Gelsenkirchen. „Kopfgeld“- und „Meinungsmache“-Vorwürfe führten vor Gericht. Nun betonen Gewerkschaft und Service Group gutes Einvernehmen.

Im März kochten die Emotionen hoch. Unternehmermentalität nach „Gutsherrenart“ warf die IG BAU der Erler Stölting-Service Group vor, ein Firmensprecher kritisierte „Stimmungsmache. Man traf sich vor Gericht. Dass Stölting einigen der rund 200 Mitarbeitern der Stölting Care & Service Prämien anbieten wollte, wenn sie aus der Gewerkschaft austreten, hatte juristische Konsequenzen.

Bei der Gewerkschaft sprach man von „Kopfgeld“, Stölting verstand die Zahlung dagegen als Mitarbeitertreueprämie und warf den Sekretären der IG BAU vor, gezielt Unwahrheiten zu verbreiten und die Belegschaft zu verunsichern. Die Kammervorsitzende des Arbeitsgerichts gab den Klägern in allen Punkten Recht. Die Prämie war vom Tisch. Nun die Wende: „Die Streitigkeiten sind beigelegt“, verbreiteten beide Seiten am Freitag in einer Presseerklärung

Gemeinsame Erklärung beider Parteien

Gespräche zwischen der Geschäftsführung und IG BAU Regionalleiter Bodo Matthey hat es in letzter Zeit gegeben. „Man hat gesehen, dass einige Sachen schief gelaufen sind. Wir haben gegenseitig Spielregeln aufgestellt und sehen, dass es klappt. Das ist okay so“, findet Matthey und Thorsten Lieber, Leiter Controlling im Stölting-Firmensitz betont: „Die Sache ist bereinigt.“ Beide Parteien seien zu der Erkenntnis gekommen, dass „es keinen Sinn macht, Meinungsverschiedenheiten in dieser Form auszutragen.“ Susanne Neumann, Vorsitzender der IG BAU Emscher-Lippe Aa, glaubt: „Unsere Aktionen waren wirksam. Der Respekt vor der IG BAU ist wieder hergestellt.“

Offenbar hat Stölting zudem Druck von Kunden auf den öffentlich geführten Streit gespürt.Letztlich ging es darum, weiteren Schaden abzuwenden. In der gemeinsamen Presseerklärung liest sich das so: „Die in der jüngeren Vergangenheit aufgetauchten Probleme als wesentliche Grundlage für die auch die Öffentlichkeit bewegenden Störungen des Vertrauensverhältnisses sind aufgearbeitet“, die „Weichen für eine respektvolle, damit auch zukünftig erfolgreiche Zusammenarbeit gestellt worden.“ Stölting unterstütze die Arbeit der Gewerkschaften im Rahmen der „bestehenden unternehmerischen Möglichkeiten, anderseits respektiere und akzeptiere die IG BAU unternehmerisches Handeln der Gruppe, „soweit die Regeln des Tarifvertragsgesetzes und Betriebsverfassungsgesetzes eingehalten werden.“

In den Sparten Reinigung, Sicherheit und Personal beschäftigt Stölting bundesweit rund 6000 Mitarbeiter und hatte stets das „gute Verhältnis zwischen Unternehmen und Gewerkschaft“ betont. Wichtiges Zeichen (und nicht selbstverständlich in der Branche) war die 2010 geschlossene und seither gültige Betriebsvereinbarung, nach der bei Stölting ausschließlich unbefristete Arbeitsverhältnisse geschlossen werden. Kritisiert hatte die IG BAU zuletzt auch eine massive Arbeitsverdichtung gerade für Reinigungskräfte. Doch die ist derzeit zumindest öffentlich kein Thema mehr.