Gelsenkirchen. Die Gewerkschaft IG BAU wirft dem Unternehmen Stölting “Gutsherrenart“ und Rechtsbruch vor. Ein Firmensprecher kritisiert die “Stimmungmache“.

Die Stölting-Group ist ein Unternehmen auf Expansionskurs. In der hart umkämpften Reinigungs- und Sicherheitsbranche sind die Erler in den letzten Jahren vor allem durch Firmenübernahmen rapide gewachsen. Nach innen, klagt jetzt die IG BAU Westfalen, die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, arbeite Stölting dabei mit Einschüchterung, verdichte seit der Einführung des Mindestlohns in der Gebäudereinigung seit Januar enorm die Leistung vor allem bei den im Klinikbetrieb eingesetzten Reinigungskräften und ginge „nach Gutsherrenart“ gegen Gewerkschaftsmitglieder vor.

Im Visier hat IG Bau-Regionalleiter Bodo Matthey dabei die Stölting Care & Service GmbH. „Die Beschäftigten haben jetzt eine Stunde weniger Zeit, um die gleiche Fläche zu schaffen“, so Matthey. „Nach unseren Informationen“ zahle Stölting Care zudem „jedem Mitarbeiter ein ,Kopfgeld’ von 50 Euro, wenn er aus der Gewerkschaft austritt.“ Für Matthey ist das „ein Skandal und ganz klar rechtswidrig“. Stölting dürfe weder Mitarbeiter zum Austritt aus der Gewerkschaft auffordern noch ihnen sogar Vordrucke dafür bereitstellen. Dies soll laut IG BAU geschehen sein. Die Gewerkschafter, mittlerweile mit Hausverbot belegt, gehen daher juristisch gegen das Unternehmen vor und streben eine einstweilige Verfügung an, über die bereits am 9. März am Arbeitsgericht verhandelt wird.

Susanne Neumann, Bezirksvorsitzende der IG BAU und seit 34 Jahren selbst bei Stölting beschäftigt, empört das Vorgehen. „Menschen so unter Druck zu setzen und Betriebsratswahlen zu verhindern, finde ich erschreckend. Mit Geld kann man nicht alles kaufen. Das Angebot ist eine Frechheit und Provokation. So macht man Leute fertig. Aber die Mädels machen alles, um den Job zu behalten.“

Nach direkten Gesprächen auch schriftlich positioniert

„Seit Jahrzehnten verfügen wir in der Stölting GmbH Reinigung & Service in Gelsenkirchen über einen etablierten Betriebsrat. In fast schon partnerschaftlichem Zusammenspiel verliefen die letzten Jahre ohne jegliche Streitigkeiten und immer konstruktiv. Als einer der größten Arbeitgeber in unserer Region sind wir uns unserer sozialen Verantwortung mehr als bewusst“, hält Thorsten Lieber, der Leiter Controlling, den Stölting-Kritikern entgegen. Er wirft der IG BAU Stimmungsmache vor, sie habe gezielt Unwahrheiten verbreitet, um „zu verunsichern und darüber hinaus, um Mitglieder mit der geschürten Unsicherheit zu generieren“. Inhaltlich sei es beispielsweise um Urlaubsansprüche und Stundenlöhne gegangen.

Nach direkten Gesprächen mit der Belegschaft habe sich Stölting verbindlich positioniert und „alle Mitarbeiter der Stölting Care & Service GmbH auch schriftlich informiert, um die letzten Verunsicherungen zu beseitigen.“ Lieber betont, dass anders als unterstellt „ohne tarifliche Verpflichtungen allen Beschäftigten der Stölting Care ab sofort zusätzliches Urlaubsgeld“ gezahlt werde. Die von der IG BAU monierte „Kopfprämie“ für den Austritt aus der Gewerkschaft sieht Stölting als „Mitarbeitertreueprämie“. Sie werde gezahlt, um Mitarbeitern, die sich „zu einer Mitgliedschaft haben überreden lassen“ den finanziellen Aufwand auszugleichen.

Gegen Stölting strebt die IG BAU nun eine einstweilige Verfügung an. Der Verhandlungstermin ist am Mittwoch, 9. März, 13.45 Uhr, im Sitzungssaal 307 des Gelsenkirchener Arbeitsgerichts im Justizzentrum an der Bochumer Straße 79.