Gelsenkirchen. Die Vermarktung des Wohnquartiers „Am Buerschen Waldbogen“ hat begonnen. Ein Kommentar von Friedhelm Pothoff

Es war eine schwere Geburt. Viereinhalb Jahre hat die Stadterneuerungsgesellschaft (SEG) benötigt, bis sie ankündigen durfte, was an diesem Samstag Fakt geworden ist: die Vermarktung des Quartiers „Am Buerschen Waldbogen“.

Die Diskussionen sind damit nicht beendet. Nicht wenige in der Stadt finden, dass dieses Gebiet zu elitär ausgepreist sei. Die Beträge, die für private Bauherren aufgerufen würden, (zu) hoch seien. Ein Argument, dem Harald Förster, bis Montag noch Geschäftsführer der SEG, entgegentritt mit den Worten, dass das Gebiet kein Ghetto für die Superwohlhabenden, aber eben auch kein reines Mietergebiet sein würde.

In der Tat kosten die Baugrundstücke, die gerade in einem Sonderprogramm angeboten werden, von etwa 100 000 Euro für gut 450 Quadratmeter bis hin zu über 330.000 Euro für knapp über tausend Quadratmeter. Anders ausgedrückt: es geht von der bürgerlichen Mitte an aufwärts.

Brennpunkte werden zu Kultvierteln

Von der Hand zu weisen ist mit Blick auf den Waldbogen jedenfalls nicht, dass dieses Gebiet, in Buer und Resse gelegen, zu einem investitionsfördernden Glücksfall für Gelsenkirchen werden könnte. Einer klammen Stadt bietet sich hier die Chance, ein neues Quartier zu formen. Eines, das im Grünen liegt, sagen die Befürworter. Eines, das weit ab vom Schuss und der Nahversorgung liegt, sagen die Kritiker. Wie auch immer man es selbst bewerten mag, es bleibt auf jeden Fall ein Baugebiet, dass Gelsenkirchen Einnahmen in beträchtlicher Höhe in die Kasse spülen kann. Förster spricht von 30 Millionen Euro Umsatzerlös, von denen rund 10 Millionen Euro übrig bleiben könnten.

Mit diesem Kapital könnte im Gegenzug in Ückendorf an der Bochumer Straße Stadterneuerung betrieben werden. Nicht selten ist ja in Großstädten zu beobachten, dass aus Brennpunkten Kultviertel werden, wenn Investoren liefern, was bis dahin immer fehlte: das nötige Geld für einen Aufbruch.