Gelsenkirchen. Unter dem Label „URB-Clothing“ bringen Sara Urbais, Daniel Sopke, Samir Duratovic und Enzo Galante in Gelsenkirchen ihre Mode an Frau oder Mann.

Urban wirkt der Showroom von Sara Urbais (26), Daniel Sopke (35), Samir Duratovic (20) und Enzo Galante (26). Die Vier entwerfen und vertreiben Mode unter dem Namen „URB-Clothing“ in den Räumen der ehemaligen Engel-Apotheke auf der Bochumer Straße. Und das seit 2012. An Kupferrohren, die mit dünnen Seilen an der Decke befestigt sind, hängen T-Shirts, Sweater, Tops, Jacken, Hosen und Caps aus der neuen Kollektion auf Bügeln. „Das sind alles Musterteile. Der Verkauf findet ausschließlich über unseren Onlineshop statt“, erklärt Sara Urbais. Hinter dem Showroom ein weiterer Raum. „Was hinter der Tür passiert, ist geheim. Da hängen Ideen, Entwürfe und Sachen, die noch in Mache sind“, teilt Samir Duratovic mit.

Mit ihren „Melting Tights“, Strumpfhosen, an denen Latex in verschiedenen Farben herunter läuft, machte sich das junge Modeunternehmen über die Grenzen von Deutschland hinaus einen Namen. Weitere Kollektionen folgten. Modemagazine, wie die Glamour Brasilien und die britische Vogue, berichteten über die Designer.

Die Macher: (v.l.)  Samir Duratovic (20), Sara Urbais (26) und Daniel Sopke (35). Enzo Galante (26) war während der Entstehung der Fotos im Ausland.
Die Macher: (v.l.)  Samir Duratovic (20), Sara Urbais (26) und Daniel Sopke (35). Enzo Galante (26) war während der Entstehung der Fotos im Ausland.

Zu der aktuellen, alltagstauglichen Kollektion für Frauen und Männer zählt unter anderem ein weißes T-Shirt mit dem Aufdruck: „Is klar. Am arsch.“. Das es sich um einen Schriftzug in deutscher Sprache handelt, ist erst auf dem zweiten Blick zu erkennen. „Das ist eine Typografie, die an die arabische Schrift erinnert“, teilt Daniel Sopke mit. Weitere Sprüche auf der Kleidung: „Enjoy the pay. Win the game“, „Freedom“ und „Proudly me“. Sara Urbais: „In unserer Mode steckt viel Persönlichkeit. Für die Kollektion haben wir uns besonders mit Gerechtigkeit, Politik und Gesellschaft auseinandergesetzt und dabei auch viel von unseren eigenen Gefühlen leiten lassen.“

Auch interessant

Auch der Standort des Labels in dem zuletzt als „No Go-Area“ beschriebenen Stadtteil Ückendorf hätte die Kollektion beeinflusst. „Man sollte den Menschen als Menschen sehen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, Menschen aus anderen Kulturen bringen positive Vibes hierher. Von der Lebenslust und dem Temperament vieler zugezogener Menschen können wir nur lernen“, sagt die Designerin, die derzeit ihre Haare blau gefärbt trägt. „Auch wollen wir die Leute zum Nachdenken bringen. Es soll nicht alles hingenommen, sondern auch in Frage gestellt werden“, fährt Daniel Sopke fort.

Ein weiterer Wunsch, den das Modeunternehmen äußert: „Menschen sollten aufhören, andere anhand ihres Geldes zu bewerten.“ Sara Urbais erklärt: „Hier in Deutschland werden viele Existenzängste geschaffen, wenn man eine Idee hat, aber nicht in Anzug und Krawatte herumläuft. Von uns selbst können wir sagen: Wir haben das gemacht, wovon wir überzeugt waren.“

Ein Blick auf einen Teil der Kollektion – alltagstauglich und für junge Menschen gedacht.
Ein Blick auf einen Teil der Kollektion – alltagstauglich und für junge Menschen gedacht. © FUNKE Foto Services

Das Team scheint zu funktionieren. „Jeder bringt andere Eigenschaften mit, die sich super ergänzen“, erklärt Sara Urbais die Arbeit des Quartetts. „Sara ist der Boss und zeitgleich die Designerin, Daniel ist für Vertrieb und Buchhaltung verantwortlich und Enzo kümmert sich um das Produktionsmanagement“, erklärt Samir Duratovic, der bei den kreativen Prozessen unterstützend mitwirkt. Zuvor stand Sara mit ihrer Schwester Johanna Urbais im Vordergrund. Diese habe sich aber umorientiert. Seit dem Ausstieg hat sich das Team neu geformt.

Viel geht nach Übersee

Obwohl die Vier in Deutschland arbeiten, wird geht das Gros ihrer Mode nach Asien und Amerika. „Leider ist Deutschland kein Aushängeschild für Mode. Mode wird hier nur langsam angenommen“, urteilt die gebürtige Gelsenkirchenerin, die bereits eine Grafiker-Ausbildung und ein Modedesign-Studium absolviert hat. Doch wie kam es überhaupt zur Entstehung des Modelabels? Sara Urbais erklärt: „Mode war schon immer mein Ding. Mit 17 habe ich Schuhe selbst designt und nach New York verkauft.“ Zudem sei sie eine der ersten Modebloggerinnen in Deutschland gewesen. „Ganz oft hatte ich auch eine Idee im Kopf und kurze Zeit später hat die dann jemand anderes umgesetzt. Das wollte ich ändern.“