Gelsenkirchen. Menschen, die Geflüchtete im Alltag unterstützen möchten, können sich ab sofort bei Koordinatorin Brigitte Becker melden. Sie ist selbst „Patentante“.

Dieser blitzgescheite Flüchtling in einer der Internationalen Förderklassen der Gesamtschule Berger Feld ist Brigitte Becker sofort aufgefallen. Da war sie noch seine Lehrerin. „Wir haben uns nach nur einem Monat in Deutsch unterhalten.“ Als Becker am 1. Februar pensioniert wurde, dachte sie: „Ich kann den Jungen nicht alleine lassen.“ Heute ist sie Patin des 16-jährigen Alauddin aus Afghanistan.

Der junge Mann sagt „Tante“ zu seiner ehemaligen Lehrerin. „Sie ist toll und hilft mir“, erzählt er. „Sie hat mir einen Computer besorgt, damit ich lerne besser zu schreiben.“ Da hapert’s nämlich noch. Die Zwei stehen, wenn sie sich nicht persönlich treffen können, per WhatsApp in engem Kontakt.

Tandem-Verfahren: Hauptamtliche stehen ehrenamtlichen Paten zur Seite

Die Lehrerin im Ruhestand ist aber mehr, als „nur“ Patin. Sie ist ehrenamtliche Koordinatorin des neuen Patenschaftsprogramms, das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. Über den Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt hat sich der Unterbezirk Gelsenkirchen/Bottrop beworben und einen Zuschlag bekommen. Unter bundesweit 3600 Patenschaften sind 100 der Awo vor Ort vorbehalten.

Im Mai haben Awo-Geschäftsführerin Gudrun Wischnewski und Admir Bulic, Leiter der Awo-Integrationsagentur, das Tandem-Projekt angeschoben. Heißt: Hauptamtlich Beschäftigte, die über einen großen Erfahrungsschatz in der Integrationsarbeit verfügen und, nebenbei bemerkt, an die 20 Sprachen einbringen, stehen ehrenamtlichen Paten mit Rat und Tat zur Seite. „Unsere Kompetenz ist, Menschen zu begleiten, hier anzukommen“, sagt Gudrun Wischnewski. Zu lernen, sich in der noch fremden Gesellschaft zurecht zu finden, sei noch wichtiger, als die Erstversorgung.

Einsteigertasche mit Informationsmaterial

Bei Null fängt die Awo nicht an. Im Café Miteinander etwa haben sich bereits Patenschaften ergeben. In Horst spielt ein Pate Fußball mit Flüchtlingen; eine Familie aus Bulmke betreut eine fünfköpfige syrische Familie, in Rotthausen gibt’s das Patenschafts-Café... Auf geschätzte 27 bis 30 Patenschaften kann die Awo inzwischen drauf satteln.

Info

Brigitte Becker bietet donnerstags (15 bis 17 Uhr) im Awo-Begegnungszentrum, Grenzstr. 47, Sprechstunden an. Zu erreichen ist sie mobil unter der Rufnummer 0157 348 364 01 und per E-Mail: patenschaft@awo-gelsenkirchen.de

„Durch das Projekt können wir das Ganze jetzt professioneller angehen“, so Wischnewski. Die Hauptamtlichen seien mit Herz dabei, aber den ganz engen Kontakt könne das Team „Aufsuchende Sozialarbeit“ bei so vielen Menschen nicht stemmen. Fortbildung, Gespräche, Info und Sprechstunden bietet die Awo allen Paten an. Auch eine „Einsteiger“-Tasche mit Infomaterial wird zur Verfügung gestellt. Verständigung? Brigitte Becker lacht. „Englisch hilft, es geht aber auch mit Blicken und Gesten.“ So, wie bei Alauddin...