Gelsenkirchen. Von Auszeit bis Renteneintritt: Der Caritasverband Gelsenkirchen bietet seinen 700 Beschäftigten eine flexible Arbeits- und Lebensplanung an.

Früher in Rente, mal eine Auszeit oder weniger Wochenstunden arbeiten: Als erster Caritasverband im Bistum Essen bietet die Caritas Gelsenkirchen ihren 700 Beschäftigten nun eine flexible Arbeits- und Lebensplanung an. Die Regelung gilt seit rund sechs Wochen. Bislang haben schon über 40 Mitarbeiter signalisiert, dass sie teilnehmen werden.

Eine Auszeit ohne Gehaltseinbußen

Einsatzmöglichkeiten für das Lebensarbeitszeitkonto gebe es viele, so der Caritasverband. Die Grundidee: Damit sich die Mitarbeiter beispielsweise eine Auszeit ohne Gehaltseinbußen leisten können, müssen sie Geld oder Zeit auf das eigene Lebensarbeitszeitkonto einzahlen. Das Angebot gilt auch gezielt für geringfügig Beschäftigte.

Sozialarbeiterin Jennifer Wnuk hat sich bereits für ihr eigenes Caritas- Flex-Konto entschieden. Die 30-Jährige hat durch Ausbildung, nachgeholtes Abitur und anschließendes Studium noch nicht viel in die Rentenkasse eingezahlt. „Durch das Ansparen der Arbeitszeit könnte ich trotzdem schon eher als mit 67 Jahren in Rente gehen“, sagt die Caritasmitarbeiterin, die Wohnungslose im Gemeinschaftsprojekt Caritas/Arztmobil betreut. Reizvoll sei für sie das Arbeitszeitmodell auch mit Blick auf ihre Familienplanung: „So wie ich jetzt einzahle, könnte ich beispielsweise schon in sechs Jahren ein halbes Jahr lang nur die Hälfte arbeiten gehen.“ Die fehlenden Stunden würden vom Flex-Konto ausbezahlt und Jennifer Wnuk so auf ihr normales Gehalt kommen. „Vielleicht aber“, so die 30-Jährige, „gehe ich aber mit 50 auch einfach mal ein Jahr nach Afrika und mache ein Sabbatjahr.“

Der Verband hält die Hürden möglichst niedrig

Die Flexibilität für die Mitarbeitenden ist auch für den Dienstgeber ein Pluspunkt. Caritasdirektor Peter Spannenkrebs: „In Zeiten des Fachkräftemangels wird die Arbeit bei der Caritas so noch attraktiver. Das Flex Konto ist ein starkes Argument für aktuelle und zukünftige Mitarbeiter. Es war uns als Thema daher besonders wichtig.“

Da bei der Caritas auch Menschen mit geringem Einkommen arbeiten, hält der Verband laut Spannenkrebs die Hürden möglichst niedrig: Langfristig reicht es, wenn Beschäftigte mindestens 25 Euro im Monat bzw. 300 Euro im Jahr ansparen. Den Anstoß für die Einführung des Caritas-Flex-Kontos die gesetzliche Anhebung des Renteneintrittsalters. Spannenkrebs: „Die Vorstellung, dass Mitarbeiter in der Pflege bis 67 noch voll arbeiten können, ist für viele unrealistisch.“ Auf der Suche nach Möglichkeiten für diese Beschäftigten sei der Verband auf Lebensarbeitszeitmodelle gestoßen.