Gelsenkirchen. Die Geschichte von „Meral und Jana“ und einer „Freundschaft ohne Grenzen“ erzählt die Gelsenkirchener Autorin Inge Meyer-Dietrich in ihrem neuen Kinderbuch.

Jana und Meral gehen Hand in Hand durchs Leben. Die beiden Schulfreundinnen kann nichts trennen. Im Gegenteil: Als Mitschüler böse Vorurteile gegen Ausländer schüren, da wächst die Freundschaft noch enger zusammen, denn auch Merals Familie war einst auf der Flucht. Die Geschichte von „Meral und Jana“ und einer „Freundschaft ohne Grenzen“ erzählt die Gelsenkirchener Autorin Inge Meyer-Dietrich in ihrem neuen Kinderbuch. Der Band ist im Ravensburger Verlag erschienen.

Der Text für eine Leserschaft ab sieben Jahren könnte zeitaktueller kaum sein. Doch die mehrfach preisgekrönte Autorin schrieb die Geschichte bereits 2014, als der Strom von Flüchtlingen noch gar nicht absehbar war. Inge Meyer-Dietrich gesteht: „Damals ahnte noch niemand, dass schon bald so viele Menschen bei uns Zuflucht suchen würden. Auch im Ravensburger Verlag zeigte man sich überrascht von der plötzlichen Aktualität des Themas.“

Das Buch erzählt von einem Kind, das sich nicht traut, den Freunden zu erzählen, dass es aus einer Romafamilie stammt, aus Angst, dann nicht mehr mitspielen zu dürfen. Zitat aus dem Buch: „Roma werden oft als Zigeuner beschimpft.“ Die Kinder aber zeigen Mannschaftsgeist und halten zu Meral. Eine Geschichte, die den Wert von Mut, Freundschaft und Toleranz kindgerecht auf den Punkt bringt. Die beredten Zeichnungen steuerte Olivia Vieweg bei. Das Buch eignet sich zum Blättern und Selberlesen – und zum Vorlesen.

Engagiert und einfühlsam

Engagiert und einfühlsam setzt sich die 1944 in Bochum geborene Kinder- und Jugendbuchautorin Inge Meyer-Dietrich aus Buer schon lange mit Geschichten von Fremdsein, Ausgrenzung, Feindseligkeit und Intoleranz auseinander. Für ihren Jugendroman „Plascha“, der die Zeit spiegelt, als am Ende des 1. Weltkriegs der Hass auf Polen grassierte, erhielt sie u.a. den Gustav-Heinemann-Friedenspreis.

© Möller

Ideengeber für die Geschichte rund um Meral und Jana waren reale Erlebnisse der Autorin. So der Bericht einer Lehrerin, mit der sie in verschiedenen Projekten auch für Flüchtlingskinder zusammengearbeitet hatte: „Ich erfuhr von längst gut integrierten Menschen, dass ihre Angst vor Ablehnung wegen ihrer Herkunft so groß war, dass sie sich auch ihren Freunden gegenüber nicht als Roma zu outen wagten. Das hat mich erschüttert.“ Dennoch ist sie fest davon überzeigt, „dass wir hier im Ruhrpott ziemlich gut mit Einwanderern umgehen. Wir haben Erfahrung darin. Die meisten von uns stammen doch von Einwanderern ab. Auch meine Vorfahren väterlicherseits sind aus Polen ins Ruhrgebiet gekommen.“

Die Offenheit der jungen Leser begeistert die Autorin: „Das erlebe ich immer wieder bei Lesungen an Schulen und in Schreibwerkstätten. Junge Menschen gehen zumeist neugierig auf andere zu, auch auf Fremde.“ Wenn Kinder Vorurteile äußern wie der Olli in ihrer Geschichte, dann hätten sie die oft nur von Erwachsenen übernommen. Ihr Buch, hofft die Autorin, könne Denkanstöße für Gespräche über den Umgang miteinander liefern.

Schon in der zweiten Auflage

Die Reaktionen auf „Meral und Jana“ seien positiv: „Es liegt bereits in der zweite Auflage vor.“ Während sich das Kinderbuch gerade eine große Leserschaft erobert, arbeitet Meyer-Dietrich an neuen Projekten. Soeben beendete sie den ersten Teil einer Roman-Trilogie für Erwachsene.

„Leben und Träume der Mimi H.“ erzählt vom wechselvollen Leben einer Frau aus dem Ruhrgebiet, die 1887 geboren wurde und fast 100 Jahre alt geworden ist, die sich von Schicksalsschlägen nicht kleinkriegen lässt und sich ihre Träume bewahrt. Der Roman erscheint im August im Verlag Henselowsky Boschmann, der „Plascha“ neu aufgelegt und den Ruhrgebietsfantasy-Roman „Die Hüter des Schwarzen Goldes“ herausgebracht hat.