an der Leben hängen. An der Raststätte Resser Mark an der A 2 machten daher Polizei und Feuerwehr am Mittwoch den Auftakt ihrer Aufklärungsinitiative. Sie kamen mit Auto- und Lkw-Fahrern ins Gespräch und verteilten Flyer. Auf die neue Regelung zur Rettungsgasse aufmerksam machen zudem auch große Plakate, die an Autobahnbrücken hängen.
Martina Habeck und Christoph Becker, Verkehrssicherheitsberater der Polizei, treffen beispielsweise auf Dietmar Gründer. Der Sänger hat über die Medien mitbekommen, dass Autofahrer jetzt auf der äußersten Spur nach links und alle anderen nach rechts ausweichen müssen. „Kein Problem“ für ihn, „schnell Platz zu machen“. Dass das aber schon geschehen muss, sobald der Verkehr ins Stocken gerät, auch wenn sich (noch) kein Rettungsfahrzeug nähert – das ist dem 60-Jährigen wie vielen anderen auch noch nicht bekannt. Auch wichtig: „Die Standspur muss dabei freibleiben“, klärt ihn die Polizei auf.
Neue Regelung überrascht Autofahrer
Lkw-Fahrer Miro Cals (34) ist die Neuregelung fremd. „Ach, und schon bei Schritttempo“, fragt er überrascht. Martina Habeck und Christoph Becker nicken. Es gilt ja, wertvolle Zeit zu sparen – freie Gasse heißt, schneller am Ziel sein zu können für die Retter. „Bis das alle verstanden haben, wird es Zeit brauchen“, sagt der 34-Jährige. Das müsse viel stärker publik gemacht werden. Cals hat als Berufskraftfahrer die Erfahrung gemacht, dass etliche Autofahrer die bisher gültige Regelung kaum anwenden konnten – auch seine Kollegen. „Wenn Lkw und Busse zwei Spuren nutzen, dann fährt sich der Rettungs- oder Löschwagen fest.“
Versicherungs- und Finanzmaklerin Tanja Kanz (27) hat „bei Facebook von der neuen Rettungsgasse gelesen“. Die Vielfahrerin geht auf Nummer sicher und lässt sich trotzdem von der Polizei das Prozedere erneut erklären. „Eigentlich ganz einfach“, sagt Kanz kurz darauf, „es wird aber so nicht sofort umgesetzt werden.“ Ihre Erfahrung: „Hinter den Einsatzfahrzeugen schließen Autofahrer die Gasse wieder.“ Wenn aber große Rettungsfahrzeuge folgten, würden sie aufgehalten. „Die Menschen ignorieren gerne mal Regeln, weil sie es eilig haben“, sagt die 27-Jährige, die bei solchen Vergehen harte Strafen hilfreich fände. Geringe Verwarngelder reichten da nicht.