Gelsenkirchen. Eine siebenköpfige Zebraherde hat die kleine Rappenantilope „Ragnaröck“ angegriffen. Im Zoo gibt es Entwarnung: Dem Jungtier geht es wieder gut.

Die Bilder, die Hannah Bruckmann letzten Freitag in der Zoom Erlebniswelt gelangen, sehen höchst dramatisch aus. Mit Teilnehmern eines Wildfotografie-Workshops war sie in „Afrika“ unterwegs, als ein kleiner Antilopen-Bulle gehörig unter die Hufe kam. Die siebenköpfige Zebraherde griff das Jungtier an, jagte es durch die Anlage, biss und trat es. Tierpfleger gingen dazwischen, zogen das Kalb aus der Gefahrenzone. „Für das Tier kam jede Hilfe zu spät“, fürchtet die Oberhausenerin – und hat die Antilope unterschätzt. „Ragnaröck“ lebt.

Den altnordischen Namen , er bedeutet so viel wie „Schicksal der Götter“, hatten die Tierpfleger der kleinen Rappenantilope gegeben. Die massive Attacke überstand sie mit leichten Blessuren. „Das ist ein kräftiger kleiner Kerl“, sagt Zoom-Tierärztin Dr. Pia Krawinkel. „Gefühlt zehn Minuten nach der Schockbehandlung war er wieder auf den Beinen und so fit, dass er sich die angelegte Infusion rausgerissen hat. Er ist zäh und hat das gut überlebt. Nur vorne an der Schnauze hat er eine Schramme gehabt. Zehn Minuten später haben wir die Mutter dazu gelassen. Der Kleine hat auch bald getrunken.“

Die ersten Lebenstage mit Mutter im Stall

Am 29. August wurde die Rappenantilope im Zoo geboren. Dort freute man sich, „nach langer Zeit mal wieder über ein männliches Tier“ – für die Zucht ein Segen. Die ersten Lebenstage verbrachte „Ragnaröck“ mit seiner Mutter im Stall und im Vorgehege. Freitag ging es dann raus nach „Afrika“ auf die 2,7 Hektar große Anlage, auf der Antilopen vereint mit Marabus und Straußen, Springböcken, Nashörnern und eben auch den Zebras leben.

Die siebenköpfige Zebraherde griff das Jungtier an, jagte es durch die Anlage.
Die siebenköpfige Zebraherde griff das Jungtier an, jagte es durch die Anlage. © Hannah Bruckmann

Ein kritischer Moment. „Das geschieht immer unter Aufsicht. Zuerst sind die Mutter und ihre Artgenossen allein auf der Anlage. Nach und nach lassen wir dann die anderen Tierarten dazu. Und ganz zum Schluss kommen die Zebras. Auf die muss man besonders aufpassen“, sagt Krawinkel. Freitag zeigten sie sich in der Tat von ihrer rabiaten Seite. Ein ungleicher Kampf: hier die bis zu 250 Kilo schweren Kühe, dort das 15 Kilogramm leichte Jungtier.

Warum Zebras so agieren? „Es gibt keine gesicherten Theorien“, sagt Krawinkel. Naheliegend sind für sie zwei, die mit Urinstinkten und dem Überlebenskampf in der Natur zu erklären wären. Demnach würden Zebras andere Jungtiere töten, damit durch sie nicht Fressfeinde angelockt würden. Oder sie würden durch Tiere mit braunem Fell gereizt, weil sie in ihnen „irrtümlich einen Feind wie Hyänen oder einen Schakal sehen“.

Tierverbände auf naturnah gestalteten Freianlagen zu zeigen, ist in „Asien“, „Alaska“ und eben auch „Afrika“ Grundidee der Zoom Erlebniswelten. Da nicht alle Tierarten von Natur aus gute Kumpel sind, selbst wenn der eine dem anderen in freier Wildbahn nicht als potenzielles Futter begegnet, muss die Lebensgemeinschaft in den Gehegen fein austariert werden. Die Orang Utans können mit den Ottern, die Giraffen leben friedlich mit drei Antilopenarten zusammen, die Schimpansen sind dagegen äußerst unverträglich. Und auch Zebras sind bockig. „Ragnaröck“ hat’s gespürt.