Gelsenkirchen. . Susanne Stahringer sowie Annette und Peter Göbel vermieten Ferienwohnungen und wissen: Ihre Gäste kommen mit einem festen Programm ins Ruhrgebiet.

  • Touristen aus aller Welt kommen in die Stadt, um sich die Region anzusehen
  • Zoom, Centro und Zeche Zollverein besuchen dabei fast alle Gäste
  • 75 067 Menschen übernachteten zwischen Januar und März in Gelsenkirchen

Susanne Stahringer ist begeistert vom Ruhrgebiet: „Es ist so schön grün hier und die ganzen Parks, Schlösser, Seen, Halden, Zechen und Museen liegen so dicht beieinander. Das gibt es sonst nirgendwo in Deutschland.“ Obgleich der Schwärmerei – Susanne Stahringer ist keine echte Ruhrpottlerin.

Das Ruhrgebiet entdecken und schätzen lernen

Vor sechs Jahren zog sie aus Süddeutschland nach Gelsenkirchen – der Liebe wegen. Ihre Begeisterung für das Revier brachte sie gleich auf eine Idee: Auch andere Menschen sollten die Möglichkeit bekommen, die Region entdecken und schätzen zu lernen. Also überredete sie ihren Mann, eine Ferienwohnung zu errichten. Kurz darauf kaufte sie ein Hausviertel und vermietet dort seitdem eine weitere Wohnung an Urlaubsgäste. Denn: Auch in Gelsenkirchen machen Menschen Urlaub.

Insgesamt 75.067 Gästeübernachtungen zählte das statistische Landesamt zwischen Januar und März dieses Jahres in Betrieben mit mindestens zehn Betten in der Stadt. Ferienwohnungen also noch gar nicht mitgezählt. Darunter waren 9 104 ausländische Touristen. Im Schnitt blieben die Besucher 2,8 Tage. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 72 831 Gästeübernachtungen gewesen. Im gesamten vergangenem Jahr übernachteten 317 788 Reisende in Gelsenkirchen. Gegenüber 2014 ein Anstieg von 3,2 Prozent.

Gäste aus aller Welt

Zu Susanne Stahringer kommen jährlich rund 280 Gäste. „Wir sind das ganze Jahr über gut ausgebucht.“ Der am weitesten Angereiste sei aus Australien zu einem Windhundetreffen da gewesen, aber auch Niederländer oder Schweizer seien unter den Besuchern. Die meisten Gäste kämen jedoch aus Deutschland. Dabei sei fast allen Urlaubern gemein: Sie kommen mit einem ausgearbeiteten Programm und wüssten bereits, was sie sich anschauen wollen. „Zoom, Centro, Zeche Zollverein und Movie Park stehen auf fast jedem Programm“, weiß die Ferienwohnung-Vermieterin. Denn nicht nur Ziele in der einen Stadt, sondern im ganzen Ruhrgebiet steuern die Besucher an.

Auch Annette Göbel vermietet in Buer eine Ferienwohnung. Zu ihr kamen bereits Touristen aus den USA, Nizza, Sylt oder Kuwait. „Besonders Männergruppen kommen her, um hier Fahrradtouren zu machen.“ Eine zunehmende Beliebtheit des Ruhrgebiets bemerkt Göbel: „Unsere Gäste sind überrascht, wie grün und ruhig es bei uns ist.“

Ehemalige Einheimische mieten Ferienwohnungen

Doch nicht nur typische Feriengäste, sondern auch ehemalige Einheimische, die ihre Verwandten in der Stadt besuchen, übernachten bei Stahringer und Göbel. „Viele mieten sich eine Wohnung bei uns, wenn sie Familienfeiern wie Hochzeiten oder auch Beerdigungen besuchen.“ Natürlich sind auch Schalke-Fans unter ihren Gästen. „Ich habe Stammgäste, die immer schauen wann welche Fußballspiele stattfinden und dann schon im Voraus bei mir buchen“, erzählt Stahringer, die in Süddeutschland einst ein kleines Möbelhaus betrieb. Auch zu großen Konzerten reisten viele für einen Tag nach Gelsenkirchen. Durch ihre Feriengäste lernt Susanne Stahringer ihre neue Heimat noch besser kennen: „Wenn mir ein Gast erzählt wo er überall war und ich davon etwas nicht kannte, schau ich mir das danach auch direkt an“, sagt sie.

Feriengäste kämen nur vereinzelt, meint allerdings Sigrun Erlemann, die seit 2011 eine Ferienwohnung in Erle vermietet. „Bei uns übernachten überwiegend Monteure“, berichtet sie.

Während Familie Göbel anfangs für ihre Idee, eine Ferienwohnung anzubieten, noch belächelt wurde, hätten sich schließlich viele dem Trend angeschlossen. „Es gibt inzwischen ziemlich viele Ferienwohnungen“, meint Annette Göbel. Etwa um die Hälfte weniger Gäste kämen daher heute zu Göbels als noch in den Anfängen. Damals seien auch viele Familien aus den neuen Bundesländern gekommen, die etwa in den Movie Park gefahren seien. „Für uns ist der Betrieb der Ferienwohnungen ein Zubrot, von dem wir dann wiederum in den Urlaub fahren“, erzählt Annette Göbel.