Gelsenkirchen. Das Pumpwerk Gelsenkirchen wird im Zuge des Emscherumbaus ab 2018 Milliarden Liter Kanalabwasser bewegen. Eine Aussichtsplattform krönt das Gebäude.
- Zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal entsteht das Pumpwerk Gelsenkirchen
- Die Emschergenossenschaft investiert allein in dieses Bauwerk 50 Millionen Euro
- Nach Fertigstellung des Abwasserkanals Emscher wird es zu einer Landmarke samt Aussichtsplattform
2011, zwei Jahre nach dem Baustart für den Emscherumbau in Gelsenkirchen, war hier noch die tiefste Baugrube im Land. 2016 dienen auch Superlative, um zu beschreiben, was da von der Emschergenossenschaft an den Sutumer Brücken zwischen Rhein-Herne-Kanal und Emscher in Sand und Mergel gesetzt worden ist: Ein Pumpwerk des Kalibers XXXXXL, eingebettet in ein Jahrhundertprojekt, eben ein „spektakuläres Bauwerk“, das jüngst ein Blogger als „Kathedrale der Ingenieurkunst“ gewürdigt hat.
Dr. Uli Paetzel, der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft, fasst Mittwoch noch einmal die Rahmendaten zusammen: 37 Meter tief ist das Bauwerk, mit 47 Metern wird der Durchmesser angegeben. 17.500 Kubikmeter Beton wurden verbaut. Elf Kreiselpumpen werden ab 2018 nach der Fertigstellung 13,6 Kubikmeter Wasser pro Sekunde befördern – macht rund 1 Milliarde Liter pro Tag. Das neue Pumpwerk in Gelsenkirchen wird später als eines von drei am Emscherlauf dafür sorgen, dass Abwasser von Dortmund-Deusen bis Dinslaken fließt – im dann fertigen, 51 Kilometer langen und am Zielort fast 40 Meter tiefen Abwasserkanal Emscher (AKE). 50 Millionen Euro werden vor Ort verbaut.
750 Millionen Euro werden in Gelsenkirchen investiert
Der Gesamtumbau des Emschersystems, rechnet Paetzel, werde über einen Verlauf von 30 Jahren rund 5 Milliarden Euro kosten. „750 Millionen werden in Gelsenkirchen investiert. 550 Millionen davon sind schon verbaut.“ An den Sutumer Brücken fließt das Geld nicht nur in Beton, Stahl und Technik unter die Erde, in gigantische Pumpschächte und wändefüllende Schaltanlagen, es fließt auch in eine neue Landmarke. Das Pumpenhaus wurde architektonisch gestaltet und bietet bald eine Besucherterrasse mit bestem Blick auf das Tiefbauwerk, auf den Kanal, auf, so Paetzel, „die eigentliche Kathedrale des Reviers, die Schalke-Arena. Ich bin mir sicher, das wird ein Ausflugsziel“, sagt der Vorstandschef. Zusammen mit Oberbürgermeister Frank Baranowski schaut er sich bei einer Feier für die Baubelegschaft inklusive Besichtigungstermin im Bauwerk von der künftigen Aussichtsplattform den Baufortschritt an.
„Das Pumpwerk“, findet Baranowski, „ist so etwas wie das Symbol des Emscherumbaus“, dem unbekanntesten und wohl erfolgreichsten Großprojekt der Republik. „Wenn man diese Baustelle besichtigt“, so der OB, „dann sieht man, welches riesige Rad wir hier drehen.“ Baranowski, der SPD-Politiker, zitiert seinen Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel, der seinen Genossen bekanntlich empfohlen hatte, dorthin zu gehen, wo es dreckig ist und stinkt. „Dort sind wir heute“, stellt Baranowski fest. „Und so viele Gelegenheiten dafür gibt es bald nicht mehr. Der Kanal wird allen Dreck und Abwasser aufnehmen. Und es dauert nicht mehr lange, dann wird diese Vision Wirklichkeit: dann wird es das Ruhrgebiet ohne Köttelbecke geben.“