Gelsenkirchen. . Die Stadt Gelsenkirchen stellt die Arbeitsabläufe auf Terminvergabe um. Ziel: Keine Schlangen. 275 bis 370 Fälle wurden pro Woche seit Januar bearbeitet.
Schon häufiger haben die Nerven der vielen Wartenden vor der Ausländerbehörde blank gelegen. Etwa, wenn sich jemand vordrängelte und es zu Rangeleien kam. Erst Ende vergangener Woche hat ein besonders eiliger Klient sein Vorpreschen mit einem zerrissenen Hemd bezahlt. Zuvor soll laut einer Mail an die Redaktion, einer Mitarbeiterin einer Sicherheitsfirma, die bei einem ähnlichen Vorfall eingreifen wollte, sogar ein Arm gebrochen worden sein.
Wachdienst wurde verstärkt
Derlei besorgniserregenden Umständen, das Bürgerbündnis AUF berichtete von etlichen verzweifelten Menschen, die an der Zeppelin-Allee übernachteten, tritt die Verwaltung seit Freitag mit einer geänderten Arbeitsweise gegenüber: „Wir vergeben Termine“, sagte Heike Born-Heuser, Leiterin des Referats Recht und Ordnung. Wach- und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) sind verstärkt worden, ebenso hat sich die Zahl der mobilen Arbeitsplätze in der Eingangszone von ein auf zwei erhöht.
Das hat laut Heike Born-Heuser zu einer „spürbaren Entspannung“ gesorgt, auch die ansonsten der Verwaltung gegenüber sehr kritische Monika Gärtner-Engel sieht das so. Alle, so Born-Heuser weiter, die vergangenen Donnerstag noch bis 12.30 Uhr in der Schlange anstanden, hätten einen Termin bekommen. 116 habe man an diesem Tag vergeben. „Terminkunden werden zudem ab sofort über den Eingang von der Husemannstraße aus in das Gebäude geholt“, berichtet die Referatsleiterin weiter. Dadurch habe sich die Wartesituation deutlich verbessert. Und beruhigend habe sich ausgewirkt, dass der KOD neben den Aushängen in deutscher und arabischer Sprache die Menschen zusätzlich über das Prozedere informiere – niemand müsse also befürchten, nicht dranzukommen.
Auch interessant
Einen wesentlichen Aspekt erwähnt noch Monika Gärtner-Engel: „Die Menschen haben die Zusage bekommen, dass ihr Aufenthalt bis zum Termin gesichert ist.“
16 781 Wartemarken seit Januar
Was für einen Ansturm die 42 Mitarbeiter in der Ausländerbehörde und die 17 Kollegen im Team Flüchtlinge bis dato zu bewältigen hatten, das lässt sich an den folgenden Zahlen ablesen: Seit Januar haben sie insgesamt 16 781 Wartemarken ausgegeben, dahinter verbergen sich sowohl Einzelpersonen als auch vielköpfige Familien. Heißt für den Wochenschnitt: 275 zu bearbeitende Fälle für die Ausländerbehörde, 370 für das Team Flüchtlinge.
Also alle Problem beseitigt? Wohl kaum. Von Verwaltungsseite ist zu hören, dass Nachwuchsmitarbeiter bis zu einem halben Jahr Einarbeitungszeit bräuchten, um mit den leichteren Fällen verlässlich klar zu kommen. AUF berichtet davon, dass die Security unfreundlich und barsch im Ton zu den Menschen sei, zu wenig Übersetzer die vielen Klienten betreuten, immer wieder Unterlagen verschwänden und daher neue Termine angesetzt werden müssten. Auch gäbe es eine Unterschriftenaktion gegen einen Mitarbeiter, dessen Büro die bislang 400 Unterzeichner als „Friedhof der Flüchtlingsakten“ bezeichneten.