Gelsenkirchen. Als roter Faden soll sich der Opernstoff mit der Geschichte von Manon Lescaut am Musiktheater im Revier durch die neue Spielzeit ziehen. Am 18. September wird Puccinis Lescault in der Kirche St. Georg gegeben. Später können die Zuschauer die Internetoper "Die Affäre Manon" gestalten.

Es ist gleich ein doppeltes Experiment, an das sich das Musiktheater im Revier in dieser Spielzeit unter dem Stichwort „Manon” heranwagt: Der erste Teil des Experiments beginnt am Freitag, 18. September, um 19.30 Uhr und wird zeigen, ob eine Oper auch fern des Opernhauses in der Kirche St. Georg angemessen ans Ohr dringt.

Der zweite Teil der Versuchsreihe schließt sich wenig später vollkommen abgelöst von der Opernbühne an: „Die Affäre Manon” soll als erste Internetoper im Revier Zuschauern, Zuhörern und Interessierten die Möglichkeit geben, interaktiv ihre eigene Oper zu stricken. Die Basis für den Manon-Stoff lieferte der Jesuit Antoine-Francois Prevost mit seinem Roman „Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut”, den Giacomo Puccini 1893 für seine Oper „Manon Lescaut” aufgriff – das Werk, das ihm als Komponist zum Durchbruch verhalf.

Ein wilder junger Mann

Puccini skizziert dabei die wilde Geschichte der jungen Manon Lescaut (Noriko Ogawa Yatake im Wechsel mit Neuzugang Petra Schmidt), die sich zwar Hals über Kopf in den Studenten Renato Des Grieux (Ricardo Tamura) verliebt, dann aber von ihrer Vergnügungssucht und ihrem Streben nach Reichtum in die Arme von Geronte de Ravoir (Michael Tews) getrieben wird. Auch der reiche alte Liebhaber macht das junge Frauenherz aber nicht glücklich. So stirbt Manon Lescaut verzweifelt und getrieben.

„Auch wenn diese Oper meiner Meinung nach deutliche dramatische Schwächen und Sprünge aufweist, ist die musikalische Seite für mich sehr interessant, weil sie mich als Dirigenten zurück zu Puccinis Wurzeln führt”, erklärt MiR-Chefdirigent Rasmus Baumann, der das Werk in der Kirche St. Georg dirigieren wird. „Das Werk ist ja der erste echte Puccini”, schwärmt er.

Konzertante Fassung "kein Notbehelf"

„Dass wir die Oper aufgrund der räumlichen Bedingungen nur als konzertante Aufführung gestalten können, ist natürlich so, als würde man uns zwei Beine abschlagen”, ergänzt MiR-Dramaturg Wolfgang Willaschek. Und verspricht dann: „Aber diese konzertante Fassung ist für uns kein Notbehelf, sondern eine neue Opernerfahrung, auf die wir schon sehr gespannt sind.”

Karten gibt es an der Theaterkasse des MiR am Kennedyplatz und unter Tel. 40 97 200.

Die Oper geht ins Netz

Die Manon hat viele Gesichter: Auch der zeitgenössische Komponist Werner Henze, dem im Jahr der Kulturhauptstadt ein Schwerpunkt gewidmet wird, griff den Stoff 1950/51 für seine Oper „Boulevard Solitude” auf.

Das Spannungsfeld zwischen Puccinis Manon und Henzes Version will das MiR-Team in Kürze ins Internet transportieren. Unterstützt von der Bürgerstiftung, der Stadt und Ruhr 2010 soll in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Medientechnik der Hochschule für angewandte Wissenschaft Hamburg ein „interaktiver Raum” für die Oper im Internet entstehen.

Computerbegeisterte können per E-Mail oder in Foren mitbestimmen, wie die Liebes- und Lebensgeschichte der Manon weitergehen soll. „Auf diesem Weg sollen zwischen 30 und 52 Folgen entstehen”, erklärt MiR-Chefdramaturgin Anna Melcher.

Nicht alle Zuschauer begeistert

Einen Werbetrailer gibt es bereits (www.internetoper.de) – bei der Uraufführung auf dem Theaterfest sorgte der schon für viel Diskussionsstoff, denn nicht alle Zuschauer zeigten sich begeistert von der Idee, dass eine Oper ins Netz abwandert, um neue Zielgruppen zu erschließen. „Das macht das ganze Werk kaputt”, monierte ein Opernfan, andere zeigten reges Interesse.

MiR-Intendant Michael Schulz betonte, man wolle im Sinne Richard Wagners Neues schaffen. Spätestens in einem Jahr wird man sehen, ob das interaktive Experiment geglückt ist. . .