Gelsenkirchen-Horst. . Die Nachricht von der drohenden Schließung des St.-Josef-Hospitals hat Horst aufgeschreckt. Der OB will den Aufsichtsrat zu Gesprächen einladen.

  • Nachricht vom drohenden Aus des St.-Josef-Hospitals schockt Mitarbeiter
  • Oberbürgermeister und Gesundheitsdezernent wollen Aufsichtsrat einladen
  • Träger KKEL über Erbpachtvertrag noch Jahrzehnte an Standort gebunden

Die Nachricht von der drohenden Schließung des St.-Josef-Hospitals hat Horst aufgeschreckt. Während viele „erschüttert sind, weil das Krankenhaus eine Institution im Stadtteil ist und sie einen Teil ihrer Familiengeschichte damit verbinden“, so Bezirksbürgermeister Joachim Gill, stehen die Mitarbeiter unter Schock: „Mit einem Aus haben wir nicht gerechnet“, so Wulf-Christian Jordan von der Mitarbeiter-Vertretung. Der genaue Schließungstermin ist unterdessen noch offen. Werner Philipps, Aufsichtsratschef der Katholischen Kliniken Emscher-Lippe (KKEL) sprach von „frühestens Ende 2017“, die GmbH peile aber 2019/20 an.

Dass der Weggang von Onkologie-Chefarzt Dr. Gerald Meckenstock samt Team ans Marienhospital Ückendorf im Juni 2017 die Zukunft des Standorts in Frage stellt: Dies habe Geschäftsführerin Dr. Ulrike Ellebrecht noch versucht zu verhindern, betont Philipps. „Sie hat sich um einen Nachfolger bemüht – erfolglos. Potenzielle Kandidaten signalisierten, im Wettbewerb mit dem renommierten Arzt schlechte Chancen zu haben.“

Mitarbeiter hoffen auf Angebote an anderen Standorten

„Die Horster sind erschüttert“, fasst Bezirksbürgermeister Joachim Gill die Reaktionen aus der Bevölkerung im Stadtteil zusammen.
„Die Horster sind erschüttert“, fasst Bezirksbürgermeister Joachim Gill die Reaktionen aus der Bevölkerung im Stadtteil zusammen. © Von Staegmann

Bei den Schließungsüberlegungen hätten der Wegfall von zehn Millionen Euro Umsatz durch Meckenstocks Kündigung, das KKEL-Defizit – 2015 waren es 1,5 Millionen Euro – und die mehrere Millionen teure Sanierung des Horster Gebäudes von 1903 eine Rolle gespielt, so Philipps weiter.

Wie viele Beschäftigte von einer Aufgabe des 280-Betten-Hauses betroffen wären, „ist schwer zu sagen, da die KKEL mit vier Standorten als eine Klinik mit 980 Vollzeitstellen und 1600 Mitarbeitern gilt“, sagte Jordan; er sprach aber von mehreren hundert Angestellten. Diese seien „gefasst, weil die Unsicherheit der letzten Monate nun ein Ende hat.“ Wie berichtet, hatten sie seit 2012 Lohneinbußen hinnehmen müssen. 2016 wurde das Weihnachtsgeld ausgezahlt.

Beschäftigte fühlen sich mit dem Haus verbunden

Dennoch seien die Kollegen schwer getroffen, da sie sich mit dem Haus verbunden fühlten. „Wir hoffen nun, dass unsere Fallzahlen in anderen Abteilungen nicht wegbrechen.“ Kündigungen befürchtet er nicht. „Wir setzen auf Angebote an anderen Standorten und den Wechsel in den Ruhestand. Der Markt für Pflege-Fachkräfte im Revier ist eigentlich nicht schlecht.“

Zeigt sich bestürzt über den Weggang von Dr. Meckenstock: Pfarrer Wolfgang Pingel von der St.-Hippolytus-Pfarrei Horst.
Zeigt sich bestürzt über den Weggang von Dr. Meckenstock: Pfarrer Wolfgang Pingel von der St.-Hippolytus-Pfarrei Horst. © Thomas Schmidtke

Pfarrer Wolfgang Pingel von der Pfarrei St. Hippolytus, als Grundstücks-Eigentümerin über einen Erbpachtvertrag und als Gesellschafterin mit der KKEL verbunden, äußerte sich „bestürzt über den Weggang Dr. Meckenstocks“, wollte über eine Schließung jedoch „nicht spekulieren“. „Wir müssen abwarten, wie es weitergeht, wenn Geschäftsführerin Ines Manegold im Januar ihre Arbeit aufnimmt.“

Propst Pottbäcker: „Retten, was noch zu retten ist“

Auch Propst Markus Pottbäcker von der Pfarrei St. Urbanus, ebenfalls KKEL-Gesellschafter, bedauert den finanziellen Handlungsbedarf, will sich aber einsetzen, „zu retten, was noch zu retten ist“.

Das gleiche Ziel verfolgen Oberbürgermeister Frank Baranowski und Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff, die „die Entscheidung des Aufsichtsrats mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen haben“. Diese stelle einen „tiefen Einschnitt für die gesundheitliche Versorgung der Menschen im Westen“ der Stadt dar, so Wolterhoff.

KKEL ist über Erbpacht lange an Standort gebunden

Will in Gesprächen mit dem KKEL-Aufsichtsrat klären, ob der Wegfall der Onkologie nicht doch kompensiert werden kann: Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff.
Will in Gesprächen mit dem KKEL-Aufsichtsrat klären, ob der Wegfall der Onkologie nicht doch kompensiert werden kann: Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff. © Martin Möller

Sie wollen die Verantwortlichen zu Gesprächen einladen, um Klarheit über die Pläne zu erhalten, über Standort-Perspektiven und die mögliche Kompensation des Onkologie-Wegfalls zu sprechen. Ziel müsse es ein, für die Mitarbeiter eine angemessene Lösung zu finden und die medizinische Notfall-Versorgung sicherzustellen. „Unser Wunsch ist, dass in Horst ein medizinisches bzw. pflegerisches Angebot bestehen bleibt.“

Daran liegt auch Philipps, ist die KKEL doch für mehr als 70 Jahre über die Erbpacht an den Standort Horst gebunden. „Wir werden prüfen, ob die Radiologie dort bleiben, ein medizinisches Versorgungszentrum oder eine Rehaklinik dort etabliert werden kann.“