Gelsenkirchen. Erwin Wilms erzählt von dem Lokal, das optisch an die 60er und 70er Jahre erinnert. Einige Bekanntschaften hat der Stammgast hier bereits geknüpft.

Erwin Wilms nimmt mit einem „Astra-Rotlicht“ in der Hand auf einem hellgrünen Sofa Platz. „Hier gibt es zwar auch gezapftes Bier, aber größtenteils wird hier Flaschenbier getrunken.“

Meist dreimal die Woche ist der 34-Jährige in der Rosi zu Gast, darunter fallen häufig der Freitag und Samstag. „Hier habe ich schon viele Leute kennengelernt und einige lustige Abende erlebt“, erzählt er. Seit zwei Jahren besucht er die Lokalität in der Weberstraße, nicht weit entfernt vom Hauptbahnhof.

Die Einrichtung erinnert an die 1960er und 70er Jahre. Auffällig: der grün- und orangefarbene Anstrich und die verschiedenen Sitzmöglichkeiten. Auf Barhockern, Sofas, aber auch Bierkisten kann der Gast sich niederlassen.

Interessante Unterhaltungen

Ein guter Freund hätte Erwin Wilms an einen Abend mitgenommen, erzählt er. Ihm gefiel es damals so gut, dass es nicht das letzte Mal sein sollte. „Anfangs war ich sehr sporadisch hier. Dann immer öfter. Auch, weil ich immer mehr Leute kennenlernte“, erinnert sich der Stammgast. „Mich hat fasziniert, dass hier oft irgendwas Unerwartetes passiert, mit dem man nicht rechnet.“ Gespräche mit Künstlern, politisch- oder gesellschaftlichengagierten und einfach aufgeschlossenen Menschen hätte er hier bereits geführt. An einem Abend lernte er die Musiker des Bundes-Jazz-Orchesters kennen. „Schon lustig, dass die die Rosi in Gelsenkirchen besuchen, wo die sonst die ganze Welt bereisen. Ich kann mich noch erinnern, dass wir mit denen ein Spiel gespielt haben: Sie mussten unsere Berufe erraten und wir das Instrument, dass die spielen.“

Als Pluspunkt der Eckkneipe sieht Erwin Wilms Veranstaltungen, wie die Übertragung der Oskar-Nacht, Konzerte oder eine Grill-Aktion, bei der für Geflüchtete gesammelt wurde. „Der Besitzer ist für Vieles offen.“

Neben dem Flaschenbier gönnt er sich auch „Himbär“, „Kohla“ oder „Froschbrause“, Limonaden-Getränke, die im Ruhrgebiet hergestellt werden. Am Wochenende gibt’s dann auch mal ein sogenanntes „Makrönchen“, ein mit Maracuja-Sahne-Likör gefülltes Pinnchen. Auf die Frage, was ihm an der gemütlichen Lokalität besonders gefällt, antwortet Wilms: „Das Publikum ist hier sehr gemischt. Jeder kann hingehen - junge Leute, die ihr Abi feiern, aber auch ältere Leute, die Spaß an Jazz haben.“ Jazz-Abende finden in dem Laden mit rustikalem Charme jeden ersten Mittwoch im Monat statt.

Wenige Alternativen

Wenn der Jura-Student, der nebenbei noch in einem deutsch-amerikanischen Unternehmen arbeitet, mal nicht die Rosi besucht, lässt er sich den Burger bei „Bang Bang Burgers & Beer“ schmecken. „Schade finde ich allerdings, dass es in Gelsenkirchen nicht viele Alternativen für junge Menschen gibt. Manchmal treffe ich in der Rosi Freunde und wir ziehen weiter nach Bochum oder Essen“, erklärt der gebürtiger Dorstener, der in Gelsenkirchen aufgewachsen ist und lebt. Es gibt auch Tage, da besucht er ohne verabredet zu sein die Kultkneipe. „Das würde ich in anderen Läden nicht machen, aber hier schon, weil ich immer irgendwen treffe, den ich kenne.“

Rosamunde wurde zur Rosi

Von 2008 bis 2011 war Cem Özdemir der Inhaber der Rosamunde in der Franz-Bielefeld-Straße. Private Gründe und auch die Lage in einer Wohngegend führten zur Schließung. Doch komplett aus der Branche wollte er sich nicht entziehen: So eröffnete er 2013 die Rosi in der Altstadt. Das Konzept scheint zu funktionieren. Seit über drei Jahren läuft der Betrieb.