Gelsenkirchen. . An der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen werden Ausgründungen aus Forschung und Lehre massiv gefördert. Enger Kontakt zu Professoren als Standortvorteil. Aber langsam werden die Räume knapp.

Die Weichen zur Energiewende werden auch in Gelsenkirchen gestellt. Genauer gesagt an der Westfälischen Hochschule (WH), an der die Absolventen Jeffrey Roth und Ulrich Wilhelm Rost ihr eigenes Unternehmen im Bereich Wasserstofftechnik gegründet haben. „Wenn wir unsere Arbeit in den nächsten Jahren wie geplant fortsetzen könne, werden wir damit den Energiemarkt grundlegend verändern“, sagt Roth. Auch Prof. Dr. Michael Brodmann, Vizepräsident Forschung und Entwicklung an der WH, zeigt sich von der Arbeit seiner Schützlinge begeistert: „Die beiden haben eine völlig neue Technologie auf den Markt gebracht.“

Und wenn es nach Michael Brodmann geht, sollen es in Zukunft viele Studenten der WH den jungen Gründern nachmachen. „Als Hochschule sind wir daran interessiert, dass aus unseren Forschungsvorhaben Ausgründungen entstehen können.“ Seit 1995 habe es bereits zwölf Ausgründungen aus Lehre und Forschung an den verschiedenen Standorten der Westfälischen Hochschule gegeben. Alle Beteiligten seien zuvor mindestens als wissenschaftliche Hilfskraft an der WH aktiv gewesen.

Enge Anbindung als Standortvorteil

„Wenn die Leute in der Nähe der Hochschule bleiben, können sie auf eine professionelle Betreuung zählen“, erläutert Brodmann den größten Standortvorteil. Innerhalb von fünf Minuten würde eine Verbindung zu Forschern und Professoren hergestellt werden können. Diese würden immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, um den Forschungsgedanken gemeinsam umzusetzen.

Zudem stellt die Westfälische Hochschule Räume zur Verfügung, in denen die jungen Gründer die Forschung und die Weiterentwicklung ihrer Ideen vorantreiben können. „Natürlich zahlen sie Miete zu den üblichen Konditionen“, betont Brodmann, „wir nehmen hier keine Wettbewerbsverzerrung vor.“

Kreatives Klima fördern

Ein Problem gibt es: Die Zahl der Studenten steigt stetig, die Anzahl der Räume aber ist limitiert. Deswegen soll in Zusammenarbeit mit der Stadt bald ein neues Gründerzentrum in der Nähe der Westfälischen Hochschule geschaffen werden. Dort sollen sich mehrere aus der WH heraus gegründete Firmen gemeinsam niederlassen. Michael Brodmann glaubt, dass die jungen Gründer sich gegenseitig unterstützen können. „Dieses kreative Klima möchten wir massiv fördern.“

Bei Jeffrey Roth und Ulrich Wilhelm Rost hat es auch so funktioniert. Bereits während ihres Studiums haben sie sich mit der Wasserstofftechnik beschäftigt. Zusätzlich engagierten sie sich in einer AG. 2009 meldeten sie dann das erste Patent an, heute sind sie mit der Entwicklung ihres Produkts weit fortgeschritten.

Das Insektenauge als Vorbild 

Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Ausgründung an der Westfälischen Hochschule stellt die Firma „Xapt“ dar. Der Name steht für „Extrem angewandte physikalische Technik“, wie der gesellschaftende Geschäftsführer Marco Brinker erklärt. Schon seit 15 Jahren produziert Brinker nun schon optische Sensoren und HighTec-Messsysteme zur industriellen Bildverarbeitung. Als Inspiration zu seiner Innovation diente die Natur. Genauer: das Insektenauge. Seine Funktionsweise war Vorbild der von „Xapt“ entwickelten Sensortechnologie.

Hochschule als Mitarbeiterschmiede

18 Mitarbeiter aus dem Hochschulumfeld sind daran beteiligt. „Einen besseren Ort zur Rekrutierung von Mitarbeitern gibt es nicht“, sagt Brinker, „hier kann ich die besten Köpfe abgreifen.“

Zudem war für seine Entscheidung, in der Nähe der Westfälischen Hochschule zu bleiben, ausschlaggebend, dass er in engem Kontakt zu seinen ehemaligen Professoren bleiben konnte. „Der Draht zur Hochschule war für uns unheimlich wichtig“, sagt Brinker, dessen Unternehmen über die Jahre immer stärker gewachsen ist.