Gelsenkirchen. Ärzte diagnostizierten bei Ulf Timmermann eine Vorstufe von Leukämie. Seinem Knochenmarkspender aus Israel ist er bis heute dankbar.

  • Vor dreieinhalb Jahren diagnostizierten Ärzte bei Ulf Timmermann (65) eine Vorstufe von Leukämie
  • Ein unbekannter Knochenmarkspender aus Israel rettete dem Gelsenkirchener das Leben
  • Laut dem Patienten und seinem Arzt ist die Knochenmarkspende weder gefährlich noch schmerzhaft

„Aufklärung ist wichtig und kann Leben retten“, sagt Ulf Timmermann während er über seine Krankheit spricht.

Vor knapp dreieinhalb Jahren stellte man bei ihm schlechte Blutwerte fest, erniedrigte Blutplättchen – rote und weiße Blutkörperchen – aber auch teilweise unreife, nicht funktionsfähige weiße Blutkörperchen seien den Ärzten aufgefallen. Durch eine Knochenmarkpunktion diagnostizierten die Mediziner eine Vorstufe von Leukämie. Leukämie, umgangssprachlich auch als Blutkrebs bezeichnet, fasst eine Gruppe von Erkrankungen zusammen, bei denen ein unkontrolliertes Zellwachstum unreifer Blutkörperchen im Körper stattfindet.

Zunächst wurde der mittlerweile 65-Jährige, der seit 35 Jahren in Gelsenkirchen lebt, mit einer Spritzen-Therapie behandelt. Danach normalisierte sich das Blut. Doch in der Weihnachtszeit 2013 dann ein Rückfall: Die Blutwerte verschlimmerten sich erneut.

Glück beim dritten Versuch

Onkologe Dr. Christof Schardt behandelte den Patienten seit der Diagnose. Er riet Timmermann, sich beim Westdeutschen Tumorzentrum in Essen für eine Knochenmarktransplantation zu melden. 200 Transplantationen von Fremdspendern würden hier jährlich stattfinden. „Das Tumorzentrum ist eins der größten in Europa“, so Dr. Schardt, der seit 1992 als Arzt arbeitet und seit 1999 seine Arztpraxis für Hämatologie/Onkologie an der Ahstraße führt.

Gesagt, getan. Ulf Timmermann ließ sich in eine Knochenmark-Spendendatei aufnehmen, durch die Spender europaweit gesucht werden. „In der Regel dauert die Suche nach einem fremden Spender ungefähr drei Monate. Dabei wird geguckt, ob die Gewebeverträglichkeit passt“, erklärt der Arzt.

So musste auch Timmermann warten. „Drei Spender kamen zunächst in Frage. Einer sprang dann allerdings ab, eine weitere Spenderin wurde ausgeschlossen. Bei der dritten Person hatte ich Glück. Die Werte passten zu 100 Prozent und die Spendenbereitschaft war da.“ Fünf Wochen musste der Patient ins Krankenhaus. Durch eine Chemotherapie wurde das eigene Knochenmark zerstört. Im Anschluss wurden die Knochenmarkstammzellen des Spenders wie eine Bluttransfusion übertragen. „Diese nisten sich dann beim Empfänger ins Knochenmark ein und produzieren nach einer Zeit wieder Eigenblut“, erklärt der Onkologe.

Nicht viel mehr als eine Blutspende

Timmermann: „Wichtig ist mir zu sagen: Die Knochenmarkspende ist weder gefährlich noch schmerzhaft. Viele denken, dass man ans Knochenmark muss, das ist aber falsch. Von 100 Leuten weiß das vielleicht einer.“ Das bestätigt auch Dr. Schardt. „Eigentlich ist es nicht viel mehr als eine Blutspende, nur dass es etwas länger dauert. Für die Typisierung des Spenders ist nur eine Blutentnahme notwendig. Die Ausschüttung der Knochenmarkstammzellen wird durch mehrere Spritzen stimuliert. Über einen zentralen Venen-Zugang werden die Zellen gesammelt und mit Antikörpern aufgereinigt.“ Der Vorgang würde drei bis vier Stunden dauern. Viele Leute hätten noch die schmerzhafte, langwierige Knochenmark-Spende im Kopf. Diese würde nur noch in seltenen Fällen zum Einsatz kommen. „Mir ist es wichtig, die Leute wach zu rütteln“, betont Timmermann noch einmal.

Viel weiß er bisher nicht über seinen Spender, außer, dass er in Israel wohnt. Nach zwei Jahren darf der Kontakt angefragt werden, aber erst durch die Zustimmung des Spenders wird ein Kontakt auch hergestellt. „Ich werde auf jeden Fall versuchen, ihn zu kontaktieren und wenn er es mag, ihn auch mal besuchen“, so der Gelsenkirchener.

Erkrankung tritt häufiger im Alter auf

In seinen Worten erkennt man die Dankbarkeit. „Man lebt bewusster und ist froh über jeden Tag.“ Auf die Frage, ob er durch die Krankheit derzeit Beschwerden hat: „Ich fühle mich fast zu 100 Prozent in mein früheres Leben versetzt. Momentan merke ich keine große Belastung, ich bin nur ab und an mal etwas kaputt.“ Zu seinem Alltag gehören aber dennoch die Einnahme von immunstärkenden Medikamenten und regelmäßige Untersuchungen.

Timmermann lächelnd: „Auch den Ärzten verdanke ich mein Leben. Am 2. September, an dem Tag, an dem die Transplantation stattfand, werde ich erst einmal meinen zweiten Geburtstag feiern.“

Laut Dr. Christof Schardt gibt es in Gelsenkirchen zehn bis 15 Leukämie-Neuerkrankungen pro Jahr. Gerade im Alter würde diese Erkrankung häufig auftreten, da das genetische Risiko bei der Zellteilung und durch äußere Einflüsse viel höher sei.