Gelsenkirchen. Mit „Tür auf“ lockte am Wochenende die siebte Galeriemeile 400 Besucher in die Ateliers. Bund Gelsenkirchener Künstler freut sich über gute Resonanz.

Ursula Junker-Klapdor ist mit dem Auto aus Resse nach Ückendorf gekommen. „Ich bin immer hier, wenn die Galeriemeile stattfindet“, sagt sie. Jetzt sitzt die 77-Jährige vor dem artdepot auf der Bergmannstraße, in der Hand einen Becher Kaffee, im Gespräch mit Renate Brändlein, die in ihrem Atelier ihre eigenen Werke ausstellt.

Ursula Junker-Klapdor hat eine mädchenhafte Figur, sie trägt eine eng anliegende Hose und ein T-Shirt, beides in Schwarz, dazu weiße Slipper. Ihre grauen Haare hat sie zu einer kessen Figur geformt. So kann man in dem Alter aussehen, wenn man geistig jung geblieben ist. „Die Idee der Galeriemeile hat sich bewährt,“ sagt die ältere Dame. „Die Künstler bereichern sich gegenseitig.“

18 Galerien öffnen ihre Türen

18 Galerien beziehungsweise Kunsträume haben an diesem sonnigen Wochenende ihre Türen geöffnet, das sind zwei mehr als im vergangenen Jahr. Neu hinzugekommen sind Susanne Zagorny und der Raum für Kooperation. Zagorny hat ihr Atelier auf der Spichernstraße im ehemaligen Lebensmittelgeschäft Hues; hier herrscht großer Andrang.

Den größten aber verzeichnet wahrscheinlich Roman Pilgrim mit seiner Lichtkunst und Acrylmalerei. Rund 150 Besucher wollen seine Kunst sehen, die er selbst als „intuitiv“ bezeichnet. Seine Bilder – das sind meist großformatige, farbstarke Malereien im Action-Painting-Stil à la Jackson Pollock oder Willem de Kooning.

Scharf strukturierte Fotografien

Pilgrim teilt sich den Eurasia Kulturverein mit K. Roland Berger. „Das ‚K‘ hab‘ ich vorangestellt, damit man mich nicht mit dem berühmten Unternehmensberater verwechselt“, sagt Berger. Seine Schau heißt „Shades of Grey“, seine scharf strukturierten Fotografien sind eine „Auseinandersetzung mit der Farbe Weiß“, erklärt er. Nolens volens spiele der Titel aber auch mit dem Roman, dessen Verfilmung mit den fidelen Fesselsexspielchen viele Gucker in die Kinos lockte.

„Rückblick und Ausblick“ heißt es bei Heinz Stein. Er zeigt seine Holzschnitte, Skulpturen und Illustrationen. Still sein muss man hier mitunter. Denn dann und wann greift der 81-Jährige zu einem seiner Heftchen und trägt sinnreiche Verse vor. Zwei ältere Damen nicken. Sie wollen sagen, da sei schon etwas Wahres dran.

Ein organisch gewachsenes Künstlerviertel

Die Galeriemeile trägt ihren Namen zurecht; ihren Kern bildet das Dreieck Bochumer-, Ückendorfer- und Bergmannstraße. Es ist ein organisch gewachsenes Künstlerviertel, ein ganz klein bisschen so wie in Manhattan das East Village. Hier sind die Mieten noch relativ erschwinglich. Viele Künstler arbeiten in ihren Galerien, nutzen sie also als Atelier.

Und es sollen noch mehr werden. „Die Galeriemeile wächst“, sagt Sabine Leichner-Heuer, die erste Vorsitzende des BGK (Bund Gelsenkirchener Künstler). „Wir vergrößern uns.“

Das haben sie schon getan. Denn mit rund 400 Besuchern hat sich die Zahl der Kunstinteressierten im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Aufgrund der heißen Temperaturen hatte Leichner-Heuer mit weniger Zulauf gerechnet. Sie resümiert: „Die Resonanz war sehr, sehr gut!“